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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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einer ausführlichen Erläuterung an, wie der Schrank in sein gegenwärtiges Heim bei Emily Tylo, wer auch immer das war, gelangt war.
    Schließlich kam Jazz zu der Frage, die ihn am meisten interessierte. »Wie viel ist er wert?«
    Mr Potts schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, er ist auch nicht zu verkaufen. Ich weiß nicht, welchen Wert ein Antiquitätensammler ihm zuschreiben würde, aber für Emily ist er unbezahlbar, weil er ihrer Großmutter gehört hat. Falls ich ihn verkaufen würde, würde ich keinesfalls weniger als fünftausend dafür verlangen, einfach weil ich so viel Arbeit hineinstecken musste.«
    Ich konnte sehen, wie sich die Zahl in Jazz’ Kopf festsetzte. Fünftausend! Nichts prägt sich einem Geschäftsmann so ein wie ein Haufen Nullen. Auftrag erfüllt. Die größte Schwierigkeit bestand nun darin, ihn wieder von Mr Potts wegzuzerren, der es sichtlich genoss, einen so interessierten Zuhörer zu haben. Schließlich packte ich Jazz am Arm und begann ihn in Richtung Tür zu ziehen.
    »Danke, Mr Potts, wir wollen Sie nicht weiter stören«, verabschiedete ich mich über die Schulter hinweg.
    Er winkte zum Abschied und machte sich wieder daran, an dem Mahagonischrank herumzuschrubben.
    Jazz war nicht dumm. Er wusste genau, warum ich ihn zu Mr Potts geschleift hatte. Als wir im Auto saßen, sagte er: »Das hat mir wirklich die Augen geöffnet.«
    Ich sagte nichts dazu, weil er auch allein zurechtkam und sich so manches zusammenreimen konnte. »Ich hatte keine Ahnung, wie viel Arbeit das Restaurieren macht«, gestand er halblaut. »Sally hatte immer das eine oder andere Stück im Keller stehen, an dem sie herumbastelte, aber ich habe nie besonders darauf geachtet. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sie besonders viel daran getan hat.«
    »Nur weil sie nicht daran arbeitete, wenn du zu Hause warst. Uns hat sie immer erzählt, sie würde die Zeit lieber mit dir verbringen.« Eine Prise Salz tut jeder Wunde gut. Dann kann sie nicht eitern.
    Er verzog das Gesicht und brachte die nächsten Minuten damit zu, aus dem Fenster zu starren. Erst als wir kurz vor seinem Büro waren, sagte er: »Sie hat diese alten Dinger geliebt, nicht wahr?«
    »Ja. Sie hat Monate damit zugebracht, nach den perfekten Stücken zu suchen.«
    Sein Mund arbeitete ein wenig, dann presste er ihn zusammen. Nachdem er mehrmals schwer geschluckt hatte, meinte er angriffslustig: »Ich nehme an, du findest, dass ich mich bei ihr entschuldigen sollte.«
    »Nein.«
    Überrascht sah er mich an. »Ach nein?«
    »Das fand ich anfangs. Inzwischen bin ich anderer Meinung. Inzwischen finde ich, sie sollte sich zuerst bei dir entschuldigen. Dann solltest du dich bei ihr entschuldigen.« Okay, das überraschte mich selbst. Aber es stimmte. Jazz hatte einen Fehler begangen, indem er seiner Frau keine Beachtung geschenkt hatte, dann hatte er aus Unwissenheit einen weiteren Fehler begangen, aber er hatte nicht absichtlich versucht, sie zu verletzen. Sally hatte ihn mit voller Absicht zu überfahren versucht. Wyatt hatte recht, es handelte sich um zwei verschiedene Arten von Fehlern. Verletzte Gefühle waren nicht mit verletzten Körpern gleichzusetzen.
    Andererseits hätte ich eher eine zweite Gehirnerschütterung hingenommen, als wie jetzt erleben zu müssen, wie meine Welt ins Bodenlose sackte und ich im freien Fall abstürzte. Herzschmerz war kein romantischer Quark. Wenn ich mich von Wyatt trennte, würde ich nicht an Herzschwäche sterben. Ich würde mein Unternehmen nicht vernachlässigen, ich würde nicht in einen Konvent eintreten; dramatische Auftritte behalte ich mir für weniger wichtige Dinge vor, zum Beispiel, um meinen Willen durchzusetzen, was, okay, mir sehr wohl wichtig ist, aber nicht lebenswichtig. Trotzdem wäre ich ohne ihn längst nicht so glücklich und würde vielleicht für lange Zeit nicht wieder glücklich werden.
    Dagegen konnte ich im Moment nichts unternehmen, dafür konnte ich die Sache mit Sally und Jazz vorantreiben.
    Ich parkte vor seinem Betrieb, und wir schauten auf die Fassade. »Etwas Grün könnte helfen«, sagte ich schließlich.
    Er sah mich verständnislos an.
    »Dem Gebäude«, setzte ich hilfsbereit nach. »Es hockt hier wie ein hässlicher kleiner Quader. Du brauchst etwas Grün drum herum. Und wirf um Gottes willen diese Couch raus.«
     
    Ich kann nicht alles an einem Tag erledigen, und der Vormittag war fast vorüber. Dennoch wagte ich einen Versuch, Monica Stevens zu stellen, und

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