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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ein bisschen älter. Das war schwer zu erkennen. Sehr hübsch, mit grünbraunen Augen. Braunes Haar, schlecht gefärbt. Anscheinend hat sie die Färbung hinterher ausbleichen lassen, was eine Schweinearbeit ist, deshalb habe ich sie nicht gleich erkannt, als sie frisch blondiert vor meinem brennenden Haus stand.«
    »Wie groß?«
    Ich schluckte, um meine Kehle zu beruhigen. »Weiß ich nicht. Ich lag im Bett, ich kann sie also nicht vergleichen. Aber sie war schlank, echt gut gebaut. Und sie …« Ich wollte gerade sagen, dass sie extrem lange Wimpern hatte, aber in diesem Augenblick begann sich ein neues Bild in meinem Kopf zu formen, und ein neues Gesicht erschien vor meinen Augen. Mir stockte der Atem. »In dem Stoffgeschäft habe ich sie auch gesehen, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Damals kam sie mir irgendwie bekannt vor. Aber auch da hatte sie andere Haare. Sie waren rot, wenn ich mich recht erinnere, dunkelrot.« Sie war mir die ganze Zeit über gefolgt, und das nicht nur in einem weißen Chevrolet. Ich sah Wyatt kurz an und erkannte an seiner entschlossenen Miene, dass ihm derselbe Gedanke gekommen war.
    »Perücken«, meinte Forester.
    Wyatt nickte. »Es sieht ganz danach aus.«
    »Die blonden Haare waren vielleicht eine Perücke«, meinte ich. »Da trug sie eine Kapuze, deshalb kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Aber die braunen Haare im Krankenhaus waren keine Perücke, das waren ihre eigenen Haare, und sie waren gefärbt. Glaubt mir.« Selbst mein Flüstern drohte zu ersterben; die lange Ansprache ließ mich husten. Diese Stimmbandentzündung hatte ich ebenfalls ihr zu verdanken, obwohl das, gemessen an dem Abfackeln meiner Wohnung, ein geringfügiger Schaden war, nervte es höllisch, nicht sprechen zu können. Falls ich irgendwann laut schreien musste, war ich am Allerwertesten. Wenn man sich vor Augen hält, in welchen Situationen man schreien muss, erscheint es noch wichtiger, eine Stimme zu haben.
    »Ich rufe im Krankenhaus an«, sagte Forester, »und frage nach, ob sie Fotos von allen Angestellten haben, die damals Dienst hatten – wann war das noch mal?«
    »Während der Frühschicht am Freitag«, antwortete Wyatt. »Vierter Stock, Neurologie.«
    »Vielleicht geht das auch ohne Durchsuchungsbefehl«, sagte Forester, allerdings ohne große Hoffnung. »Aber Krankenhäuser werden eklig, sobald es um Datenschutz geht.«
    »Ich werde eklig, wenn es um versuchten Mord geht«, erwiderte Wyatt eisig.
    Ich fragte mich, was er unternehmen wollte, falls sich die Krankenhausverwaltung weigerte, die Fotos herauszugeben, ohne dass ein Durchsuchungsbefehl vorlag, aber dann fiel mir ein, dass er dank seines vormaligen Status’ als prominenter Sportler jederzeit zum Telefon greifen und mit dem Gouverneur reden konnte. Wyatt konnte die Mittelvergabe, die Postenvergabe und eine ganze Reihe von anderen Punkten beeinflussen, die für ein Krankenhaus wichtig waren. Voll cool.
    Forester ging, um mit dem Krankenhaus zu telefonieren, und Wyatt wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Und vor der Begegnung im Krankenhaus hast du sie noch nie gesehen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Kannst du dich erinnern, ob du etwas zu ihr gesagt hast, das sie vielleicht verärgert hat, oder ob sie etwas gesagt hat, das darauf schließen lassen könnte, was hier abläuft?«
    Ich ging das Gespräch in Gedanken durch und schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr erzählt, dass ich in einem knappen Monat heiraten wollte und keine Zeit für eine Gehirnerschütterung hätte. Sie sagte etwas, dass der letzte Monat vor ihrer eigenen Hochzeit total verrückt gewesen sei. Dann fragte sie, ob ich deine Mutter gern hätte, und meinte, dass es nett sein müsse, eine Schwiegermutter zu haben, die man sympathisch findet, woraus ich schloss, dass sie ihre nicht leiden kann. Wegen der Schürfwunden glaubte sie, ich sei mit dem Motorrad verunglückt. Es war nur – Smalltalk. Ich sagte, ich wäre hungrig, und sie sagte, sie würde mir was zu essen heraufschicken, aber das hat sie nie getan. Das war alles. Sie war wirklich nett zu mir.« Ich hustete wieder eine Runde und sah mich nach einem Notizblock um, auf den ich schreiben konnte. Ich hatte meine Kehle genug strapaziert. Wenn ich so weitermachte, konnte ich wieder ganz von vorn anfangen.
    »Das waren alle Fragen«, sagte er, stand auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um mich aus dem Stuhl und an seine Brust zu ziehen. »Gönn deinem Hals Ruhe. Jetzt werden wir sie

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