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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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zeigte. Anita Percusic betrachtete das Foto und verzog angewidert das Gesicht.
    »Wo haben Sie das her?«, fragte sie. Bodenstein erklärte es ihr. Die Frau sah genauer hin, schluckte.
    »So ein Schwein«, murmelte sie und gab Pia das Foto zurück.
    »Erkennen Sie den Mann?«, wollte Pia wissen.
    »Nein«, Anita Percusic wandte sich abrupt ab, ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Ledercouch. Bodenstein und Pia folgten ihr.
    »Frau Percusic«, Bodensteins Stimme klang eindringlich, »Ihre Tochter ist in großen Schwierigkeiten. Wenn Sie den Mann auf dem Foto erkannt haben, sollten Sie uns sagen, wer es ist.«
    »Ich habe ihn nicht erkannt«, die Frau klemmte die Hände zwischen ihre Knie und starrte vor sich hin. Pia erblickte auf einer Anrichte Fotos in silbernen Rahmen. Sie ergriff eines von Svenja, auf dem sie in die Kamera lachte. Das Mädchen hatte sich seither sehr verändert. Ein Hochzeitsfoto stach ihr besonders ins Auge.
    »Wann haben Sie geheiratet?«, erkundigte sie sich.
    »Vor drei Jahren. Wieso?«
    »Ihr Mann ist noch ziemlich jung.«
    »Na und? Ich bin achtunddreißig, das ist ja auch noch nicht alt«, erwiderte Frau Percusic spitz.
    »Wie versteht Svenja sich mit ihrem Stiefvater? Wie heißt Ihr Mann?«
    »Ivo. Sie verstehen sich gut, glaube ich.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick. Anita Percusic wusste sehr viel mehr, als sie zugeben wollte. Aber warum sagte sie nichts? Wen wollte sie schützen? Was hatte sie zu verbergen?

Samstag, 24. Juni 2006
    »Svenjas Mutter hat den Mann auf dem Foto erkannt«, sagte Bodenstein, als sie nach draußen traten und den Parkplatz überquerten. »Warum sagt sie nicht, wer er ist?«
    »Vielleicht ist es der Stiefvater«, vermutete Pia.
    »Das ist mir auch durch den Kopf gegangen«, Bodenstein nickte. »Nichts gegen Svenjas Mutter, aber im Vergleich zu ihrer hübschen, siebzehnjährigen Tochter ist sie eine alte Krähe. Und dieser junge Kerl hat das Mädchen den ganzen Tag vor Augen.«
    Er zückte den Autoschlüssel.
    »Fahren wir jetzt gleich zum Flughafen, oder warten wir bis morgen früh?«
    Pia zog es nicht nach Hause. Sie hatte noch keinen Elektriker nach der defekten Sicherung schauen lassen und wusste, dass sie nach ihrem verwirrenden Erlebnis mit Sander ohnehin kein Auge zumachen würde.
    »Von mir aus jetzt gleich«, erwiderte sie deshalb.
     
    Eine Viertelstunde später brausten sie über das Frankfurter Kreuz zum Flughafen, der nachts mit seinen Lichtern dafür sorgte, dass der Himmel im Rhein-Main-Gebiet nie wirklich dunkel wurde. Pia mochte den Anblick des Flughafens bei Nacht, empfand ihn als ebenso tröstend wie hell erleuchtete Tankstellen in düsteren Winternächten. Sie warf einen Blickauf die Uhr. Viertel vor eins. Was wohl Sander gerade tat? Sie waren schweigend bis zu ihrem Auto gegangen, ihr Abschied war knapp und sachlich verlaufen.
    Bodenstein manövrierte seinen BMW geschickt in eine Parklücke vor der Ankunftshalle A. Sie betraten die Ankunftshalle und mussten die gewaltigen Gebäude des Flughafens auf der Suche nach einem geöffneten Informationsschalter bis Halle C durchqueren.
    »Was hat Ostermann vorhin mit dem Fisch gemeint?«, fragte er beiläufig. Auch wenn Pia diese Frage schon längst erwartet hatte, war sie unvorbereitet.
    »Nichts«, erwiderte sie ausweichend. »Ein blöder Witz.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte Bodenstein. »Man müsste schon blind und blöd sein, um nicht zu bemerken, dass da zwischen Ihnen und Sander etwas im Gange ist.«
    Pia spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
    »Das stimmt nicht. Da ist überhaupt nichts im Gange«, sie nahm sich vor, Ostermann bei passender Gelegenheit den Hals umzudrehen.
    »Kirchhoff hat also keine Chance mehr«, bemerkte Bodenstein, während sie an den verwaisten Gates vorbeigingen. Pia sprach mit ihrem Chef nur selten über ihr Privatleben, und wenn überhaupt, dann nur über Belanglosigkeiten. Sie blieb stehen.
    »Ich habe meinen Noch-Ehemann gestern beim Beischlaf mit einer Staatsanwältin auf dem Wohnzimmertisch überrascht. Seitdem bin ich mir ziemlich sicher, dass er keine Chance mehr braucht.«
    Es bereitete ihr echte Genugtuung, ihren Chef für ein paar Sekunden sprachlos zu sehen. Auch wenn Bodenstein insgeheim begierig auf jede Art von Klatsch war, hatte er so viel Offenheit sicher nicht erwartet. Doch zu ihrer Überraschung begann er plötzlich zu grinsen.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte er.
    »Was verstehen Sie?«, erkundigte sich Pia

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