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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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anfangen wollte, schnitt ihr die Stimme sofort das Wort ab: »Das interessiert mich nicht!«
    Danach packte der Mann das Mädchen grob und fesselte es wieder so ans Bett, dass es keine Chance hatte, freizukommen oder sich auch nur die Binde von den Augen zu ziehen. In knappen Worten wiederholte er in ungehaltenemTon seine üblichen Warnungen. »Ich verrate dir jetzt etwas«, sagte er abschließend: »Die Tierchen sind nicht übermäßig groß, aber sehr gefährliche Sandvipern! Locke sie besser nicht herauf.«
    Birgit schluckte, und der Mann verließ den Raum. Etwas später wurde die Haustür abgeschlossen. Auch jetzt wartete sie vergeblich darauf, dass sie ein Auto hörte. Gestern war er doch mit dem Lieferwagen weggefahren, mit dem er sie hergebracht hatte – war er heute mit dem Fahrrad gekommen? Oder hatte er woanders geparkt? Mein Gott, wo mochte dieses Haus liegen, wo nur? Wie lange würde es noch dauern, bis man sie fand?
    »Herr Aberger …« sagte der Polizist, der den Fall von Birgits Abgängigkeit bearbeitete und Peter in dessen kleinem Büro gegenübersaß, »nachdem sich keine Entführer gemeldet haben … ich habe die Wege Ihrer Tochter rekonstruiert. Nach dem Mozarteum ist sie wie immer zu ihrer Freundin Anja in die Humboldtstraße gegangen. Die Wohnung Weger hat sie in etwa zur gewohnten Zeit, so um 18.00 Uhr, in Richtung Bushaltestelle wieder verlassen. Sie hat nicht erwähnt, dass sie noch irgendetwas anderes vorhabe, als nach Hause zu fahren. Wir müssen also davon ausgehen, dass danach etwas passiert ist, sofern Ihre Tochter nicht aus eigenen Stücken, Sie verstehen. Wir wissen nicht, ob Birgit noch in den Bus gestiegen ist. Also ob sie vor oder nach der Busfahrt verschwunden ist. Oder vielleicht gar nicht zum Bus gegangen ist.«
    Peter saß mit heißem Kopf da, das Blut rauschte ihm in den Ohren. Er hatte seine Ellbogen auf den Tisch gestützt und starrte auf die zitternde Zigarette zwischen seinen Fingern.
    »Und Sie glauben«, fragte er mit unsicherer Stimme,»dass nicht der Streit in der Früh … dass sie wirklich … ich meine, dass sie mir einen Schreck einjagen wollte?«
    »Möglich ist es, Herr Aberger. Durchaus. Das wollen wir auf keinen Fall ausschließen. Trotzdem schlage ich vor, dass wir heute Abend im Lokalfernsehen den ersten Aufruf mit Fotos machen, die dann auch in den morgigen Zeitungen sein werden.« Erfahrungsgemäß, sagte der Beamte, kämen dann viele Hinweise, denen nachgegangen werden könne. Vor allem dürfe man keine Zeit verlieren, falls es sich wirklich um ein Verbrechen handeln sollte. Und wenn Birgit sich irgendwo versteckt halte, dann sei nach Beginn einer solchen Aktion damit zu rechnen, dass sie bald wieder heimkommen werde.
    »Glauben Sie … denken Sie an ein … Sexualverbrechen?«
    »Um ganz offen zu sein, Herr Aberger – ausschließen können wir leider gar nichts. Aber wenn Sie an Kinderpornographie denken, Österreich ist diesbezüglich vor allem ein Konsumentenland, verstehen Sie? Produziert wird großteils anderswo. Nein, ich gehe davon aus, dass am ehesten damit zu rechnen ist, dass Birgit Ihnen einen Schreck einjagen wollte … dass sie also von sich aus zurückkommen wird. Aber, wie gesagt, um keiner Fehleinschätzung aufzusitzen, müssen wir für alles offen sein.« Birgit, so habe er herausgefunden, sei am Nachmittag in sehr zuversichtlicher Stimmung gewesen. Ihre Klavierprofessorin am Mozarteum habe sie einmal mehr sehr gelobt und ihrer Hoffnung auf eine gute Platzierung bei dem Wettbewerb Ausdruck verliehen. »Anja gegenüber, Herr Aberger, hat Birgit den Streit mit Ihnen übrigens gar nicht erwähnt …«
    »Vielleicht weil er ihr peinlich war. Bei Anja streitet man sich doch nicht wegen einer Telefonwertkarte, verstehen Sie«, warf Peter besorgt ein.
    »Das … ja, das ist sicher plausibel. Und es kann sehr wohl sein, dass sie wirklich ein Zeichen setzen wollte, etwas, das Sie nicht so schnell vergessen, Herr Aberger.«
    Peter sah den Beamten geradezu flehentlich an, als der Mann in seinem dunkelblauen Dienstoverall nach seinem offenbar auf stumm gestellten Mobiltelefon griff.
    »Ja? Ah, nein, keineswegs … alles ist wichtig, Frau … Hmmm. Ja. Oh doch, das könnte durchaus – nein, dem werde ich auf alle Fälle nachgehen, ja, danke, vielen Dank.«
    Peter hatte nicht auf das Telefonat des Mannes geachtet und sagte, mehr zu sich, als zu ihm: »Ich könnte mich ununterbrochen abwatschen deswegen … Was bin ich doch für ein Idiot! Es ist wohl

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