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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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heimlich abgesprochen haben, so wie immer, zweifellos, aber was war der Grund?
    »Den Big Daddy könntest du spielen, Dieter, wenn wir dich ein bißchen auf alt schminken.« Siggi blickte Gudrun an und wartete wie ein Dirigent auf ihre prompte Zustimmung. Sie enttäuschte ihn nicht. »Auf alt schminken ist einfach. Umgekehrt wird’s schon schwieriger.«
    Dieter König nickte brummend, mehr an Kommentar hatte auch niemand von ihm erwartet. Er war ein eigenbrötlerischer Lehrer um die Fünfzig, der beste männliche Darsteller der Truppe. Er und Barbara waren seit Jahren ein fein aufeinander abgestimmtes Bühnenpaar, auch wenn in der Garderobe manchmal die Fetzen flogen und leidenschaftliche Nie-wieder-Gelöbnisse ausgestoßen wurden. Paula staunte, denn beinahe automatisch hatte Siggi damit angedeutet, daß Barbara die Big Mama spielen sollte. Eine Frau um die Sechzig, mindestens. Eine Nebenrolle und eine etwas lächerliche Figur dazu. Doris war es, die es nun vor Neugier nicht mehr aushielt; sie platzte mit der Frage heraus, die wie ein Gespenst im Raum schwebte: »Und wer spielt Maggie, die Katze?«
    Ehe Siggi Atem holen konnte, entgegnete Barbara: »Also ich auf keinen Fall«, sie lächelte kokett in die Runde, »falls jemand an mich gedacht haben sollte. Ich werde dieses Jahr etwas zurückstecken, aus persönlichen Gründen.« Sie setzte eine geheimnisvolle Miene auf und erreichte damit das, was sie am meisten genoß: Alle sahen sie an.
    Eine Sekunde herrschte Schweigen, dann fragte Dieter spöttisch: »Was ist los? Bist du schwanger?«
    Frank und Gitta konnten sich ein Kichern nicht verkneifen, und Barbara wurde tatsächlich ein wenig rot. »Blödmann«, sagte sie und verkündete dann umständlich schnörkelreich: »Es ist noch nicht offiziell, eigentlich dürfte ich noch gar nicht darüber reden, aber ihr werdet es in wenigen Tagen ja doch erfahren: Mein Hermann wird sich für die Position des Bürgermeisterkandidaten aufstellen lassen.«
    Ein Murmeln ging durch die Runde, Dr. Mückel stieß einen Pfiff aus.
    »Und da ich ihn im Wahlkampf«, sie sprach das Wort aus, als ob es um den Posten des Ministerpräsidenten ginge, »tatkräftig unterstützen werde, kann ich mich dieses Mal nicht mit einer großen Rolle belasten.«
    Der gute Hermann, dachte Paula, immer noch ein Schrittchen höher auf der Leiter.
    »Das kommt hoffentlich unserer Theaterkasse zugute.«
    »Also wirklich, Erich«, empörte sich Barbara, »wie kannst du jetzt schon an so was denken. Erst muß er mal gewählt werden, und falls das der Fall sein sollte«, sie lächelte siegessicher, denn so, wie die Verhältnisse lagen, würde sich Hermann Ullrich nur durch Selbstmord einem Wahlsieg entziehen können, »dann werden unsere Anträge genauso sorgfältig und korrekt behandelt wie die aller anderen Vereine auch. Hermann würde sich nie dem Ruch der Protektion aussetzen.«
    Paula und Doris sahen sich kurz an und verbissen sich das Lachen.
    »Schön«, unterbrach Siggi, »aber zurück zu unseren Besetzungsmöglichkeiten. Doris wollte wissen, wer die Maggie spielt.« Sogleich wurde es ruhig, gespanntes Schweigen knisterte im Raum. »Na, Paula, wie wär’s?«
    »Ich? Nein«, sagte Paula erschrocken. »Ich kann Simon keine zwei, drei Abende in der Woche allein lassen. Außerdem habe ich noch meine Termine für die Zeitung. Nein, tut mir leid.« Paula schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Es geht diesmal schnell«, gab Siggi zu bedenken. »Kurz, aber heftig, hähähä.« Niemand lachte. Paula warf ihm einen Blick zu, der ihn sofort wieder sachlich werden ließ. »Wir wollen schon im Mai Premiere haben, weil wir im Herbst wieder mal ein Kinderstück machen wollen. Also nur gute drei Monate Proben. Mit den Probeterminen könnten wir flexibel sein, weil sehr viele Szenen nur die zwei Hauptdarsteller betreffen. Und im zweiten Akt wärst du so gut wie gar nicht dran. Lediglich der erste, der hat’s in sich.«
    »Warum nimmst du nicht Doris?« schlug Paula vor. »Sie hat genau das Alter dazu.«
    Siggi sah sie und Doris abwechselnd an. »Es schadet nichts, wenn die Maggie nichtmehr ganz so jung ist.«
    »Danke«, grinste Paula gutmütig.
    Siggi tat ein paar Sekunden, als zerbreche er sich den Kopf, wobei er seine rechte Barthälfte nudelte. »Doris kann spielen. Sehr gut sogar, daran gibt es keinen Zweifel. Aber du, Paula, du wärst der ideale Typ für die Rolle. Schon vom Aussehen her. Und dann …«, er lächelte süffisant, »dieses leidenschaftliche

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