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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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gewehrt?«
    »Kaum.« Graber schüttelt den Kopf. »Wenn man unverhofft von hinten mit so einer Drahtschlinge angegriffen wird, hat man nicht mehr viele Möglichkeiten. Die Luft bleibt weg, automatisch greift man sich an die Kehle, um die Schlinge loszuwerden. Aber man fängt keinen Kampf mit dem Angreifer an, wenn Sie das meinen.«
    Was geht hier vor, frage ich mich immer wieder, was für eine Sache läuft hier? Kawelka war Lokalreporter. Der hat von neu eröffneten Einkaufszentren berichtet, vom Schöneberger Kürbisfest, von Stolpersteinen und Kiezgärten. Warum wird so einer umgebracht? Von einem Killer?!
    »Der wird an irgendeiner Sache dran gewesen sein«, vermutet Hünerbein. »Ich meine, wir sind zwar hier im herrlichen Schöneberg, aber auch hier gibt es Gangster, die sich nur ungern in die Karten schauen lassen. – Denk an Enzo!«
    Enzo, nicke ich, das wäre eine Möglichkeit. Der alte Emigrante ist schon seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Berliner Unterwelt. Bislang haben wir ein Stillhalteabkommen. Doch das gilt nur, solange sich der Clan aus San Luca auch ruhig verhält. Ein Mordfall würde alles verändern. Und normalerweise lösen die Calabrese ihre Probleme geschickter. So, dass die Polizei nichts davon mitbekommt.
    »Todeszeitpunkt?«
    »Circa vor acht, neun Stunden«, Graber sieht auf die Uhr, »also vormittags so gegen zehn.«
    »Da haben wir doch hier ermittelt«, rege ich mich auf, »da war hier alles voller Polizei! Und dann marschiert da so einfach der Killer rein? Wie soll das gehen?«
    »Das, mein lieber Herr Kollege Hauptkommissar, müssen Sie schon selbst herausfinden.« Graber lächelt und zieht sich seine Gummihandschuhe aus. »Ich bin hier nur für die Toten zuständig. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden – vielen Dank!«
    »Ihnen auch.« Hünerbein teilt Zigaretten aus. »Wenigstens wissen wir jetzt, wen unser Killer tatsächlich treffen wollte.«
    »Sicher?« Kriminaloberrat Dr. Edmund Palitzsch tritt heran und hebt mahnend den Zeigefinger. »Nicht schon wieder voreilige Schlüsse, bester Hünerbein. Vielleicht haben wir es ja mit zwei voneinander völlig unabhängigen Verbrechen zu tun.« Er wendet sich mir zu und drückt mir mit einem »Schön, dass Sie auch mal wieder zum Dienst gefunden haben« die Hand.
    »Ich bin schon den ganzen Tag im Dienst«, verteidige ich mich, »ich war heute Morgen der Erste hier am Tatort!«
    »Und Sie konnten den armen Reporter trotzdem nicht retten.« Palitzsch hebt bedauernd die Schultern. »Na ja, vielleicht war er ja da auch schon tot.«
    »War er nicht!« Fassungslos haue ich mir gegen die Stirn. »Na, Mensch, ich hab den doch heute Morgen noch gesehen!«
    Hünerbein und Palitzsch sehen mich interessiert an.
    »Der wollte natürlich wissen, was hier vor seiner Bude passiert ist.« Ich bin außer mir. »Der hat den toten Fahrradboten fotografieren wollen.«
    »Ja und?« Palitzsch und Hünerbein warten. »Hat er?«
    »Keine Ahnung. Er wurde, glaube ich, von den Polizisten daran gehindert. Auf jeden Fall hat er sich ziemlich aufgeregt. Von wegen Pressefreiheit und so.«
    »Das spricht eher dafür, dass er noch kein gelungenes Foto im Kasten hatte«, vermutet der Kriminaloberrat. »Sonst hätte er sich still und leise verzogen und die Bilder meistbietend an die Boulevardpresse verhökert.«
    »Und dann«, fragt Hünerbein, »was war dann? Ist er wieder in sein Büro gegangen oder was?«
    »Ja«, nicke ich, »so eine Psychotante hat ihn wieder reingebracht.«
    »Was für eine Psychotante?«
    Woher soll ich das wissen? »Sie wirkte wie eine Kollegin vom polizeipsychologischen Betreuungsteam.« Ich starre die Kollegen an. »Hatten wir heute Morgen überhaupt jemanden vom Psychologischen Dienst vor Ort?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Palitzsch schüttelt den Kopf. »Aber das sollten wir noch mal überprüfen.«
    »War die denn uniformiert?«
    »Natürlich nicht. Aber sie wirkte irgendwie kompetent. Harmlos. Eine resolute ältere Dame, so’n Inge-Meysel-Typ.«
    »Na gut.« Palitzsch lacht heiter drauflos. »Ich glaube nicht, dass Inge Meysel hier irgendwelche Reporter umbringt. Obwohl: Vielleicht hatte er ja kompromittierende Fotos von ihr – hahaha!«
    »Beylich!« Hünerbein ruft den Oberkommissar heran. »Checken Sie mal, ob hier heute Morgen jemand vom Polizeipsychologischen Dienst im Einsatz war. Eine ältere Dame oder so.«
    »Vielleicht war sie auch von der Pressestelle«, setze ich hinzu, »jedenfalls sah die nicht wie eine

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