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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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die Zunge aus der Höhle des schwarz gähnenden Mauls, in dem scharfzackige Zähne wie gelbliche Splitter durcheinanderstanden. Der Kopf der Kreatur war riesig und grinste sie idiotisch an. Der Schrecken pochte ihr noch in den Fingerspitzen, trotzdem mußte Paula lächeln. Der Drache Elliott. Das Kinderstück, vor drei Jahren. Sie atmete tief durch. Es klickte, als sie den Lichtschalter umlegte. Am eisernen Kronleuchter brannten nur noch zwei schwache Lämpchen und verbreiteten ein schales Licht. Waren vorhin nicht noch alle vier Birnen intakt gewesen? Paula sah sich um. Die harmlosesten Dinge warfen jetzt unförmige Schatten, der hintere Teil des Raumes blieb völlig im Finstern. Sie bekam eine Gänsehaut.
    Da, unter dem Stativ der Kamera lag der Schlüssel, mattglänzend im staubdurchwobenen Lichtschein. Ein Rätsel, wie er da hinkam. Sie ging darauf zu, als es hinter ihr plötzlich ein Geräusch gab. Es klang wie ein Miauen, aber ein menschliches Miauen. Paula fuhr herum. Diesmal war es kein Drachengesicht, das sie angrinste.
    »Vito! Verdammt, was schleichst du denn hier rum?« Ihre Stimme klang längst nicht so selbstsicher wie ihre Worte.
    Er löste sich aus dem Dunkel und näherte sich. Er sagte kein Wort, was Paula zusehends verunsicherte.
    »Ich … ich habe meinen Autoschlüssel vergessen«, erklärte sie und fragte sich im selben Moment, was ihn das eigentlich anging. Er stand jetzt zwischen ihr und der Kamera und sah sie spöttisch an. Paula versuchte, ihrem Ton Entschlossenheit zu verleihen.
    »Würdest du mich bitte vorbei lassen?« Sie fühlte sich unwohl. Aus seiner Körperhaltung war die aufgesetzte Lässigkeit gewichen; so wie er dastand, hatte er etwas Bedrohliches. Hatte er den Schlüssel aus ihrer Tasche genommen? Vito hob den Schlüssel auf und reichte ihn ihr, aber im letzten Moment zog er die Hand weg.
    »Was soll das? Ich glaube, für heute hast du dir genug erlaubt, oder?«
    »Du kriegst ihn erst, wenn du dich bei mir entschuldigst.«
    »Das … das soll wohl ein Witz sein«, stammelte Paula. Sie stieß gegen etwas Rauhes. Wieso stand sie auf einmal mit dem Rücken zur Wand?
    Vito kam mit wenigen Schritten auf sie zu, sein Schatten grub sich in die schmutzigweiße Mauer hinter ihr, fiel über ihren Körper, ihr Gesicht, sie konnte sein aufdringliches Rasierwasser riechen und seinen Atem, der ihr bestätigte, was sie längst vermutet hatte: Unter seiner smarten Schale war er faul. Aufreizend klimperte er mit dem Schlüssel hinter seinem Rücken. »Die Entschuldigung. Ich warte«, sagte er in einem kindischen Singsang.
    »Verschwinde!« Paula war jetzt nur noch wütend.
    Vito warf den Schlüssel hinter sich auf den großen Tisch. Paula wollte ihn nehmen, aber daran hinderten sie Vitos Hände an der Wand, dicht neben ihren Schultern. Sein Gesicht war so nah, daß sie trotz der schlechten Beleuchtung die groben Poren auf seiner Nase erkennen konnte.
    »Laß die Faxen«, sagte Paula mühsam beherrscht.
    »He, Paula, wie wär’s mit einem Quickie?« In Vitos Augen blitzte es auf, als wäre ihm die Idee eben erst gekommen.
    Seltsamerweise lösten diese Worte bei Paula den Knoten in ihrem Innern. Das war typisch Vito, das war sein vertrautes Terrain. Sie blickte ihm entschlossen in die Augen.
    »Vergiß es. Schließlich bin ich frigide. Hast du vorhin selbst gesagt.« Sie wollte seinen Unterarm wegnehmen, aber es war, als stemme sie sich gegen ein Treppengeländer. Sie hätte sich bücken und vielleicht blitzschnell unter seinem Arm hindurchschlüpfen können. Sie tat es nicht. Paula Nickel bückte sich nicht vor einem, der sich »Vito« nannte.
    »Du könntest mich vom Gegenteil überzeugen.« Sein Gesicht kam dem ihren immer näher. Sie bekam Lust, ihn anzuspucken.
    »Geh weg«, sagte Paula angeekelt, »du riechst aus dem Mund. Es stinkt wie altes Blumenwasser.« Für einen Moment war Vito ehrlich schockiert. Das nutzte Paula. Sie stieß ihn mit aller Kraft von sich, es war leichter, als sie gedacht hatte. Vito geriet ins Wanken, er fluchte, machte ein, zwei Schritte rückwärts, dann stolperte er über irgend etwas am Boden, der große Tisch, auf dem noch immer der Schlüssel lag, wackelte, als er dagegen stieß, ein mehrarmiger Kerzenleuchter fiel scheppernd von einem Regal. Vito knallte hin wie ein umgeworfener Sack.
    Paula war in drei Sätzen an der Tür, sprang die zwei Stufen hinunter, und in diesem Moment ging die Tür des Probenraums auf, und Doris kam herein. »Wo bleibst du denn so

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