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Mordsee

Mordsee

Titel: Mordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Opel Astra und schnallten sich an. Nachdem der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte und sie auf den Zubringer zur Autobahn eingebogen waren, überlegte Jung, was die allernächste Zukunft wohl bringen werde. Was sollte er tun? Svenja hatte ihm ins Gewissen geredet, sich nicht zu sehr anzustrengen. Ihre Ermahnung hatte ihn stärker berührt, als ihm lieb gewesen war. Er erinnerte sich daran, dass man von ihm nur erwartete, den Herrn und Damen Staatsanwälten den Weg zu den Toiletten zu weisen. Bei dem Gedanken lachte er innerlich und entspannte sich. Er sah zu, wie der Fahrer sich geschickt in den Verkehr auf der Autobahn einfädelte. Er kippte seinen Sitz nach hinten und lehnte sich zurück.
    »Genau richtig, Herr Jung. Der Flug dauert. Danach Jetlag. Kennen wir alles zur Genüge«, sagte der Chauffeur und lächelte seinen Passagier an. Jung verzog die Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen und schloss die Augen.
     
    *
     
    »Kann ich Ihre Ausweise sehen?«
    Jung wachte aus seiner Versenkung auf. Sie standen vor einem Schlagbaum. Der Fahrer hatte die Scheibe heruntergelassen, und der Wachmann beugte sich vor und spähte ins Wageninnere.
    »Wir sind angemeldet. Für den Flug nach Québec«, erwiderte der Fahrer.
    »Dann habe ich Sie auf meiner Liste. Ihre Namen?«
    Der Fahrer nannte ihm die Namen, und der Wachmann wies ihnen den Weg zur Abfertigung. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie vor der Halle angelangt waren und der Fahrer das Gepäck entladen und auf den Bordstein gestellt hatte.
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Flug und viel Erfolg da drüben«, verabschiedete er sich von Jung.
    »Erfolg ist immer gut. Danke und auf Wiedersehen«, antwortete Jung freundlich, nahm die Reisetasche und das Bordcase auf und strebte dem Eingang zu.
    »Ah, fast habe ich es vergessen. Ich soll Ihnen das hier aushändigen.« Der Chauffeur kam noch einmal zurück und wedelte mit einem Brief in der Luft herum. Jung nahm einen braunen Umschlag im DIN-A4-Format in Empfang.
    »Also tschüs. Machen Sie’s gut!«
    Leicht verdattert, las Jung auf dem versiegelten Kuvert: ›Persönliche Personalangelegenheit. Streng vertraulich‹.
    Wahrscheinlich sind das die Reiseunterlagen, dachte er, konnte sich aber nicht recht erklären, warum diese als ›strengvertraulich‹ eingestuft worden waren. Er klemmte sich den Umschlag unter den Arm und betrat die Abfertigungshalle.
    Der Betrieb war übersichtlich und so unaufgeregt, dass es schon wieder auffiel. Wo er hinsah, Uniformierte. Sie wirkten müde und schleppten gelangweilt ihre Seesäcke und Taschen durch die Kontrollen. Es gab keinen Unterschied zu einer zivilen Flugabfertigung. Nur die Ausstattung und die Dimension der Abfertigungshalle Rendsburg/Hohn konnten mit denen von Hamburg/Fuhlsbüttel nicht mithalten. Die Farben Olivgrün und Grau herrschten vor. Alles war nüchtern, zweckmäßig und sauber. Für Ablenkungen hatte man hier keinen Sinn. Alles und jedes war dem reinen Zweck untergeordnet, sogar die gut ausgeschilderte Toilettenanlage.
    Sehr angenehm, dachte Jung und ließ seine Augen suchend durch die Halle wandern. Die beiden Staatsanwälte konnte er nirgends entdecken. Er setzte sich in einen der Plastiksessel, die, in Reihen zusammengeschraubt, an den Wänden und in der Halle standen. Er musste nicht lange warten.
    Sie marschierten herein, eilig und wichtig. In ihrem Schlepptau ein Assistent, wie Jung vermutete, einen Rucksack auf dem Rücken und Koffer hinter sich herziehend. Jung erhob sich. Wenn er sich nicht bemerkbar gemacht hätte, wären sie an ihm vorbeigerauscht. Er fühlte sich in seinem Urteil von der ersten Begegnung bestätigt: Sie aggressiv präsent und ganz auf Wirkung getrimmt, er gelangweilt und so, als wäre er gezwungen worden, hierher zu kommen, obwohl er eigentlich woanders dringender gebraucht wurde.
    »Da sind Sie ja«, begrüßte ihn Halsbenning. Die Staatsanwältin nickte ihm flüchtig zu und nahm ihn kritisch unter die Lupe. Jung fühlte sich fehl am Platz. Am liebsten hätte er seine Sachen gepackt und wäre aus der Halle spaziert. Noch besser, der Fahrer hätte auf ihn gewartet und ihn wieder nach Hause gefahren.
    »Wir haben etwas für Sie«, sprach die Riedel ihn an. »Ein nettes Geschenk Ihres Präsidenten«, ergänzte sie mokant.
    Jung drehte den Kopf und sah sie an wie eine unheilbar Kranke. Er nahm sein Gepäck auf und wandte sich in Richtung Abfertigung.
    »Die Gebrauchsanleitung haben Sie ja schon, wie ich sehe«, rief sie ihm

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