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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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dafür bezahlen müssen, dass sie sie liefern dürfen.«
    Erich schüttelte fassungslos den Kopf. »Heute habe ich dich gehört … Die Mozarttränen – ist ja ein großes Thema hier in Salzburg.«
    »Ja. Der BSL kann gar nicht genug davon kriegen! Er sagt zwar immer, er verstehe nichts von Kunst, aber so, dass klar ist, dass er sich für ein Genie hält. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unerträglich der sein kann, sehrgerne auch auf Sendung.« Dabei sei der heutige BB-Sager harmlos gewesen im Vergleich zu dem, was sich die Kolleginnen manchmal gefallen lassen müssten.
    Babsi nahm einen großen Schluck Sekt, um Erich dann die angekündigte Neuigkeit zu verraten: Sie werde die nächste Zeit gar nicht im Sender sein, da sie eine Mitfahrgelegenheit nach Griechenland wahrnehme. Nur einen Beitrag über den weinenden Mozart habe sie noch zugesagt. »Freunde von mir wollen zu einer kleinen deutschen Aussteigerkolonie im Hinterland von Kreta, die noch seit den Hippiezeiten besteht und über die offenbar noch nie berichtet worden ist. Alles betagte Herrschaften, nehme ich an«, sagte sie lachend. »Ich werde Material sammeln, für ein längeres Feature, das ich einem öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland verkaufen will.« Außerdem wolle sie Fotos machen und eine Reportage schreiben – schon auf die erste Anfrage hin sei sie damit bei einem Reisemagazin auf großes Interesse gestoßen. »Wenn auch nur eine Sache klappt, verdiene ich mehr als in einem Monat bei RADIOakkktiv und muss mir daneben nicht noch Catering-Jobs aufhalsen.« Wenn sie ehrlich sei, habe sie die Nase ziemlich voll. Denn in Wahrheit gehe es denen nur darum, die Leute auszusaugen, weil sowieso immer welche nachkämen, mit denen sie dasselbe tun könnten.
    Erich schüttelte erneut den Kopf. Und als er die Schwere des Schweigens zu spüren begann, das sich nun ausbreitete, sagte er grinsend, dass er ihr nur den Rat geben könne, sich lieber an den vielen Gewinnspielen von RADIOakkktiv zu beteiligen, anstatt sich für diesen Hungerlohn aufzureiben. »Als fleißige Gewinnspielteilnehmerin würdest du finanziell besser aussteigen!«
    Sie lachten und ließen die Sektgläser klingen.
    »Vor allem bliebe mir dann der BSL erspart. Könntestdu ihn denn nicht aus dem Verkehr ziehen? Wo du doch jetzt hier Kripo-Kapo bist!«
    »Wenn du mir dabei hilfst«, antwortete der Chefinspektor grinsend.
    »Liebend gern, Erich – was gäbe ich nicht alles dafür!«
    Das Mädchen lauschte und hörte das Zischen der Tiere, das ihr plötzlich solche Angst machte, weil sie jedes Mal das Gefühl hatte, das Geräusch sei erneut ein klein wenig näher gerückt. Die Angst ließ sie fortfahren – und dann ging es unerwartet schnell, das rechte Auge war frei. Birgit hielt es zuerst noch geschlossen. Sie war sehr angespannt, als sie es dann öffnete und in den im Halbdunkel liegenden Raum blickte. Sie sah auf der einen Seite die zwei mit Balken verschlossenen Fenster, durch deren Lamellen etwas Licht drang. Dort wirbelte Staub in der Luft. Birgit hatte Mühe, sich so weit zu bewegen, dass sie die Kellerluke sehen konnte: Der Deckel war zurückgeklappt. Dort unten sind die Schlangen, Schlangen, in einem kühlen Keller, dachte sie voll Angst … Schlangen suchten doch die Wärme, deshalb … mein Gott, hier heroben war es warm! Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis … vielleicht führte aber gar keine Stiege hinunter?
    Wenn er jetzt … wenn er zurückkam und sah, dass sie die Binde … Sie schaute sich kurz im Raum um, soweit sie ihn überblicken konnte … sah das Pianino … und neben dem Bett den Sessel, auf dem der Kapuzenmann gesessen war … und neben diesem den Hackstock mit der Hacke … und auf der anderen Seite die Tür; daneben ein kleines Schränkchen, auf dem der Orangensaft stand und … eine Tablettenpackung, ja, wie sie richtig vermutet hatte, er hatte ihr Schlaftabletten in den Saft getan! Jetzt, wo sie ihr Gefängnis noch viel genauer gesehen hatte als im Pianino,verspürte sie Erleichterung und begann sofort, vorsichtig die Binde wieder über das Auge zu schieben. Es dauerte … warum war das nur so schwierig … und strengte sie so sehr an, dass sie erneut zu schwitzen anfing … mein Gott, er wird doch nicht vorher zurückkommen … Sie schob vorsichtig immer wieder ihre rechte Gesichtshälfte von oben nach unten über die Matratze … und auf einmal war auch das rechte Auge wieder verdeckt. Birgit atmete auf. Und lauschte nach draußen, da sie

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