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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wurden wieder ernst.
    »Komm«, sagte er und ergriff ihre Hand, »jetzt werfen wir erst mal diese Rosen in den Müll.«
     
    Das Tor von Bocks Grundstück stand sperrangelweit offen. Bodenstein fuhr hindurch und erblickte einen weißen Nissan Micra vor der Haustür der Villa. Das war das Auto, mit dem Anita Percusic vor ungefähr zwei Stunden ihren Mann auf dem Kommissariat abgeholt hatte. Ganz offensichtlich hatteer mit seiner Eingebung recht behalten. Hoffentlich kam er nicht zu spät! Er griff zum Funkgerät und forderte Verstärkung an, dann nahm er seine Waffe aus dem Handschuhfach, stieg aus und ging zur Haustür. Die Tür stand offen. Bodenstein befürchtete, dass Percusic bewaffnet und zu allem bereit war. Er entsicherte seine Waffe und betrat die große Eingangshalle. Auf der Freitreppe zum ersten Stock näherten sich rasche, schleichende Schritte.
    »Benjamin!«, rief Bodenstein leise, als er den jüngeren Bruder von Jonas auf dem Treppenabsatz erkannte. Der Junge erstarrte und blieb stehen. Bodenstein ließ die Waffe sinken und bedeutete ihm mit einer Geste, näher zu kommen. Der Junge zögerte. Er blickte sich ängstlich um und huschte quer durch die Halle.
    »Was ist hier los«, flüsterte Bodenstein, »wo sind deine Eltern?«
    »Ich ... ich w... weiß nicht«, der Junge stotterte vor Angst und Aufregung. »Ich glaube, sie sind in der Bibliothek.«
    »Ist Ivo alleine hier, oder ist jemand bei ihm?«, fragte Bodenstein.
    »Alleine«, Benjamin war schneeweiß im Gesicht und zitterte am ganzen Leib. »Er hat gesagt, Papa hätte Jonas umgebracht.«
    Bodenstein wusste, dass er keine Zeit mehr zu verlieren hatte.
    »Du gehst jetzt hinaus«, er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihm hinunter. »Da steht mein Auto, ein BMW. Du steigst ein und bleibst dort sitzen, bis ich zurückkomme. In Ordnung?«
    Benjamin nickte mit angstvoll aufgerissenen Augen und verschwand durch die offene Haustür. Bodenstein hatte keine Ahnung, was ihn in der Bibliothek erwartete, aber er konnte nicht einfach vor der Tür stehen bleiben und auf seineKollegen warten. Er holte tief Luft und riss die Tür auf. Seinen Augen bot sich eine erstaunliche Szenerie: Dr. Carsten Bock saß auf einem Stuhl, nur mit einem T-Shirt und einer Boxershorts bekleidet, hinter ihm stand seine Frau und hielt eine Waffe an seinen Hinterkopf. Ivo Percusic stand mit verschränkten Armen vor ihm. Frau Bock sah sich selbst nicht mehr ähnlich. Die gepflegte, beherrschte Hausherrin mit Perlenkette und Dauerlächeln hatte sich mit dem Tod ihres ältesten Sohnes in Luft aufgelöst, an ihre Stelle war eine verhärmte, blasse Frau getreten, die eine entsicherte .38er an den Kopf ihres Mannes hielt, bereit, jederzeit abzudrücken. Bodenstein erinnerte sich daran, wie Frau Bock ihren Mann weggestoßen hatte, bevor sie schreiend zusammengebrochen war. Fass mich nicht an, hatte sie gebrüllt. Hinter der prachtvollen Fassade des Schlosses war schon lange nichts mehr so gewesen, wie es nach außen hin den Anschein machte.
    »Frau Bock«, sagte Bodenstein mit ruhiger Stimme, »legen Sie die Waffe weg.«
    »Nein«, antwortete die Frau ohne auch nur aufzublicken, »ich denke nicht dran. Ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen. Dieser Kerl hat mich lange genug belogen und betrogen.«
    »Seien Sie vernünftig«, Bodenstein erkannte, dass Frau Bock zu allem entschlossen war. »Denken Sie an Benjamin. Er braucht Sie, wenn Ihr Mann erst im Gefängnis sitzt.«
    »Im Gefängnis?« In den Augen von Frau Bock flackerte es, sie blickte zu Percusic hinüber. Carsten Bock sagte gar nichts. Er starrte geradeaus an die Wand, seine Augen waren ausdruckslos.
    »Ja, im Gefängnis«, bestätigte Bodenstein. »Wir haben genug Beweise gegen ihn gesammelt. Er wird sich vor Gericht wegen Bestechung und Nötigung verantworten müssen.«
    »Pah«, Frau Bock drückte die Mündung des Revolvers wieder gegen den Hinterkopf ihres Mannes, »da kommt er mit Hilfe seiner Anwälte und einer Kautionszahlung schnell wieder raus. Wussten Sie, dass er die Freundin seines Sohnes geschwängert hat?«
    Ihre Stimme wurde schrill.
    »Als Jonas das erfahren hat, musste er sterben!«
    »Falls es wirklich so war, dann wird sich Ihr Mann auch dafür verantworten müssen«, sagte Bodenstein. »Aber wenn Sie ihn jetzt erschießen, kommen Sie auch ins Gefängnis.«
    »Das ist mir scheißegal«, die Frau lachte rau. »Ich habe mir schon so oft gewünscht, dass dieses Schwein tot ist! Sie haben ja

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