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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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auf die Spur von Knut führt.«
    »Ich will aber einen echten Schatz heben! Dann bin ich der Größte bei meinen Kumpels.«
    »Ich zupf dir gleich deine Flausen aus dem Gefieder. Ich habe gesagt: nein.«
    »Du hast mir gar nichts zu sagen. Ich bin schon groß und kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Solange du den Schnabel noch nach meiner Beute ausstreckst, machst du, was ich dir sage.«
    »Du hast aber seit Tagen keine Beute gemacht, schon vergessen? Also fliege ich allein zum Dorfteich.«
    »Wenn du das machst, binde ich dir die nächsten vier Wochen die Flügel auf dem Rücken zusammen.«
    »Harry«, mischt sich Balthasar ein. »Du musst deinem Sohn mehr Freiheiten geben. Er muss seine Fähigkeiten austesten. So ein Flugarrest bringt gar nichts. Er belastet nur euer Verhältnis.«
    »Balthasar, misch dich nicht mit deinen oberschlauen Kommentaren in meine Erziehungsmethoden ein! Mein Sohn muss seine Fähigkeiten sicher nicht nachts allein am Dorfteich unter Beweis stellen.«
    »Wo ist Helgi?«, frage ich, um die Situation zu entschärfen.
    »Dem geht’s nach einem Tauchbad im Gartenteich wieder gut«, sagt Balthasar. »Ich konnte ihn allerdings nicht überzeugen, mit mir mitzukommen. Der ist von seinem Hochseefelsen Orkanstürme gewohnt, kann aber nicht dem Stress standhalten, den die Ermittlungen in einem Kriminalfall mit sich bringen. Außerdem hat ihn, glaube ich, das Heimweh erwischt, und er ist wie besessen davon, seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Er wollte unbedingt in Keitum bleiben und auf den Spuren seiner Vorfahren wandeln. Und er … wollte den Austritt aus unserer Gruppe beantragen.«
    »Kann ich verstehen«, brummt Harry. »Ich habe so langsam auch den Schnabel voll von dieser Truppe.«
    »Aber warum denn?«, fragt Balthasar. »Liegt es an etwas Bestimmtem, oder bist du mit der Gesamtsituation unzufrieden?«
    Dass Harry nicht auf Balthasar losgeht, wird nur durch die Ankunft unseres Scheffs verhindert, der von den Tinnumer Wiesen her angeflogen kommt.
    »Ihr macht ja ein Geschrei, dass man euch bald bis Keitum hören kann. Ruhe, aber sofort! Ich will von meiner Truppe keinen Streit in der Öffentlichkeit hören! Was macht das denn für einen Eindruck? Selbst die Menschen da unten auf dem Radweg schauen schon zu euch hoch.«
    Welche Truppe?, hätte ich beinahe gefragt, verkneife es mir aber. Stattdessen frage ich: »Scheff, wo ist Alki?«
    »Er nimmt sich eine Auszeit. Angesichts der jüngsten Vorfälle hat er sich zu einer Therapie entschlossen. Er wird in der kommenden Zeit nur zum Schlafen bei uns sein.«
    »Eine Therapie?«
    »Ja, in einer Tagesklinik. Morgens um fünf Uhr muss er antreten, die Betreuung geht bis abends um zehn Uhr. Inklusive Verpflegung.«
    »Und wovon will er das bezahlen?«, fragt Balthasar.
    »Das Angebot ist kostenlos. Es wird von der Deutschen Bahn finanziert. Und das Essen bekommt er von den Menschen, die in ihren Autos auf dem Zug sitzen. Der Therapeut achtet darauf, dass kein Alkohol an seine Patienten abgegeben wird. Alki muss den ganzen Tag auf dem Geländer sitzen und zwischen Niebüll und Westerland hin- und herfahren. So kann er nicht auf dumme Gedanken kommen.«
    Wir sind beeindruckt und schweigen. Ich hoffe für Alki, dass er durchhält, und kann seine Entscheidung verstehen – im Gegensatz zu denen von Jonathan, Helgi und Suzette.
    Suzette … Wenn ich könnte, würde ich sie am liebsten vergessen. Sie will also nun an diesem Mogulis hängen? Soll sie doch. Wenn sie so oberflächlich ist und sich von seinem Reichtum blenden lässt, hat sie mich überhaupt nicht verdient. Jawohl.
    Aber sie ist nicht oberflächlich, und ich bin immer noch verliebt, verdammt! Dieses Gefühl lässt sich nicht einfach in den Wind schreiben.
    »Dieser Ostwind«, jammert unser Scheff unvermittelt.
    »Kopfschmerzen?«, frage ich fürsorglich.
    »Nein, der Gestank von der Mülldeponie weht wieder rüber.«
    Jetzt bleibt auch mir fast die Luft weg, und ich richte den Blick gen Osten. Nie in meinem ganzen Leben will ich so tief sinken wie Hunderte andere Möwen, die keine Arbeit haben und von Möwenhilfe leben müssen. Wie eine Wolke schweben sie über der Müllhalde. Wer einen Berechtigungsschein hat, darf sich bedienen.
    »Fietje biegt auf den Rantumer Campingplatz ab«, schreit Balthasar, der als Einziger aufmerksam geblieben ist. Ein Glück, dass der riesige Campingplatz südlich liegt und wir den Geruch hinter uns lassen können.
    Fietje fährt auf dem schmalen Fahrweg zwischen

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