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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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Mutter erholt sich nur mühsam von Vaters Tod. Sie war schon zu seinen Lebzeiten nicht besonders stark und erst recht nicht entscheidungsfreudig. Aber jetzt scheint sie jeden inneren Halt verloren zu haben.“
    „Ihr Vater kam auf etwas – ungewöhnliche Weise ums Leben“, stellte Vonhoff ohne jedes falsches Pathos fest.
    „Jawohl!“, reagierte die junge Frau da unerwartet zornig. „Aber es passt zu ihm, bei einem Vulkanausbruch von einem umher fliegenden Stein erschlagen zu werden! Zu Hause in seinem Bett an Herzversagen zu sterben – das wäre Bernhard Beer einfach zu banal gewesen.“
    Vonhoff sah, dass sich die Halle während der letzten Minuten deutlich geleert hatte und schickte sich nun an, langsam die Treppe hinunter zu gehen. Inken folgte ihm zögerlich.
    „Und Ihr Mann?“, fragte der Kommissar mit einem flüchtigen Blick zurück über die Schulter. „Dieser Ortstermin wäre doch eigentlich eher der Job für einen Mann gewesen.“
    Inken zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Ich habe ihn gebeten, einen Termin in London für mich wahrzunehmen, weil ich hier dringender gebraucht werde.“
    „Wann ist er geflogen?“
    „Gestern Nachmittag.“ Ihr Lächeln hatte jetzt etwas Schadenfrohes, und sie ließ den Kommissar auch nicht lange im Unklaren darüber, wieso. „Er war absolut wütend deswegen, weil er lieber nach Westerland zur Surf-Weltmeisterschaft gefahren wäre. Robbie Nash ist dort. Kennen Sie Robbie Nash?“
    Der junge Kommissar hatte nicht die geringste Ahnung, wer das war.
    „Der Star aller Surfer“, klärte Inken ihn auf. „Axel lässt sich schon seinetwegen die Meisterschaften nie entgehen. Aber ich konnte es ihm dieses Mal leider nicht ersparen, nach London zu fliegen. Es geht um ein Millionengeschäft, und das muss selbst Axel endlich begreifen: Zuerst kommt bei uns immer die Firma.“
    „Ihr Mann arbeitet nicht regelmäßig in Ihrer Firma?“
    „Mein Mann arbeitet eigentlich überhaupt nicht“, antwortete Inken darauf lapidar. „Das muss er auch nicht, weil seine eigene Firmengruppe genügend Geld abwirft für sein aufwändiges Leben. Axel tut nichts, gar nichts. Das stört mich nicht weiter, weil ich nämlich bezweifle, dass wir ein gutes Team wären. Er musste mir vor unserer Hochzeit lediglich versprechen, dass er mich vertritt, wenn es mal eng wird mit den Terminen, und daran hat er sich bisher immer gehalten.“
    „Versteht er denn soviel von Ihren Geschäften, dass er Sie vertreten kann, ohne Schaden anzurichten?“, wunderte sich Vonhoff.
    Inken hob vage die Achseln. „Es reicht immerhin, um die Dinge in Bewegung zu halten. Außerdem begleitet ihn natürlich ein kleines Team routinierter Mitarbeiter.“
    „Ah ja“, machte der Kommissar, höchst beeindruckt von dem, was er da zu hören bekam. Er sah sich erneut kurz nach Inken um, während er eine beiläufige Frage anschloss. „Haben Sie inzwischen von Ihrem Mann aus London gehört?“
    Nun kicherte Inken wie ein kleines Mädchen. „Oh ja! Erst gestern Abend. Da meldete er sich aus dem Hotel und beschwerte sich wütend über das Wetter in London und was er jetzt alles in Westerland versäumt.“
    „Tja, you don´t always get what you want“, brummte der Kommissar daraufhin in perfektem Oxford-Englisch.

17. Kapitel
    D as Derby von Klein Flottbek hatte eine lange Tradition: Wie hätte es auch anders sein können? Wer von „tres chic“ Hamburg etwas auf sich hielt, zeigte sich schon deswegen am Tag der Eröffnung. Wer es sich leisten konnte, war auch am Sonntag dabei, denn es gab eben Dinge, die musste sich der sonst so zurückhaltende, manchmal zum Snobismus neigende Hanseat einfach gönnen, wenn er nicht „außen vor“ bleiben wollte, wie man es in dieser Stadt nannte.
    „Außen vor“ standen ja schon genügend andere, denen man auf keinen Fall begegnen wollte. Auch deshalb war das Derby ein gesellschaftliches „Must“. So, wie man Wert darauf legte, auf dem Ohlsdorfer Friedhof „zu liegen zu kommen“, wenn man dereinst verblich, achtete man zu Lebzeiten strikt darauf, beim Derby in Klein Flottbek gesehen zu werden.
    Der typische Hamburger nannte es übrigens „Dörby“, was sicherlich kein gutes Englisch war, doch es störte niemand. Die kleinen Leute sprachen es so aus, wie es geschrieben wurde, während nur sehr, sehr wenige auf die Oxford´sche Aussprache achteten und „Darby“ sagten, ungeachtet der Tatsache, dass das nun wieder ziemlich blasiert klang.
    Lena verabscheute das Derby. Sie

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