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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Grübchen aufblinken. »Ich fand sowieso, dass die Kanzlei einen Tag lang auf mich verzichten sollte. Die halten mich schon für selbstverständlich, und das gefällt mir gar nicht.« Sie biss ein letztes Mal in ihren Apfel und warf das Gehäuse in den Mülleimer. »Das Handy habe ich auch ausgeschaltet.« Sie schien sehr mit sich zufrieden zu sein, was wiederum hieß, dass die Menschen, die sie für selbstverständlich hielten, wahrscheinlich mehrmals versuchen würden, sie anzurufen.
    »Ich muss los.« Mom beugte sich über mein Bett und küsste mich auf die Stirn. Sie sah toll aus, obwohl sie die Nacht über kaum geschlafen hatte und sich Sorgen um mich machte. »Aber ich schaue später noch einmal vorbei. Mal sehen, du brauchst etwas zum Anziehen, bevor du entlassen wirst. Ich mache einen kurzen Abstecher zu deiner Wohnung und suche ein paar Sachen zusammen, bevor ich heimfahre, und die bringe ich dir mittags mit. Du wirst ganz bestimmt nicht vor dem Mittagessen entlassen. Außerdem bin ich einem Hochzeitstortenkonditor auf der Spur, ich habe einen Spalierbogen ausfindig gemacht, und am späten Nachmittag gehe ich zu Roberta rüber« – Roberta ist Wyatts Mom – »um mit ihr einen Notfallplan auszuarbeiten, falls es regnet. Wir haben alles unter Kontrolle, du brauchst dir also nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    »Und wie ich mir den Kopf zerbreche; das ist schließlich der Job der Braut. Auf gar keinen Fall wird mein Asphaltkuss bis dahin verheilt sein.« Selbst wenn der Schorf abgefallen war – Schorf, wie bezaubernd – würden doch rosa leuchtende Male auf meiner Haut zurückbleiben.
    »Du wirst sowieso etwas Langärmliges oder eine Art Überwurf brauchen, schließlich ist es bis dahin Oktober.« Normalerweise ist der Oktober in North Carolina wunderschön, trotzdem kann es schlagartig kühl werden. Sie musterte mit zusammengekniffenen Augen mein Gesicht. »Ich glaube, dein Gesicht ist bis dahin wieder verheilt, es ist nicht schlimm verkratzt. Und wenn nicht, haben wir immer noch Make-up.«
    Ich hatte bislang noch in keinen Spiegel geblickt, um den Schaden in Augenschein zu nehmen, darum fragte ich: »Was ist mit meinen Haaren? Wie sehen sie aus?«
    »Im Moment ziemlich übel«, antwortete Siana. »Ich habe Shampoo und einen Fön mitgebracht.«
    Ich vergöttere sie. Sie versteht es, Prioritäten zu setzen.
    Mom musterte prüfend die Stiche an meinem Haaransatz – dem ehemaligen Haaransatz – sowie den rasierten Streifen. »Das lässt sich korrigieren«, erklärte sie dann. »Das rasierte Stück ist nicht besonders groß und lässt sich mit einer anderen Frisur leicht kaschieren.«
    Na also! Endlich sah ich Licht am Ende des Tunnels.
    Eine Krankenschwester in meinem Alter kam in den Raum geschwebt, frisch und knusprig in einem rosa Kittel, der super zu ihrem Teint passte. Sie war eine hübsche Frau – sehr hübsch sogar, sie hatte ein fast klassisches Antlitz –, aber ihr Haar war katastrophal gefärbt. Wenn es um Haarfärbungen geht, ist »katastrophal« mehr oder weniger ein Synonym für »selbst gemacht«. Ihr Haar war zu einem eigenartig glanzlosen Mausbraun getönt, weshalb ich mich fragte, was ihre natürliche Haarfarbe sein mochte, denn welche Frau färbt sich die Haare schon mausbraun? Meine eigene Haarkrise machte mich äußerst sensibel für alle Haarprobleme, nicht dass ich je un sensibel dafür gewesen wäre, aber in diesem Moment war meine Aufmerksamkeit extrem geschärft. Als sie lächelnd an mein Bett trat und mit kühlen Fingern meinen Puls nahm, studierte ich ihre Brauen und Wimpern. Das brachte mich nicht weiter – ihre Brauen waren braun, und ihre extralangen Wimpern mit Mascara getränkt. Vielleicht war sie früh ergraut. Ich beneidete sie um die Wimpern und beglückwünschte sie zu dem Mascara, bis mir in den Kopf schoss, dass ich mit meinen Mascarawimpern inzwischen wahrscheinlich aussah wie ein Waschbär.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie, die Finger auf meinem Puls und den Blick auf ihre Armbanduhr geheftet. Sie war definitiv multitaskingfähig, immerhin konnte sie gleichzeitig zählen und sprechen.
    »Besser. Außerdem bin ich hungrig.«
    »Das ist ein gutes Zeichen.« Sie sah lächelnd zu mir auf. »Ich werde sehen, ob ich Ihnen etwas zu essen besorgen kann.«
    Ihre Augen waren ein tolles Gemisch aus Grün und Braun, und mir kam in den Sinn, dass sie bestimmt heiß aussah, wenn sie sich abends für den Club aufdonnerte. Sie wirkte ruhig und gesammelt, aber ich entdeckte in ihr

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