Mordsgefluester
dass sie voll gestört sind.« Luke war ganz und gar nicht gut drauf.
Ich überging den Kommentar, weil ich mich auf keine Diskussion über Gestörtheit einlassen wollte. Insgeheim war ich auf Sallys Seite. Luke wollte, dass sich seine Eltern wieder vertrugen, aber er war ein Kerl; wahrscheinlich fand er, dass seine Mutter das Thema Inneneinrichtung zu wichtig nahm. Ich bin nicht sicher, ob man das Thema Inneneinrichtung je zu wichtig nehmen könnte, aber ich bin auch kein Kerl.
»Hat Jazz irgendwas gesagt, was darauf schließen lassen könnte, wie er die Angelegenheit klären will? Will er, dass Sally sich entschuldigt, oder reicht es, wenn sie anruft und ihn bittet, wieder nach Hause zu kommen?«
»Wenn du mich fragst, spricht er über nichts anderes, nur sagt er dabei nichts Neues, wenn du weißt, was ich meine. Es ist die immer gleiche alte Leier. Er wollte sie überraschen, und sie ist explodiert, hat nicht mit sich reden lassen, dann ist sie verrückt geworden und so weiter und so fort. Bringt dich das irgendwie weiter?«
Nur insofern, als Jazz offenbar immer noch nicht begriffen hatte, wie viel Mühe es Sally gekostet hatte, ihre antiken Möbel zu sammeln und zu restaurieren. »Vielleicht«, sagte ich. »Jedenfalls hätte ich eine Idee. Was ist mit deiner Mom? Was sagt sie dazu? Und wie stehst du als Mann zu der ganzen Sache?«
Er zögerte, und ich konnte hören, dass er sich bemühte, fair zu bleiben und sich nicht vereinnahmen zu lassen. Luke ist ein netter Junge, auch wenn er nichts anbrennen lässt. Wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich erklärt, dass sein Bett Gemeindegrund war, und damit meine ich die gesamte Gemeinde. Falls er sich irgendwann festlegen würde, sollte die oder der Zukünftige am besten das ganze Bettzeug verbrennen, weil so viel Übles nicht ausgekocht werden kann.
»Ich kann beide irgendwie verstehen«, sagte er schließlich und lenkte mich damit von seinen Wäscheproblemen ab. »Ich meine, ich weiß, wie viel Mühe es Mom gekostet hat, die Möbel zu restaurieren, und wie sehr sie ihre Antiquitäten liebt. Andererseits wollte Dad ihr etwas Gutes tun. Er wusste, dass er keine Ahnung von Inneneinrichtung hat, darum ging er zu einer Expertin und zahlte ein kleines Vermögen, um das Schlafzimmer neu einrichten zu lassen.«
Okay, das war ganz interessant; meine verschwommene Idee nahm allmählich Gestalt an. Außerdem hatte ich ein Ass im Ärmel, das ich ziehen konnte, falls mein Plan nicht aufging.
Mein Telefon piepte kurz, um anzuzeigen, dass ich angerufen wurde. »Danke, du warst mir wirklich eine Hilfe«, sagte ich.
»Kein Problem. Hauptsache, ich bin ihn bald wieder los.«
Wir verabschiedeten uns, und ich schaltete auf den eingegangenen Anruf um. »Hallo.«
Es blieb kurz still, dann folgte ein Klicken, danach ein kurzes Rauschen und zuletzt der Wählton. Verärgert sah ich aufs Display, aber da ich schon telefoniert hatte, war die Nummer nicht angezeigt worden. Ich zuckte insgeheim mit den Achseln; wenn der unbekannte Anrufer mit mir reden wollte, würde er oder sie schon wieder anrufen.
Den Rest des Nachmittags brachte ich damit zu, mich zu Tode zu langweilen. Ich hatte nichts im Haus, das ich noch unbedingt lesen wollte, außerdem war Sonntag, weshalb natürlich auch nichts Interessantes im Fernsehen lief. Ich spielte ein paar Computerspiele. Dann schaute ich mir auf der Zappos- Webseite die Schuhe an und bestellte ein Paar scharfe blaue Stiefeletten. Damit war ich gerüstet, falls ich je beschließen sollte, einen Linedancing-Kurs zu belegen. Ich schaute nach, wie viel eine Kreuzfahrt kostete, falls wir je Gelegenheit bekommen sollten, in die Flitterwochen zu fahren, wonach es in diesem Jahr nicht aussah. Dann informierte ich mich über Geburtenkontrolle, um festzustellen, wie lange es nach dem Absetzen der Pille dauern würde, bis mein Körper wieder normal funktionierte, weil ich meine Babys so empfangen wollte, dass sie in Monaten mit hübschen Geburtssteinen geboren würden. Mütter müssen auch an so was denken, oder?
Nachdem mein Interesse an Online-Recherchen erschöpft war, versuchte ich etwas Sehenswertes im Fernsehen zu finden. Ehrlich, ich bin wirklich keine Frau des Müßigganges. Die erzwungene Untätigkeit setzte mir allmählich zu, ich hatte das Gefühl, dass sich meine Muskeln verkrampften und versteiften. Ich konnte nicht einmal Yoga machen, weil es im Moment wenig spaßig war, sich vornüberzubeugen; sobald mir das Blut in den Kopf lief, begann
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