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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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so schnell nicht suchen, nach dem Auftritt heute wird sich keiner wundern, wenn er so bald nicht wieder auftaucht.«
    »Aber seine Eltern, seine Freunde?«
    Doris winkte ab. »Er ist nicht der Typ, der jeden Sonntag bei Muttern zu Mittag ißt. Soviel ich weiß, ist er mit denen längst verkracht. Falls ihn doch jemand vermißt, dann wird man die Ursache für sein Verschwinden eher in seinen dubiosen Geschäften suchen. Wir legen ihn in seinen Wagen, ich bringe ihn weg, dann stelle ich das Auto vor seine Wohnung.«
    »Wo … wo willst du ihn hinbringen?« würgte Paula stockend hervor.
    »Da wird mir schon noch was einfallen.«
    Paula kam alles plötzlich total unwirklich vor. Wie ein Theaterstück, eine Filmszene.
     … müssen uns jetzt beeilen. Katharina könnte sich sonst wundern, wo du bleibst«, drang Doris’ Stimme zu ihr durch. »Das größte Problem ist momentan: Wie kriegen wir ihn unbemerkt hier raus?«
    »Durch das Tor hinter der Bühne. Es führt direkt zur Laderampe in den Hof« Paula wunderte sich über sich selbst.
    »Gute Idee.«
    »Aber ich … ich weiß nicht, ob ich ihn noch mal anfassen kann.« Schon bei dem Gedanken wurde Paula speiübel, ihre Knie zitterten, obwohl sie noch immer auf ihrem Stuhl saß.
    »Da mußt du durch. Alleine kriege ich ihn nicht die Treppe rauf.« Doris trat nahe an Paula heran. »Denk einfach an Simon. Tu es für Simon!« flüsterte sie heiser. »Diese Sache darf auf keinen Fall rauskommen, sonst verlierst du ihn auf Nimmerwiedersehen. Denk an die Schönhaar! Denk nur immer daran, dann schaffst du es schon.«
    Paula rang nach Atem. Sie erhob sich und ging tapfer auf den Requisitenraum zu.
    Doris folgte ihr. »Mach du das Tor auf. Aber nur einen Spalt.«
    Dankbar für diesen harmlosen Auftrag, stieg Paula die Stufen zur Bühne empor. Die leeren Stuhlreihen schienen sie aus hundert Augen anzublicken, irgendwo knackte ein Holzbalken, als wollte er sie warnen. Sie nahm den Schlüssel vom Brett und öffnete das eiserne Tor, durch das früher die Kulissen verladen worden waren. Es quietschte, aber das machte nichts, hier gab es keine unmittelbaren Nachbarn. Der Stadtbach floß gleich hinter dem Hof vorbei, sein Rauschen würde alle Geräusche übertönen. Paula merkte, daß ihr Gesicht schweißnaß war. Wir dürfen nicht vergessen, alles wieder abzuschließen, dachte sie mit erstaunlicher Klarheit, auch die Tür zum Probenraum.
    »Verdammt, wo bleibst du so lange«, herrschte Doris sie ungeduldig an, als sie den Requisitenräum wieder betrat. Doris hatte einen Rupfensack aufgeschnitten und Vito darin lose eingewickelt. Paula war froh, sein Gesicht nicht mehr sehen zu müssen.
    »Los jetzt. Ich gehe voraus, nimm du die Beine.« Wie warm sie sich anfühlten, sogar durch den Stoff der dünnen Hose. Beinahe lebendig. Vitos Schuhe waren nachlässig geputzt. Wie kann ich jetzt an so was Profanes denken? Im letzten Stück hatten sie und Barbara Dieter Königs »Leiche« wegtragen müssen, an diese harmlose Vorstellung klammerte sich Paula, während sie Vito die steilen, engen Stiegen hinaufschleppten. Grinsend beobachtete der Drache ihr Tun. Es ist alles nicht wirklich, es ist nur ein Traum, ein Theaterstück …
    Es ging leichter, als Paula geglaubt hatte, das Gewicht war weniger ein Problem als die Dunkelheit. Vorsichtshalber wollten sie kein Licht hinter der Bühne machen. Oben legten sie den Körper kurz ab. Der Sack hatte sich gelöst und gab einen Teil von Vitos Gesicht frei, beschienen vom blassen Wintermond, der eben hinter einer Wolke hervortrat. Paula wandte sich ab. Ihr grauste.
    »Ich fahr’ den Wagen ran«, wisperte Doris, von der Anstrengung etwas außer Atem, immerhin hatte sie das schwerere Ende geschleppt. Sie hielt bereits Vitos Wagenschlüssel in der Hand und sprang hinunter in den Hof, Paula hörte ein Türschloß und das elektrische Summen, mit dem sie das Autodach öffnete. Ihr fiel ein, daß ihr eigener Schlüssel noch immer da unten auf dem Tisch lag. Sie ging ihn holen. Die Blutflecken glänzten noch. Der größere hatte die Form eines lauerndes Tieres. Paula würgte. Sie mußten diese Spuren beseitigen. Ging das überhaupt? Der in ihrer Küche war jedenfalls immer noch zu sehen.
    »Was ist denn?« rief Doris leise von oben. »Komm endlich. Bring seine Aktentasche mit.« Sie trugen Vito zur Laderampe und ließen ihn direkt durch das geöffnete Verdeck auf den Rücksitz seines BMWs plumpsen. Paula erschauerte, ihr war, als hätte der tote Körper ein

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