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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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denn?«, fragte der Polizist phantasielos.
    »Fragen Sie auf dem Hof nebenan«, entgegnete Bodenstein scharf, »die haben einen Schlüssel, soweit ich weiß.«
    Sander hatte Lukas dazu gebracht, mit ihm nach oben zu gehen, um sich eine Weile hinzulegen. Fünf Minuten später kam er die Treppe hinunter.
    »Ich hab den Notarzt vor dem Haus stehen sehen«, sagte er. »Was ist passiert?«
    »Lukas' Vater lag bewusstlos vor seinem Schreibtisch. Jemand hat ihn niedergeschlagen«, Bodenstein hegte keine besonders große Sympathie mehr für den Mann, erst recht nicht, seitdem er beobachtet hatte, wie Inka Hansen ihn angestrahlt hatte.
    »O Gott«, Sander wirkte ehrlich betroffen, »dem Jungen bleibt auch gar nichts erspart. Was wird jetzt mit ihm?«
    »Er sollte vorerst nicht alleine sein«, sagte Dr. Röder. Die beiden Männer schienen sich zu kennen.
    »Dann schicke ich gleich meine Tochter hierher, damit sie bei ihm bleibt. Danach kann er zu uns kommen.«
    »Das wäre gut. Er hat vorhin ein wenig die Nerven verloren.«
    »Er ist völlig ausgerastet«, präzisierte Bodenstein, »hat einen Beamten angegriffen und unbeherrscht herumgebrüllt.«
    »Erst wird ein guter Bekannter von ihm ermordet, dann sein bester Freund, und kurz darauf liegt sein Vater bewusstlos vor ihm«, entgegnete Sander heftig. »Was erwarten Sie von dem Jungen? Dass er genauso abgebrüht und gleichgültig ist wie Sie?«
    Dieser Vorwurf verärgerte Bodenstein über alle Maßen. Es bedurfte seiner ganzen Beherrschung, die heftige Entgegnung, die ihm auf der Zunge lag, zurückzuhalten.
    »Ist Frau Kirchhoff auch hier?«, erkundigte Sander sich nun.
    »Nein«, Bodenstein hatte nicht vor, sich länger mit dem Mann zu unterhalten als notwendig. »Wieso fragen Sie?«
    »Weil ich heute Morgen um kurz nach vier eine eigenartige SMS von ihr bekommen habe.«
    »Eine SMS? Was hat sie Ihnen geschrieben?«
    Sander kramte sein Handy aus der Hosentasche, ließ es aufschnappen und drückte auf den Tasten herum, bis er die Nachricht auf dem Display hatte. Er reichte Bodenstein das Gerät.
    DOUblellFE. Tark. Rosn.
    »Was soll denn das bedeuten?« Bodenstein blickte auf. »Tja«, Sander zuckte ratlos die Schultern, »wenn ich das wüsste.«
    »Warum schreibt Ihnen Frau Kirchhoff um vier Uhr morgens eine SMS?«, fragte Bodenstein argwöhnisch. »Ging eine Korrespondenz voraus?«
    Sanders Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an.
    »Sie meinen, ob ich ihr vorher geschrieben habe? Nein.«
    »Aber in der Nacht zuvor haben Sie ihr geschrieben.«
    »Stimmt«, Sander hielt Bodensteins Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, stand. »Wie Sie richtig bemerkt haben, in der Nacht zuvor.«
    Bodensteins Abneigung gegen Sander wuchs mit jedemWort, das dieser sagte. Was hatte der Mann bloß an sich? Er sah nicht übermäßig gut aus, war meistens mürrisch, und doch hatte er nicht nur Pia Kirchhoff, sondern auch der nüchternen, kühlen Inka den Kopf verdreht! Bodenstein konnte sich die nächste Bemerkung nicht verkneifen.
    »Letzte Nacht stand Ihnen der Sinn dann eher nach Inka Hansen ...«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Stimmt es oder stimmt es nicht, dass Sie gestern mit ihr zusammen waren?«, beharrte Bodenstein in einem Anflug alberner Eifersucht.
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie mein Privatleben angeht«, sagte Sander mit einem sarkastischen Unterton, der Bodenstein noch mehr verärgerte, »aber ja: es stimmt. Wir waren zusammen essen. Danach bin ich nach Hause gefahren. Alleine. Ist Ihre Frage damit ausreichend beantwortet?«
    »Das ist sie. Danke«, entgegnete Bodenstein frostig. Die beiden Männer maßen sich mit feindseligen Blicken, schließlich drehte sich Sander auf dem Absatz um und marschierte aus dem Haus.
    »Ach, Dr. Sander!«, rief Bodenstein ihm nach. Der Mann blieb stehen und blickte sich widerwillig um.
    »Wenn Lukas sich etwas beruhigt hat, rufen Sie mich bitte an. Ich muss mit ihm sprechen. Im Gegensatz zu Ihrer Annahme kann er nämlich durchaus Auto fahren. Den Pick-up vom Zoo hat er in Ihrer Abwesenheit gerne mal mit nach Hause genommen.«
    Es bereitete Bodenstein eine kindische Genugtuung zu beobachten, wie Sander erst blass, dann rot wurde und sichtlich verärgert abzog. Wahrscheinlich würde er jetzt seine Töchter zur Rede stellen und erfahren, dass der schöne Lukas sein Vertrauen schamlos ausgenutzt hatte.
     
    Auf dem Birkenhof war keine Spur von Pia Kirchhoff. Die Nachbarin hatte den Polizisten das Tor aufgeschlossen, und diese hatten Bodenstein

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