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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Computer im Grünzeug waren quasi unsere Versuchsobjekte.«
    »Was ist das hier?« Pia trat näher an die Konsolen heran, betrachtete die Lichtchen und Schalter, Regler und Leuchtdioden.
    »Das ist das Herzstück von Off Limits – unser eigener Server«, erklärte Lukas nicht ohne Stolz. »Wir bieten unseren Kunden eigene Hosts an. Das heißt, ein Kunde mietet bei uns einen Host, er kann sich von seinem PC zu Hause auf unserem Server einloggen und bequem seine Webseite verwalten und bearbeiten. Wir entwerfen Webseiten für unsere Kunden nach ihren Vorstellungen, und ich habe eine Software geschrieben,einen Editor, mit dem die Kunden online an ihrer Webseite arbeiten können, so simpel wie Word.«
    »Aha«, Pia verstand allmählich, um was es ging, und war beeindruckt. »Wer hat das hier denn alles zusammengebaut?«
    »Wir selbst, nach und nach«, Lukas grinste belustigt. »Dafür habe ich die Kohle von meinem Vater gebraucht.«
    »Und wer ist ›wir‹?«, wollte Pia wissen.
    »Jo, Tarek und ich sind die Geschäftsführer«, sagte er, dann korrigierte er sich, »waren, meine ich. Jetzt sind es wohl nur noch Tarek und ich.«
    Er lächelte, ein bisschen stolz und ein bisschen traurig.
    »Wir haben noch zwei Programmierer, Fischi und Franjo. Lars ist für das Netzwerk zuständig, Markus macht die Buchhaltung, schreibt die Rechnungen und so weiter.«
    »Eine richtige Firma«, stellte Pia fest.
    »Genau«, Lukas setzte sich an den ersten Computerbildschirm. »Mit Steuernummer und Handelsregistereintrag.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb du das heimlich machst«, Pia setzte sich auf einen der Rollhocker. »Dein Vater müsste vor Stolz doch platzen, wenn er das hier sieht.«
    »Mein Vater«, Lukas lockerte mit den Fingern den Verband an seiner rechten Hand und verzog das Gesicht, »ist alles andere als stolz. Er hält das hier für sinnlosen Zeitvertreib und will, dass ich Banker werde. Eigentlich erstaunlich, dass ein Mann in seiner Position einen derart beschränkten Horizont hat.«
    »Wann kümmerst du dich um das hier alles?«, fragte Pia neugierig.
    »Meistens nachts«, Lukas lächelte sie an, »aber Tonis Vater hat Verständnis, dass ich jetzt keine Zeit mehr habe, diese Farce mit dem Praktikum im Zoo weiterzuspielen.«
    In dem Moment, als er sich an den Rechner gesetzt hatte,ging eine Verwandlung mit ihm vor, und Pia erkannte voller Respekt, dass dies hier wirklich seine Welt war. Während er hochkonzentriert und ohne die Augen vom Bildschirm zu wenden im geheimnisvollen Innern der miteinander vernetzten Computer nach dem suchte, worum Pia ihn gebeten hatte, ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern. An einer Wand hing das Panoramafoto, das sie mittlerweile schon kannte. Auf diesem fehlte allerdings die rote Linie, die die Trasse der B8 darstellte. Sie stand auf und schlenderte hin. Aus der Nähe betrachtet sah das Foto anders aus als jenes, das bei Jonas und Lukas an der Wand hing. Es war kein Foto, sondern eher ein Stadtplan, eingeteilt in ein Netz von Buchstaben und Nummern. Pias Blick fiel auf einen Schriftzug am oberen Rand des Bildes. »Make your most terrific discovery – sign up to your Double Life!«
    »Hier«, sagte Lukas plötzlich, und sie wandte sich um, »das muss es sein. Wow, er hat sich in den Rechner von seinem Alten gehackt.«
    Ein anerkennendes Lächeln flog über sein Gesicht, verlosch aber gleich wieder.
    »Was brauchen Sie?«, fragte er nüchtern.
    »Am besten die ganze Festplatte.«
    »Das geht leider nicht. Der Rechner gehört zum Netzwerk«, Lukas rollte mit dem Stuhl zu einem anderen Schreibtisch und öffnete eine Schublade, »aber ich kopiere Ihnen den ganzen Kram auf einen USB-Stick. Dann können Sie sich raussuchen, was Sie brauchen.«
    Er arbeitete schweigend und konzentriert.
    »Fertig«, sagte er nach einer Weile und reichte Pia einen kleinen silbernen Gegenstand.
    »Danke«, sie lächelte. »Wusstest du eigentlich, dass Pauly dir und deinen Freunden eine Menge Geld hinterlassen hat?«
    Der Junge blickte sie erstaunt an.
    »Unsinn«, sagte er, »Ulli war arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Nicht ganz. Er hat euch für eure Firma ein Aktienpaket im Wert von ungefähr achtzigtausend Euro hinterlassen.«
    Lukas' Finger lagen still auf der Maus. Sein versteinertes Gesicht wirkte im Neonlicht totenbleich, er schluckte krampfhaft.
    »Warum sagen Sie so etwas?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Weil es so ist. Meine Kollegin war bei der Testamentseröffnung.«
    Lukas starrte Pia stumm an,

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