Mordsmäßig fit
Uhr gehen. Hoffentlich mache es Dawn nichts aus. Es machte ihr nichts aus. Nachdem Beth gegangen war, kochte Dawn Kaffee und forderte Jeff auf, sich mit auf das Sofa zu setzen. Sie unterhielten sich über das Sofa und den Kaffee. Das tat gut. Aber noch mehr genoß sie die Berührung ihrer Schultern und Jeffs langes, braunes Haar an ihrem Ohr. Sie animierte ihn, von seinen Reisen zu erzählen: Sri Lanka, Macao, die chinesische Landschaft. Oft war es für ihn gefährlich gewesen, aber er gab nicht damit an, was er alles hatte tun müssen, um mit dem Leben davonzukommen. Sie schloß die Augen, genoß seine Anwesenheit, den Klang seiner Stimme. Irgendwann sprach jeder über sich. Sie sagte, sie sei völlig ungebunden - was fast wahr war - und es würde ihr gut tun, neue Freundschaften zu schließen. Er erzählte, sein Leben sei in den letzten zwei Jahren von so vielen Hochs und Tiefs erschüttert worden, »daß keine Frau Lust hatte, bei mir zu bleiben«. ’1
»Du hast eben nicht die richtigen Frauen kennengelernt«, sagte sie. Sie wandte sich ihm zu. »Kannst du mal deine Brille abnehmen?«
»Warum?«
»Damit ich deine Augen besser sehen kann.« Sie lächelte. »Das soll einer glauben.«...
Er nahm die Brille ab, ließ sie zwischen Daumen und Zeigefinger baumeln. Seine Augen waren dunkelbraun. »Schöne Augen«, sagte sie.
A
»Macht die Kurzsichtigkeit.«
»Hmm...« Mit den Fingerspitzen strich sie über seine Schläfe. Er nahm sanft ihre Hand und küßte sie. Seine Zunge fühlte sich an wie feuchtes Sandpapier.
»Ich bin froh, daß du mich eingeladen hast, Dawn.«
»Hast du drauf gehofft?«
»Das ist ein Geheimnis. Er nahm ihr Gesicht in seine schlanken Hände. »Oder vielleicht doch nicht. Ich wollte dich zum Essen ausführen. Ich bin nicht gerade ein guter Koch. Aber dann... mit dem, was im Club passiert ist, dachte ich, ich sollte besser warten.«
Sie blickte ihm nachdenklich in sein schmales, schönes Gesicht. »Ist das der einzige Grund?«
Seine Schultern zuckten, berührten dabei ganz leicht ihre. »Ich habe nicht geglaubt, daß eine Frau, so begehrenswert und schön wie du, ungebunden sei.«
»Mein zweiter Vorname - Dawn Ungebunden Gray.« Seine Arme umschlangen sie fest. Sie seufzte und schmiegte sich an ihn. »Sei vorsichtig. Ich bin halb Kletterpflanze«, sagte sie.
Mitten in ihrem zweiten innigen Kuß wurde die Stille plötzlich von einem Klingeln zerrissen. Jemand war unten an der Haustür.
»Ich bin nicht zu Hause«, murmelte Dawn.
Jeff flüsterte: »Ich bin auf einer Sondermission in Simla, Nordindien.«
Wieder schrillte die Klingel - und wieder. Endlich war es still. Dawn hielt Jeff ihre Lippen entgegen. Als es klopfte, gab es keinen Zweifel mehr darüber, wer es war. Noch bevor sie seine röhrende Stimme hörte.
»Miss Gray. Ich habe Ihr Licht gesehen. Und dieser Bote läßt mir keine Ruhe.« Mr. Harnish, ihr konservativer Vermieter, dem wahrscheinlich nie der Gedanke käme, daß sie mit einem Mann alleine war. »Machen Sie schon auf, und wir können die Sache hier zu Ende bringen! Miss Gray!«
»Ja! Verdammt!« Sie entwand sich Jeff und betrachtete sich schnell im Spiegel. Sie öffnete die Tür. Vor ihr I stand Mr. Harnish - halbglatzig, der Rest ergrauend. Die Adern an seinen Schläfen sahen aus wie Würmer. Hinter ihm... O nein! Der Bote mußte für einen Blumenzüchter oder Gärtner arbeiten, nach der Größe des Kartons, den er hielt, zu urteilen. Er konnte ihn kaum tragen. Er hatte kaum zwei Schritte in die Wohnung gemacht, als der Duft frischer Blumen in die trockene Februarluft ihres Apartments wehte. Er schaute sich nach einem Möbelstück um, auf dem er den Karton ablegen konnte. Er konnte nichts Passendes finden, setzte ihn mit einem Seufzer auf den Boden und sah Dawn an.
»Sie halten den Rekord des neuen Jahres, Süße. Unterschreiben Sie hier.«
Mr. Harnish warf Jeff einen Blick zu. »Wie lange bleibt er hier, Miss Gray?«
»So lange ich will, wenn es Ihnen recht ist.«
»Mir ist es recht. Aber nicht dem da Mann da oben. Nach seinem Wort -«
»Mr. Harnish, jetzt nicht. Wir haben beinahe das einundzwanzigste Jahrhundert. Und um sein Wort steht es nicht gut. Würden Sie jetzt bitte gehen?« Sie schloß die Tür hinter den beiden Männern, drehte sich um und sah, wie Jeff auf den Karton starrte.
»Wir haben es hier mit einer vierstelligen Summe zu tun«, sagte er.
»Ach, zerbrich dir deshalb nicht den Kopf.« Dawn versuchte, ihn zum Sofa zurückzuziehen.
»Du mußt
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