Mordsgefluester
hielt unterwegs bei Sticks and Stones.
Wie erwähnt waren Glas und Stahl ihr Ding, ihr Markenzeichen, sie war eine beliebte Inneneinrichterin. Ich kapiere das zwar nicht, das muss ich aber auch nicht. Das Sticks and Stones war selbstverständlich in ihrem Stil gehalten. Ich trat ein, blieb stehen und wartete, bis die Gänsehaut abgeklungen war, bevor ich jemanden ansprach.
Eine heuschreckendürre, todschicke Frau zwischen vierzig und fünfzig glitt auf mich zu. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ich schenkte ihr das süßeste Cheerleaderlächeln, breit und strahlend. »Hallo, ich bin Blair Mallory, die Besitzerin des Great Bods. Ich würde gern mit Ms Stevens sprechen, wenn sie verfügbar ist.«
»Das tut mir schrecklich leid, aber sie hat gerade einen Termin außer Haus. Darf ich ihr ausrichten, dass sie Sie anrufen soll?«
»Bitte.« Ich überreichte ihr eine meiner Visitenkarten und zog wieder ab. Mehr konnte ich nicht unternehmen, bis ich mit Monica persönlich gesprochen hatte, und da sie nicht hier war, blieb mir noch Zeit, um einen Happen zu essen und meine eingegangenen Anrufe zu erwidern.
Erst aß ich etwas zu Mittag, weil ich mir ausrechnete, dass mir möglicherweise der Appetit vergehen würde, falls ich vor dem Essen mit Wyatt telefonierte. Wenn ich schon unglücklich sein musste, dann musste ich zumindest darauf achten, bei Kräften zu bleiben.
Als ich wieder im Auto saß, blieb ich auf dem Parkplatz stehen und erwiderte zuerst – ja, ich versuchte Zeit zu schinden – Moms Anruf. Dann Robertas. Mom meldete, dass sie die Hochzeitstortenbäckerin weich gekocht hatte und jetzt dabei war, einen Notfalldeal auszuhandeln. Roberta wusste zu berichten, dass die Blumen in guten Händen seien, sie hatte eine Floristenfreundin, die in ihrer Freizeit Blumenarrangements bastelte und mit der ich mich wegen meines Brautstraußes in Verbindung setzen sollte.
Als ich auflegte, war ich den Tränen nahe, weil ich beiden vorspielen musste, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen war, obwohl ich nicht mehr wusste, ob die Hochzeit überhaupt stattfinden würde. Weinen durfte ich aber nicht, weil sonst meine Nase zu laufen beginnen und ich bei dem Gespräch mit Wyatt dann klingen würde, als hätte ich geweint, was natürlich wahr wäre, aber … geschenkt. Es ist kompliziert.
Ich hoffte, dass er nicht an sein Handy gehen würde. Ich hoffte, dass er in einer Besprechung mit Chief Gray oder dem Bürgermeister saß und das Handy abgestellt hatte, wobei ich nur zu gut wusste, dass er das Handy nie abstellte, sondern nur auf Vibrieren schaltete. Also hoffte ich lieber, dass ihm das Handy ins Klo gefallen war. Offenbar hatte ich mich nicht energisch genug davor gedrückt, an gestern Abend zu denken.
Dennoch rief ich an. Beim dritten Läuten begann ich mir Hoffnungen zu machen, dass er nicht an den Apparat gehen würde. Dann war er dran. »Blair.«
Ich hatte mir halbwegs zurechtgelegt, was ich zu ihm sagen wollte, doch als ich seine Stimme hörte, waren meine Pläne wie weggefegt. Darum sagte ich etwas absolut Brillantes. »Wyatt.«
Er meinte trocken: »Nachdem wir unsere Identität geklärt haben, sollten wir miteinander reden.«
»Ich will nicht reden. Ich bin noch nicht bereit zu reden. Ich muss immer noch nachdenken.«
»Ich bin bei dir zu Hause, wenn du aus der Arbeit kommst.« Er beendete das Telefonat so abrupt, wie er es begonnen hatte.
»Arschloch!«, brüllte ich in plötzlich aufbrausender Wut und schleuderte das Handy auf den Wagenboden, womit ich selbstverständlich nichts weiter erreichte, als dass ich danach suchen musste. Gut, dass ich so gelenkig bin, mein Auto ist nicht wirklich groß.
Ich wollte noch nicht mit ihm sprechen. Auf meiner Liste standen noch vier Punkte, die ich nicht durchdacht hatte und die so entscheidend waren, dass ich sie noch nicht angehen konnte. Vor allem hatte ich Angst, dass Wyatt mich überzeugen würde, den Streit einfach zu vergessen und weiterzumachen, woraufhin diese Differenzen später wieder auftauchen und uns in den Hintern beißen würden. Er konnte mich überzeugen, weil ich ihn liebte. Und er würde mich überzeugen wollen, weil er mich ebenfalls liebte.
Genau das machte mir solche Sorgen. Zum ersten Mal, seit mir klar war, dass Wyatt mich liebte – dass ich diesen Vollidioten liebte, war mir schon länger klar –, hegte ich ernsthafte Zweifel, ob unsere Ehe halten würde.
Liebe allein genügt nämlich nicht; sie genügt nie. Es musste noch mehr geben, beide Partner
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