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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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früh ab. Paula wäre ihr gerne aus dem Weg gegangen, indem sie einfach im Bett blieb, aber Simon, geweckt durch die Geräusche, stand auf und wollte sein Müsli haben, das nur Doris so zubereiten konnte, wie er es seit neuestem gerne mochte. Also kam auch Paula in die Küche, um Doris zu verabschieden.
    »Entschuldigst du mich bei Siggi wegen der Proben, die ich versäumen werde?«
    »Ja«, nickte Paula, »selbstverständlich.« Sie überlegte, ob es die Höflichkeit erforderte, ihr gute Reise zu wünschen. Sie ließ es sein.
    »Also dann … bis Donnerstag«, sagte Doris, nachdem sie Simon mindestens dreimal umarmt und geküßt hatte. »Tschüß, Simon! Füttere Anton nicht so viel, er wird fett!«
    »Wiedersehen«, sagte Paula ungeduldig.
    Doris blieb unter der Tür stehen. »Sag, hast du eine vernünftige Babysitterin, wenn du zur Probe gehst?«
    »Ja, habe ich.« Paula konnte nicht verhindern, daß ihr Ton mürrisch klang.
    »Nicht diese Schlaftrine?«
    »Manuela? Nein. Katharina ist über die Osterferien zu Hause.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte Doris, »ach, und noch was!«
    »Ja?« Himmelherrgott, warum verschwand dieses Weib nicht endlich?
    Doris sah sie mit offenem Spott in den Augen an, als sie sagte: »Paß auf, was du sagst, falls du wieder einmal mit Jäckles Spürhund herumvögelst.«
    Jäckle lief wie ein gereizter Stier in seinem Wohnzimmer auf und ab. Dann wandte er sich an seinen Gast, der auf dem Sofa lümmelte. »Verdammt, wie konnte das passieren?«
    »Keine Ahnung! Mann, war die am Montag, bei der Probe, plötzlich sauer auf mich! Daß sie mich nicht mit Blicken getötet hat, war alles. Bei einem unserer Ehekräche hat sie mir zufällig in die Eier getreten.«
    »Hoffentlich richtig.
    »Vielleicht habe ich zu viele dumme Fragen gestellt.«
    »Hast du wenigstens was rausgekriegt?«
    »Niemand aus der Truppe hat diesen Vito nach dem bewußten Abend wiedergesehen. Wenn man Paula darauf anspricht, reagiert sie wie eine Auster. Macht sofort dicht. Ich wollte nach der Probe ein paar klärende Worte mit ihr reden, aber sie ist sofort nach Hause gerauscht. Ich bin dann ein bißchen an ihr dran geblieben, einfach so, aus Neugierde.
    »Dein Sportgeschäft lastet dich wohl nicht aus, was?«
    Zolt überging die Anspielung. »Sie hat sich die Tage, die die Körner weg war, in der Redaktion frei genommen und ist mit ihrem Kleinen und dem Köter in der Gegend rumgefahren. Familienidyll. Einmal waren sie in München. Englischer Garten, Deutsches Museum. Das war Mittwoch. Am Abend, da ist dann etwas Seltsames passiert …«
    Paula hatte diesen Tag mit Simon und Anton wirklich genossen. Simon war auf der Heimfahrt von München sofort eingeschlafen, und nun lag er in seinem Bett und Paula mit einem Buch auf dem Sofa. Anton, ebenfalls völlig erschöpft, schnarchte in seinem Korb, den er bis auf sein Gerippe zusammengenagt hatte. Manchmal japste er im Schlaf, sein Schwanz klopfte auf den Boden, und seine Beine zuckten. Paula las nicht. Sie ließ den Tag an sich vorbeiziehen. Sie und Simon waren gut miteinander ausgekommen, ohne die üblichen kleinen Machtkämpfe, und Simon hatte kein einziges Mal nach Doris gefragt. Es wird in Zukunft öfter so sein, das verspreche ich dir, Simon, dachte Paula. In manchen Dingen haben Doris und die Schönhaar gar nicht so unrecht, gestand sie sich zähneknirschend ein. Ich habe ihn vernachlässigt. Ich habe manchmal viel zuwenig Geduld, erwarte zuviel, behandle ihn wie einen kleinen Erwachsenen. Kein Wunder, daß Doris leichtes Spiel mit ihm hat. Doris …
    Sie war eben dabei, sich erneut im Gewirr ihrer Gedanken zu verstricken, als Anton den Kopf hob und knurrte. Paula horchte. Da waren Schritte auf dem Kies.
    Sie wird doch nicht schon heute zurückkommen? Aber dann würde Anton nicht knurren, sondern mit dem Schwanz wedeln. Er erkannte die Schritte »seiner« Menschen schon von weitem, ebenso wußte er die Geräusche der Automotoren zuzuordnen. Vielleicht Jäckle? Nein, auch ihn betrachtete Anton seit Simons Geburtstagsfeier als Freund, dank etlicher heimlich zugesteckter Würstchen.
    »Ruhig«, befahl sie ihm. »Still!« Anton hörte auf zu knurren und drehte lauschend den Kopf. Sein Nackenhaar sträubte sich. Paula stand auf, in dem Moment klingelte es so laut und fordernd an ihrer Tür, daß sie zusammenzuckte. Zögernd, immerhin war es schon zehn Uhr durch, öffnete sie die Tür, Anton am Halsband.
    Draußen stand Vito. Sie erstarrte. Sie wollte aufschreien, es kam jedoch

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