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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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effizient ablaufen.
    Nichtsdestotrotz hasse ich es, ich hasse es wirklich, wenn mein BH mit einem gefühllosen Riesenscherenschnapp zerstückelt wird. Ich liebe meine Unterwäsche. Dieser spezielle BH war von einem genialen Mokkabraun, er hatte kleine Blütenstickereien im Satingewebe und winzige Perlen in der Mitte. Jetzt war er ruiniert. Ich nahm das mit einem resignierten Seufzen zur Kenntnis, weil er außerdem blutdurchtränkt und damit so oder so ruiniert war.
    Genau besehen war so ziemlich jeder Faden ruiniert, den ich am Leib trug, denn alles war entweder zerfetzt oder blutdurchtränkt oder beides zugleich. Kopfwunden bluten wirklich wie blöde. Seufzend betrachtete ich mich von Kopf bis Fuß und danach die beiseitegeworfene Kleidung, was ohne Kopfbewegung möglich war, weil das Kopfende der Bahre hochgeklappt war und ich halb aufrecht saß. Nein, nichts davon war noch zu retten, höchstens vielleicht meine Schuhe. Meine schwarzen Cargopants waren an mehreren Stellen zerfetzt, die großen, unregelmäßigen Risse waren eindeutig nicht mehr zu flicken, ganz zu schweigen davon, dass beide Beine der Länge nach aufgeschnitten worden waren, damit die Schwestern mich schneller ausziehen konnten. Meine nackten Beine waren blutig und verdreckt, was mir bestätigte, dass meine irrationale Angst vor einer Attacke der Asphaltbakterien nicht ganz so irrational gewesen war. Genauer betrachtet war ich von Kopf bis Fuß blutig und verdreckt. Ich war überhaupt kein schöner Anblick, und das Deprimierendste daran war, dass Wyatt mich so gesehen hatte.
    »Ich schaue schrecklich aus«, meinte ich kummervoll.
    »So schlimm ist es nicht«, antwortete eine Schwester. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass es sich schlimm genug anfühlt, oder?« Sie klang munter, aber tröstend. Genauer gesagt wollte sie tröstend klingen, aber was sie sagte, machte mich noch unglücklicher, weil mir vor allem mein Aussehen Sorgen machte. Ja, ich bin eitel, aber ich hatte außerdem ein Hochzeitsultimatum zu erfüllen und wollte auf meinen Hochzeitsbildern nicht wie ein Bürgerkriegsflüchtling aussehen. Eines Tages würden meine Kinder diese Bilder ansehen; sie sollten sich nicht fragen müssen, was ihr Vater jemals an mir gefunden hatte.
    Außerdem fehlt mir jede »Opfer« -Mentalität, und ich hatte es satt, beschossen, angefahren und verunstaltet zu werden. Wyatt sollte nicht glauben, dass er auf mich aufpassen musste. Ich möchte selbst auf mich aufpassen, vielen Dank – wenn mir nicht gerade der Sinn danach steht, verhätschelt zu werden, aber selbst dann will ich in Form sein, damit ich das Verhätscheltwerden genießen kann.
    Die Schwestern wollten mich gerade in ein Krankenhaushemd stopfen, als ein übermüdeter Notarzt hereingeschlurft kam. Er checkte mich durch, hörte sich an, was die Schwestern zu sagen hatten, überprüfte, ob meine Pupillen reagierten, und schickte mich dann zu einer Kopf-CT und einer Art Ganzkörper-Röntgensitzung. Ein paar langweilige und schmerzhafte Stunden später wurde ich als stationäre Patientin aufgenommen, weil die Ärzte meiner Diagnose einer Gehirnerschütterung zustimmten. Alle Schürfwunden wurden gesäubert und zum Teil bandagiert, das meiste Blut wurde abgewaschen – bis auf das Blut in meinen Haaren, was mich besonders ärgerte, weil es meine ganze Frisur verklebte. Das Schlimmste war, dass sie an meinem Haaransatz einen Streifen abgeschoren und ein paar Stiche gesetzt hatten, um die Platzwunde zu vernähen. Während der nächsten Monate musste ich frisurenmäßig kreativ werden. Zuletzt wurde ich in ein nettes, kühles, sauberes Bett geladen, und die Lichter wurden gedämpft, was wirklich erholsam war. Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie mir der Schädel dröhnte?
    Weitaus weniger erholsam war, dass Wyatt und meine gesamte Familie um mein Bett standen und mich schweigend anstarrten.
    »Ich kann nichts dafür«, verteidigte ich mich. Es war merkwürdig, sie alle in einer Front vereint zu sehen, so als hätte ich mich absichtlich überfahren lassen. Selbst Siana sah mich mit strenger Miene an, dabei kann ich mich normalerweise darauf verlassen, dass sie mir unter allen Umständen die Stange hält. Dafür war mir sonnenklar, dass ich Wyatt, der in den letzten Monaten genauso oft verletzt worden war wie ich, zwingen würde, den Job zu wechseln und mit mir zusammen in die Äußere Mongolei zu ziehen, um ihn aus der Gefahrenzone zu bringen.
    Mom regte sich als

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