Mordsdeal
er bettelte regelrecht um eine Partnerschaft mit ihm, weil er es sich alleine nicht zutraute, den Handel aufzuziehen. Vielleicht hatte Daniel Looser sich einen anderen Partner gesucht? Aber wen? Kannte Daniel Looser Hilla? Hilla war Heiners Schwägerin.
Fragen über Fragen, nur gut, dass sie morgen den Termin bei der Kommissarin hatte. Vielleicht konnten sie sich austauschen. Mia grinste.
Beim Haustüraufschließen kam ihr plötzlich ein ganz anderer Gedanke: Vielleicht war der Tote in der Tonne gar nicht Stephan Wagner und trug nur eine Visitenkarte mit sich herum, auf der lediglich sein Name notiert war.
*
Mark Benecke war der Sache schnell auf den Grund gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes.
»Ein schriftlicher Bericht folgt«, sagte er beim Händedesinfizieren. »Ist natürlich alles eine Kostenfrage, kommt darauf an, wie ausführlich Sie ihn wollen.«
»Ein paar Sätze reichen«, antwortete die Kommissarin. »Wichtig ist mir, dass Sie schreiben, wie lange er ungefähr … und dass er nicht hier am Tatort gestorben ist, sondern verlagert wurde und über die Auffälligkeiten am … Aber das wissen Sie ja selbst. Soll ich Sie jetzt zum Bahnhof bringen?«
Benecke nickte und sah sie an, als sei er von nichts anderem ausgegangen. »Aber bitte nach Mönchengladbach, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Kommissarin Lilo Schütz und Benecke standen vor der Fahrplantafel im Mönchengladbacher Hauptbahnhof. Sie lauschten der Ansage. Jeder von ihnen hatte ein paar Bruchstücke mitbekommen. Das ergab, wie viel Zeit es zu überbrücken galt: über eine dreiviertel Stunde. Lilos Magen knurrte den Lonesome-Blues und Beneckes Augen flitzten hin und her, als sei er auf der Suche nach seiner nächsten Leiche.
»Da drüben ist ein chinesisches Restaurant, wie sieht es aus, haben Sie Lust, mit mir essen zu gehen?«, fragte Lilo.
»Hm, normalerweise esse ich nur nachts …«, antwortete er. »Aber ich muss ja auch nichts bestellen.«
Lilo staunte über seine Essgewohnheiten. Im Gegensatz zu ihm freute sie sich auf ein warmes Mittagessen, sah sie in Gedanken den Teller mit den knusprigen Hähnchenstücken in der süß-sauren Soße und dem chinesischen Gemüse auf der Warmhalteplatte stehen. Ihre Speicheldrüsen öffneten die Schleusen, die Magensäfte schossen ein. Höchste Zeit.
Lilo musste sich beherrschen, nicht im Erzähltakt von Benecke zu essen. Während sie sich an den Hähnchenstückchen ergötzte, trank er an seinem Glas Wasser und berichtete von seiner Arbeit. Zwischendurch ging sein Blick suchend über den von ihr bestellten Salat.
Wenn sie Benecke reden hörte, war es gut, dass er schnell sprach. So bekam sie nicht alle Abscheulichkeiten mit, die er erzählte, obwohl, sie hatte ja danach gefragt, welcher Fall bisher der schwierigste war. Da hätte sie an seiner Stelle auch den Fall mit dem Mann erzählt, den er von hinten auf der Couch sitzen sah und von dem er dachte, dass er noch lebte, weil seine Mütze sich bewegt hatte. Kaum war er näher gekommen, hatte er den Irrtum erkannt, es waren die Maden und Käfer, die dies verursacht hatten.
Lilo unterdrückte ein Würgen. Sie hatte als Kommissarin schon einige Leichen gesehen, aber so etwas war ihr, Gott sei Dank, noch nicht untergekommen. Bevor die Hähnchenstücke wieder gucken kamen, musste sie schleunigst vom Thema ablenken.
»Lassen wir das lieber. Noch mal zurück zu meinem Fall …« Lilo lächelte gequält. »Wenn sich unser Verdacht der Tötung nicht bestätigt, müssen wir zumindest denjenigen finden, der ihn in der Tonne entsorgt hat, als er bereits tot war. Der schlechte Witz dabei ist, dass derjenige nur gegen das Bestattungsgesetz verstoßen hat und noch nicht einmal eine empfindliche Strafe bekommt.«
»Sie meinen also nicht, dass es der Besitzer der Tonne, dieser Daniel Looser, war?«, fragte Benecke nach.
»Ich weiß nicht. Wer macht so etwas? Tötet jemanden und steckt ihn in die Tonne. Oder was soll es sonst sein? Eine Verzweiflungstat? Wagner hatte ihn besucht und ist dann an einem Herzinfarkt gestorben. Was macht man dann als Erstes? Klar, man ruft keinen Krankenwagen oder Arzt, sondern steckt ihn in die Biotonne. Bekommen wir ja immer eingetrichtert: Plastik in die gelben Tonnen, organische Stoffe in die braune. Nein, irgendetwas ist da faul. Sobald dieser Looser wieder ansprechbar ist, befrage ich ihn.« Lilo winkte der Bedienung und rief: »Die Rechnung bitte.«
»Zusammen oder getrennt?«, fragte die freundliche Chinafrau, die an
Weitere Kostenlose Bücher