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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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befürchtete halbwegs, ich könnte mich so verausgaben, dass mir keine Kraft für meine Wut blieb, aber von wegen; die köchelte immer noch vor sich hin, als ich fertig war.
    An diesem Abend hatte ich es nicht besonders eilig, abzuschließen und heimzufahren. Nicht dass ich absichtlich getrödelt hätte, wohlgemerkt; ich beeilte mich nur nicht. Alles, was erledigt werden musste, erledigte ich, und ich fühlte mich äußerst tugendhaft, weil ich so pflichtbewusst war.
    Ich hatte nie zuvor Angst gehabt, wenn ich abends allein das Studio verließ, doch an jenem Abend öffnete ich, bevor ich ins Freie trat, die Tür erst einen Spalt weit und sah mich ausgiebig um, weil ich sichergehen wollte, dass mir niemand im Schatten auflauerte. Vielen Dank, Psychotussi, dass ich deinetwegen auf meinem eigenen Parkplatz Angst haben muss. Furcht ist für mich kein natürlicher Zustand, und ich kann nur schlecht damit umgehen. Mich macht sie sauer.
    Mein Auto stand allein unter dem Vordach, wo es auch an tausend anderen Abenden gestanden hatte – wobei das nur eine Schätzung ist; ich finde es bedenklich, wenn sich jemand die Zeit nimmt nachzuzählen, wie viele Abende er oder sie schon gearbeitet hat –, an diesem Abend war ich nervös und ausgesprochen dankbar für die hellen Scheinwerfer, die jeden Zentimeter des Parkplatzes erhellten. Nachdem ich die Studiotür abgeschlossen hatte, eilte ich zu meinem Auto und verriegelte gleich nach dem Einsteigen die Türen. Die Türen verriegeln sich automatisch, wenn ich anfahre, aber dabei wären, mal überlegen, vielleicht fünf Sekunden geblieben, in denen ich verwundbar und ungeschützt gewesen wäre. In fünf Sekunden kann eine Menge passieren, vor allem wenn man es mit Psychotussis zu tun hat. Im Allgemeinen sind sie unglaublich schnell. Wahrscheinlich, weil sie nicht mit einem Gewissen belastet sind.
    Ich fuhr auch nicht auf dem üblichen Weg nach Hause. Statt wie sonst rechts aus dem Parkplatz zu biegen und auf die Hauptstraße vor dem Studio zu fahren, bog ich nach links und verschwand in ein Wohngebiet, in dem ich jeden Wagen hinter mir augenblicklich bemerken würde und von wo aus ich in einem großen Bogen nach Hause fuhr. Nada, niemand folgte mir, jedenfalls nicht in einem weißen Chevrolet.
    Als ich in meiner Siedlung ankam, dem Beacon Hills Condominiums, fielen mir zwar sehr wohl mehrere weiße Autos vor den verschiedenen Gebäuden auf, aber wie Wyatt richtig bemerkt hatte, waren weiße Autos nicht weiter ungewöhnlich, und ja, diese weißen Autos parkten wahrscheinlich jede Nacht hier, weil sich außer mir niemand dafür zu interessieren schien. Es gibt in der Häuserreihe neben meiner eine Dame, die einen ganz individuellen Ansatz verfolgt, sobald ein fremder Wagen auf dem ihr zugewiesenen Parkplatz steht: Sie lässt die Luft aus allen Reifen. Ein Typ in einem der anderen Gebäude stellt in so einem Fall seinen Pick-up quer vor dem Falschparker ab, sodass der nicht wegfahren kann, ohne ihn erst aufzuspüren. Wie deutlich zu sehen, hat der städtische Parkplatzkampf etwas von einem Guerillakrieg. Nachdem ich an diesem Abend keine kriegerischen Akte beobachtete, ging ich davon aus, dass es in dieser Nacht auch keine Falschparker gab.
    Wyatts riesiger Avalanche parkte direkt vor meinem Haus. Ich lebe in der dritten Häuserreihe, gleich im ersten Haus. Die Wohnungen am Ende des Gebäudes haben mehr Fenster sowie einen zusätzlichen, überdachten Parkplatz und kosten daher mehr. In der Wohnung am Ende zu wohnen bedeutete aber auch, dass ich nur auf einer Seite Nachbarn hatte, was wirklich segensreich sein kann, vor allem da ich mit einem weiteren, vielleicht lautstarken Streit rechnete.
    Ich ging die Stufen hinauf und schloss die Nebentür auf. Im Wohnzimmer hörte ich den Fernseher laufen. Wyatt hatte die Alarmanlage nicht wieder eingeschaltet, weil er gewusst hatte, dass ich bald eintreffen würde, und ich selbst verriegelte zwar die Tür, schaltete die Alarmanlage aber ebenfalls nicht wieder ein – weil er gehen würde. Bis in meine Knochen spürte ich genau, dass er heute nicht in der Absicht hergekommen war, die Nacht bei mir zu verbringen. Er würde sagen, was er zu sagen hatte, und dann gehen. Und ich würde bestimmt nicht versuchen, ihn aufzuhalten, jedenfalls nicht heute Nacht.
    Ich ließ die Tasche mit meinen verschwitzten Trainingssachen vor der Waschmaschine auf den Boden fallen und ging dann durch die Küche ins Esszimmer. Von dort aus konnte ich bis ins Wohnzimmer

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