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Mordsmäßig fit

Mordsmäßig fit

Titel: Mordsmäßig fit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. K. Cambray
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auf vor Entsetzen, versuchte, schneller zu rennen, rutschte aus und fiel auf ihre Knie. Sie schrie. »Karl! Hilf mir!«
    »D-a-a-a-a-wn...«
    »Karl!« Die Tür blieb verschlossen. Sie rappelte sich auf und rannte in panischem Tempo über, wie es ihr schien, Kilometer von Eis. Sie warf sich gegen die Tür und taumelte in das warme, gelbe Licht. Karl war fort!
    Überzeugt davon, daß jemand sie verfolgte, suchte sie nach einem Schloß. Es gab keines. Sie umklammerte den gußeisernen Riegel. Wußte aber, gegen einen Stoß konnte sie nichts ausrichten. Keuchend stand sie da, fühlte sich dumm, weil ihr nicht einfiel, was sie noch machen konnte. Ihre Panik wuchs. Sie war allein, schutzlos, und jemand war ihr auf den Fersen. Wo war Karl. War er in ihrer Abwesenheit beiseite geschafft worden? Jetzt war sie total allein und...
    Sie hörte das Knirschen von Stiefeln im Schnee. Jemand näherte sich der Hütte. Der Mörder kam auf sie zu! Sie ließ den Riegel los, wirbelte herum, griff nach dem Schürhaken. Für einen Moment verharrten die Schritte an der Seite der Hütte. Sie hielt den Schürhaken über ihren Kopf. Vor Aufregung zitterten ihr die Arme. Ihr Herz raste. Ihr Atem ging stoßhaft. Sie gab nicht auf! Nicht, ohne zu kämpfen! Die Schritte näherten sich der Tür. Der Riegel hob sich. Die Tür schwang auf. Sie holte aus. Auf halbem Wege sah sie, daß sie im Begriff war, Karls Kopf zu zerschmettern. Sie versuchte innezuhalten. Der Schürhaken streifte Karls wollene Mütze. »Au!« Zorn blitzte in seinen Augen. Mit erschreckender Leichtigkeit nahm er den Schürhaken an sich, den sie mit beiden Händen umklammert hielt. »Was zum Teufel ist in dich gefahren, Frau?«
    »Wo warst du?« rief sie. »Warum warst du nicht hier?«
    Er runzelte die Stirn, sah sie an und dann den Schürhaken. »Du hast mich geweckt, als du weggegangen bist. Ich mußte mal pinkeln. Hab mir nicht die Mühe gemacht, zum Haus zu gehen.«
    »Bist du okay?« Ihre Stimme klang so sanft wie die eines Kätzchens.
    Er nahm seine Mütze ab und strich sich mit der Hand über den Kopf. Kein Blut. »Denke, ich bin okay. Kannst du mir sagen, warum zum Teufel du mich schlägst?«
    »Jemand ist da draußen, Karl. Sie sind hinter mir her.«
    »Ach komm!«
    »Ich habe beim Haus jemanden meinen Namen rufen hören!«
    »Wen?«
    »Ich weiß nicht. Es war ein hoher, wahnsinniger Ton.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja! Hör auf, mich anzuschauen, als hätt’ ich nicht mehr alle Tassen im Schrank!«
    Er sank auf die Liege und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, deine Phantasie macht Überstunden.« Er befühlte wieder seinen Kopf. »Nur gut, daß du einem deutschen Mann mit einem Schlag auf den Kopf nichts anhaben kannst.«
    »Ich kann keine Witze gebrauchen!«
    Er zog seine Schultern hoch. »Was brauchst du, Dawn Gray?«
    »Zuerst einmal keine weiteren Kommentare, die meine Phantasie betreffen. Als nächstes, du bleibst bis zum Morgen bei mir. Und rühr dich nicht von der Stelle.«
    »Wie du willst. Doch ich glaube wirklich nicht, daß da draußen jemand ist.«
    »Fein! Wie du meinst!« zischte sie.
    Keiner von beiden fand viel Schlaf. Am Ende lagen sie wach, warteten auf den Morgen. Karl wollte die Hütte bei Morgengrauen verlassen, aber sie bestand darauf zu warten, bis es hell war. Sie traten auf das Eis, das vom Sonnenlicht überflutet war. Dawn blinzelte, hakte sich bei Karl ein. »Der Morgen hat noch nie so gut ausgesehen«, sagte sie. Nach ein paar Metern drehte sie sich noch einmal um. Für einen letzten Blick. Sie und Karl hatten beschlossen, sich die Gegend anzuschauen, bevor sie nach Hause fuhren. Ein Zettel klemmte an der Wand der Hütte. Sie ging zurück. Windgeschützt, an zwei rostigen Nägeln, hing eine in Bleistiftdruckbuchstaben geschriebene Notiz: »Nächste Woche werden wir dich umbringen, Dawn Gray.«
     

  Der Rest des Sonntags war ruiniert. Dawn mußte mit den eisigen Schauern, die ihr über den Rücken liefen, fertig werden. Im Gegensatz dazu war der bitterkalte Mainemärz mild. Auch die besänftigenden Worte des alten Clausman, die Notiz sei ein böser Streich, erleichterten sie nicht. Weder wußte er von der langen, düsteren Vorgeschichte, noch konnte er begreifen, was diese Botschaft bedeutete: Jemand war ihr nach Down East, an diesen idyllischen Ort, gefolgt, um ihr Angst einzujagen.
    Das und die Tatsache, daß sie sich zwei Nächte lang draußen herumgetrieben hatten, zeigte die Entschlossenheit ihrer Feinde so klar wie der Mondschein die

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