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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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den Kopf, »sie wurde festgenommen, weil sie kein Alibi für die Zeit hatte, als ihr Exmann ermordet wurde.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, der arme Manfred Graf sah verstört aus. »Was soll Mareike denn mit dem Tod von Pauly zu tun haben?«
    »Im Endeffekt nichts«, sagte Pia, »sie hat uns dann ja ein Alibi gegeben. Sie war mit Herrn Conradi zusammen.«
    »Mit dem Metzger aus Kelkheim?«, fragte Graf erstaunt nach.
    »Ja«, nickte Pia, »Ihre Frau sagte, Sie würden ihr Verhältnis mit Conradi akzeptieren, weil Sie vor Jahren an Krebs erkrankt waren und seitdem impotent sind.«
    Manfred Graf hörte Pia mit wachsender Fassungslosigkeit zu. Er wurde abwechselnd blass und rot im Gesicht.
    »Haben Sie etwa nichts davon gewusst?«, fragte Pia nach.
    »Nein.« Manfred Graf setzte sich und trank einen Schluck Perrier. Er sah erschüttert aus. »Weder hatte ich Krebs, noch bin ich impotent.«
    »Über die Vorstrafen Ihrer Frau sind Sie aber im Bilde, oder?«
    »Vorstrafen?« Der Architekt machte den Eindruck, als ob er nicht mehr viele Neuigkeiten über seine Angetraute ertragen konnte.
    »Sie und Ihre Frau kennen sich doch von der Uni«, sagte Pia, »also schon ziemlich lange. Dann müssen Sie doch wissen, dass sie zuletzt im Jahr 2003 wegen Nötigung und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden ist.«
    »Ich weiß nicht, woher Sie diesen Unsinn mit der Uni haben«, erwiderte Manfred Graf matt. »Mareike hat vor ungefähr fünf Jahren hier in meinem Büro als Sekretärin angefangen.«
    »Als Sekretärin?« Nun war es an Pia, erstaunt zu sein. »Sie sagte uns, sie hätte Architektur studiert.«
    »Hat sie auch. Drei oder vier Semester«, sagte Graf. »Als ich sie kennenlernte, jobbte sie als Kellnerin. Sie lebte in Scheidung und brauchte Geld. Ich habe mich in sie verliebt, drei Tage nach ihrer Scheidung haben wir geheiratet. Ich bin ...«
    Das Läuten des Telefons auf dem Tisch unterbrach ihnmitten im Satz. Er blickte zu der Dame am Empfang hinüber, die wild gestikulierte. Mit einem Seufzer nahm er den Hörer ab und hörte ein paar Sekunden zu.
    »Sagen Sie, dass ich gleich zurückrufe«, sagte Graf, »nein ... nein ... das ist mir egal, auch wenn es Bock persönlich ist.«
    Damit legte er auf, nahm seine Brille ab und rieb seine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger.
    »Bock?«, fragte Pia neugierig nach. »Dr. Carsten Bock?«
    »Ja«, Graf setzte wieder die Brille auf. Er sah plötzlich alt und deprimiert aus. Pia bedauerte, dass sie ihm lauter schreckliche Wahrheiten hatte sagen müssen.
    »Die Bock Hoch- und Tiefbau ist unser größter Auftraggeber«, sagte er. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren. »Im Augenblick planen wir für sie ein großes Projekt in Kelkheim und ein anderes in Wiesbaden. Aber nach alldem, was ich gerade gehört habe, überlege ich, ob ich nicht doch auf sein Angebot eingehe.«
    »Was für ein Angebot?«
    »Bock möchte gerne ein eigenes Architekturbüro haben. Bisher war ich stolz auf meine Selbständigkeit und habe abgelehnt, aber ich glaube, ich denke noch einmal darüber nach.«
    »Tun Sie's nicht«, sagte Pia impulsiv.
    »Wieso?« Ein Funken Neugier erschien in Grafs Augen. »Wissen Sie etwas über Bock? Kennen Sie ihn?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt«, antwortete Pia, »ich habe ihn zweimal gesehen.«
    »Sie mögen ihn nicht, stimmt's?« Graf verzog sein Gesicht zu einem traurigen Lächeln. »Ich auch nicht. Vor allen Dingen traue ich ihm nicht über den Weg. Aber meine Frau drängt mich, sein Angebot anzunehmen.«
    Pia ahnte, weshalb. Eine Scheidung von einem steinreichen Privatier war lukrativer als die von einem nur einigermaßenwohlhabenden Architekten. »Denken Sie besser noch mal darüber nach«, Pia legte ihm ihre Karte hin. »Ach, eine Frage noch. Ihre Frau hatte am Freitagabend einen heftigen Streit mit Esther Schmitt. Heute sitzen die beiden am Tisch, als seien sie die besten Freundinnen. Können Sie sich das erklären?«
    »Vielleicht verstehen Sie sich jetzt, wo Pauly tot ist, wieder besser«, sagte Graf.
    »Wieso wieder?«, fragte Pia verwundert.
    »Mareike und Esther waren früher zusammen in der Schule und tatsächlich die besten Freundinnen. Bis zu diesem Vorfall.«
    »Welchem Vorfall?« Pia wurde neugierig.
    »Esther war mit Gunter Schmitt, Paulys bestem Freund, zusammen, die vier waren eng miteinander befreundet. Schmitt erkrankte an ALS. Er hat Esther vier Tage vor seinem Tod geheiratet, als er sich schon überhaupt nicht mehr bewegen konnte

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