Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
verschlug Rosalie die Sprache.
    »Ich fasse es nicht«, stieß sie hervor und verschwand. Bodenstein grinste. Junge Menschen waren erstaunlich prüde und verdrängten zu gerne den Gedanken daran, dass ihre Eltern ebenso liebten und miteinander schliefen, wie sie selbst es taten. Er erinnerte sich daran, wie er mit etwa zwölf Jahrenseine Eltern mal ›dabei‹ überrascht hatte. Wochenlang hatte er sie nicht ansehen können, ohne sich insgeheim für sie zu schämen.
    »Jetzt sind wir bei ihr unten durch«, sagte er und ergriff Cosimas Hand. »Was hältst du davon, wenn wir ins Bett gehen und die Tür abschließen?«
    »Und dann?« Cosima legte den Kopf schief und grinste.
    »Das zeige ich dir dann schon«, erwiderte Bodenstein.
     
    Die Vermisstenmeldung nach Svenja Sievers ging am Nachmittag und Abend durch Radio und Fernsehen. Eine Ortung ihres Handys war ergebnislos verlaufen; dem Bewegungsprofil zufolge war das Mobiltelefon zuletzt am Freitag um 20:07 Uhr in Bad Soden eingeschaltet worden, also ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Svenja die SMS an Antonia Sander geschickt hatte. Seitdem war es ausgeschaltet. Es gab einige Hinweise aus der Bevölkerung, die sich aber bei genauerer Überprüfung als falsch herausstellten. Sämtliche Ermittlungen in beiden Mordfällen hatten die Beamten des K11 in eine Sackgasse geführt. Als Bodenstein bester Laune ins Kommissariat zurückkehrte, traf er seine Mitarbeiter in einem Zustand missmutiger Lethargie an. Die ausbleibenden Erfolge hatten eine demoralisierende Wirkung auf das ganze Team, die drückende Bruthitze in den unklimatisierten Büros ließ die Stimmung gegen den Nullpunkt sinken.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Bodenstein, obwohl er wusste, dass er sich die Frage hätte sparen können.
    »Vorhin hat eine Andrea Aumüller angerufen«, sagte Kathrin Fachinger. »Sie gehört zu der Grünzeug-Clique und wollte mit Ihnen sprechen.«
    »Ich rufe sie an«, sagte Bodenstein. »Geben Sie mir die Nummer.«
    Er wollte seine Mitarbeiter gerade nach Hause schicken,als Ostermann einen Laborbericht vom LKA aus dem Faxgerät zog.
    »Wir haben etwas!«, verkündete er, nachdem er den Bericht überflogen hatte. »Die Leiche von Pauly hat tatsächlich auf der Ladefläche des Pick-ups vom Opel-Zoo gelegen.«
    Bodensteins Blick begegnete kurz dem von Pia Kirchhoff.
    »Die KTU hat Haare, Blut und Hautpartikel von Pauly an der Palette und an der Innenseite der Ladefläche gefunden, außerdem stimmt das Holz von der Palette mit den Splittern überein, die bei der Obduktion gefunden wurden«, berichtete Ostermann. »Es gab jede Menge Spuren von grobkörnigem Kochsalz, wie es zur Herstellung von Salzlecksteinen benutzt wird. Und es wurden Lackspuren von Paulys Fahrrad an der hinteren Verladeklappe festgestellt. Es ist absolut eindeutig.«
    Für einen Moment war es ganz still. Dann räusperte Bodenstein sich.
    »Frau Kirchhoff«, sagte er, »geben Sie mir die Nummer von Dr. Sander. Frank, Sie überprüfen Sanders Alibi. Stellen Sie fest, ob er wirklich mit der Maschine gekommen ist, die er uns genannt hat.«
    »Ich könnte ...«, begann Pia, doch Bodenstein brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Nein«, sagte er, »das mache ich. Sie fahren nach Hause.«
    Pia seufzte und nickte. Bodenstein hielt sie für nicht mehr objektiv, was Sander betraf, deshalb schloss er sie von den Ermittlungen aus, und vielleicht hatte er ja recht. Sie schrieb ihrem Chef die Handynummer von Sander auf und reichte ihm den Zettel.
    »Ich fahre dann jetzt«, sagte sie und ergriff ihre Tasche.
    »Moment«, hielt Bodenstein sie zurück und musterte sie eindringlich. »Tun Sie jetzt bitte nichts Unbedachtes.«
    Das klang wie eine Warnung.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Pia.
    »Halten Sie sich aus den Ermittlungen gegen Sander heraus. Und damit meine ich, Sie sollten ihn jetzt weder anrufen noch eine SMS schreiben.«
    »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass er etwas mit dem Mord an Pauly zu tun hat?«
    Bodenstein zögerte kurz.
    »Er hatte ein Motiv und die Mittel«, erwiderte er, »ob er auch die Gelegenheit hatte, werde ich herausfinden.«
     
    Dr. Christoph Sander erschien nur eine halbe Stunde, nachdem Bodenstein ihn erreicht hatte, auf dem Kommissariat in Hofheim. Er verlor kein Wort darüber, dass ihm die Unterbrechung seiner Arbeit an einem sonnigen Samstagnachmittag, an dem im Opel-Zoo Hochbetrieb herrschte, ausgesprochen ungelegen kam. Bodenstein führte ihn in sein Büro, bot ihm einen Kaffee

Weitere Kostenlose Bücher