Mordsfreunde
hätte das Thema jetzt auf sich beruhen lassen sollen, aber er konnte nicht. Irgendetwas in ihm suchte Streit.
»Das heißt, es ist dir recht, dass ich länger arbeiten muss.«
»Was ist denn in dich gefahren?«, fragte Cosima verwundert. »Das habe ich doch gar nicht gesagt!«
»Aber gemeint.«
»Hör mal«, Cosimas Stimme wurde schärfer, »ich entschuldige mich hiermit in aller Form dafür, dass mir unbedacht Worte herausgerutscht sind. Ich habe Verständnis für deine Arbeit, so wie du Verständnis für meine hast. Okay? In Zukunft werde ich genau aufpassen, was ich sage, jetzt, wo ich weiß, dass du plötzlich jedes Wort auf die Goldwaage legst!«
»Ich lege ...«, begann Bodenstein heftig, aber Cosima ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Du weißt, wo wir heute Abend sind«, unterbrach sie ihn. »Ich freue mich, wenn du es schaffst, hinzukommen. Und wenn nicht, bin ich nicht sauer auf dich. Bis später.«
Bodenstein starrte auf den Hörer in seiner Hand. Heißer Zorn kochte in ihm hoch, Zorn auf sich selbst und auf Cosima, weil sie recht hatte und er nicht. In dem Moment klopfte es an der Tür. Pia trat ein und schloss die Tür hinter sich.
»Ist der Haftbefehl da?«, schnauzte Bodenstein.
»Nein.«
»Warum stören Sie mich dann?«
»Wenn Sie zu stolz sind, den ersten Schritt zu machen, dann tue ich das eben«, sagte sie furchtlos. »Ich kann nicht gescheit arbeiten, wenn ich innerlich dauernd darauf warte, dass Sie in die Luft gehen wie eine Rakete.«
Bodenstein öffnete schon den Mund zu einer heftigen Entgegnung,aber plötzlich stellte er fest, dass sein Zorn verpufft war.
»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist«, gestand er.
»Jeder hat mal einen schlechten Tag. Ich wollte vorschlagen, dass wir zu Schwarz fahren und Sie den Abend freinehmen.«
»Wollen Sie mich loswerden?«, fragte er misstrauisch.
»Sie wissen, dass ich tausendmal lieber mit Ihnen als mit Behnke zusammenarbeite«, sagte Pia trocken. »Aber in Ihrer jetzigen Verfassung sind Sie kaum besser als er an einem seiner guten Tage.«
Wider Willen musste Bodenstein grinsen. Die Frau hatte Courage. Er hätte sich niemals ins Büro seines Chefs getraut, wenn der eine solche Laune gehabt hätte.
»Und was soll ich stattdessen machen?«, fragte er.
»An meinem Hochzeitstag würde mir schon etwas Besseres einfallen«, entgegnete Pia. Bodenstein warf einen Blick auf den Wandkalender. Er hatte keine Ahnung, woher sie das wusste, aber sie hatte recht. Deshalb wollte Cosima also mit ihm und den Kindern essen gehen!
»Verflucht«, murmelte er.
»Holen Sie einen Strauß Blumen und fahren Sie nach Hause«, schlug Pia vor. »Und falls Sie zu Ihrer Frau ähnlich nett waren wie zu uns, dann entschuldigen Sie sich einfach.«
Bodenstein blickte auf und lächelte zerknirscht. »Es tut mir leid, dass ich so unfair war. Ehrlich.«
»Schon okay«, Pia lächelte auch, »und jetzt gehen Sie, bevor die Blumenläden zumachen und Sie nur noch halbvergammelte Blumen in Zellophanfolie an der Tanke bekommen.«
Als Pia, Kathrin Fachinger und Behnke verstärkt von fünfzehn Polizeibeamten am Hof der Familie Schwarz eintrafen,waren Erwin Schwarz und seine Frau gerade im Begriff, wegzufahren.
»Entschuldigen Sie die Störung«, Pia zog den Durchsuchungsbeschluss hervor. »Aber wir müssen Ihren Hof und Ihr Haus durchsuchen.«
»Wieso?« Erwin Schwarz richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Pia ließ sich nicht einschüchtern.
»Steht alles da drin«, sie drückte ihm das Blatt in die Hand, während ihre Kollegen im ganzen Hof und im Haus ausschwärmten. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung in der Scheune wahr, dann knallte eine Tür, und wenig später heulte der Motor eines Autos auf. Behnke reagierte sofort. Gefolgt von drei Beamten lief er aus dem Hoftor und sprang vor die Kühlerhaube von Matthias Schwarz' Golf. Panisch verriss der junge Mann das Lenkrad und gab gleichzeitig Gas, einer der Beamten konnte nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen und wurde über die Motorhaube und das Dach des Autos geschleudert. Pia rannte zu dem am Boden liegenden Beamten, der sich vor Schmerzen krümmte. Schwarz hielt nicht an, sondern raste mit durchdrehenden Reifen den Rohrwiesenweg entlang.
»Was jetzt?«, rief Behnke.
»Ich kann mir denken, wo er hinfährt«, Pia tippte eine Nummer in ihr Handy. »Rufen Sie einen Notarztwagen für den Kollegen.«
Die Hausdurchsuchung auf dem Hof der Familie Schwarz verlief unter dem schrillen
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