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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Leiter thronend, über die Oberkante eines beschnitzten, an der Wand lehnenden Himmelbett-Kopfteiles wischte. Es war ein unglaublich schönes Stück, das Holz war altersgeschwärzt, und falls es umkippte, würde es jeden unter sich begraben. Auf gar keinen Fall würde ich mit einem Mann schlafen wollen, während dieses Ding über mir aufragte, auch wenn ich finde, dass es schlimmere Arten zu sterben gibt als durch einen finalen Bums.
    Weil sie sich nicht umdrehte, musste ich zu ihr hinüber und gegen das Kopfende klopfen, damit sie auf mich aufmerksam wurde. »Blair!« Sallys agiles Gesicht drückte Freude und Sorge zugleich aus, was keine Kleinigkeit ist, wenn man mal darüber nachdenkt. Sie legte das Staubtuch über das Kopfende und kletterte die Leiter herunter. »Tina hat mir das von deiner Wohnung erzählt und das von deinem Hals und alles andere auch. Arme Kleine, du hattest wirklich eine schlimme Woche.« Kaum war sie auf dem Boden angekommen, da umarmte sie mich fest und voller Mitgefühl.
    Sally war knapp einen Meter sechzig groß und wog wahrscheinlich keine fünfzig Kilo, ein winziger Dynamo, der sich ununterbrochen drehte. Ihr dunkelrotes Haar war unregelmäßig und strähnig gestylt, ohne dass es übertrieben gewirkt hätte, und sie hatte sich vorn peppige blonde Highlights setzen lassen, die ihr Gesicht einrahmten. Der Nasenbeinbruch, den sie sich zugezogen hatte, als sie Jazz zu überfahren versucht hatte und dabei in die Hauswand gekracht war, hatte einen winzigen Höcker auf dem Nasenrücken hinterlassen, der irgendwie gar nicht schlecht aussah. Bis zu dem Unfall hatte sie eine Brille getragen, doch genau genommen hatte ihr die Brille die Nase gebrochen, als ihr der Airbag ins Gesicht geschlagen war; seither trug sie lieber Kontaktlinsen.
    Ich umarmte sie ebenfalls. »Können wir uns unterhalten? Ich muss dir etwas zeigen.«
    Sie wirkte interessiert. »Natürlich. Gehen wir da rüber und setzen uns.«
    Sie deutete auf ein paar Klappstühle, die unordentlich in der Mitte des Auktionssaales standen. Später würden sie für die Bieter in akkuraten Reihen aufgestellt. Wir setzten uns auf zwei davon, ich fasste in meine Ledertasche, zog die Rechnungen für ihr Schlafzimmer heraus und reichte sie ihr.
    Verdutzt blickte sie ein paar Sekunden darauf, ehe sie begriff, worum es ging, dann riss sie entsetzt und wutentbrannt die Augen auf. »Zwanzigtausend Dollar!«, keifte sie. »Er hat … er hat zwanzigtausend Dollar für diesen Bockmist bezahlt?«
    »Nein«, widersprach ich. »Er hat ihn nicht für diesen Bockmist bezahlt. Sondern für dich, weil er dich liebt.«
    »Hat er dich geschickt?«, wollte sie zornig wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich mache das aus eigenem Antrieb.« Na schön, auch weil Wyatt mich dazu gezwungen hatte, aber das blieb unter uns.
    Sie starrte auf die Rechnung und versuchte zu begreifen, wie man so viel für ein Schlafzimmer bezahlen konnte. Für Sally waren die Möbel und Kunstwerke, mit denen Monica Stevens ihre heiß geliebten Antiquitäten ersetzt hatte, im allerbesten Fall ein paar Tausender wert. Zu behaupten, dass sich die beiden Frauen an entgegengesetzten Enden des Stilspektrums befanden, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen.
    »Er wusste genau , wie sehr ich meine Antiquitäten liebe.« Ihre Stimme begann zu beben. »Und wenn nicht, hätte er es wissen müssen! Wieso hätte ich sonst so viel Arbeit in die Reparatur und Aufbereitung gesteckt? Es war nicht so, als hätten wir uns keine anderen Möbel leisten können, wenn wir gewollt hätten!«
    »Nur dass er es tatsächlich nicht gewusst hat«, merkte ich an. »Zum einen hast du nie an deinen Antiquitäten gearbeitet, wenn er zu Hause war. Und zum anderen habe ich in meinem ganzen Leben noch keinen Menschen getroffen, der so wenig Ahnung von Stil und Einrichtung hat wie Jazz Arledge. Diese orangefarbene Couch in seinem Büro –« Ich verstummte schaudernd.
    Sie blinzelte verdattert. »Du warst in seinem Büro? Ist diese Höhle nicht grässlich?« Dann schüttelte sie das grauenhafte Bild wieder ab. »Das tut nichts zur Sache. Wenn er in den fünfunddreißig Jahren unserer Ehe auch nur einmal richtig zugehört hätte, wenn er einen Moment darüber nachgedacht hätte, in was für einem Haus wir leben, dann hätte er unmöglich auf den Gedanken kommen können –«
    »Genau das trifft es, er hat im wahrsten Sinn des Wortes keine Ahnung von den verschiedenen Stilrichtungen. Er wusste nicht einmal, dass es

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