Mordspech (German Edition)
es gar nicht gibt.«
»Nicht offiziell gibt, meinen Sie?«
»Ich muss Sie jetzt wirklich bitten zu gehen!«
»Na gut.« Wir erheben uns und folgen dem Mann zur Tür. »Sie haben uns trotzdem sehr geholfen.«
Hünerbein reicht ihm die Hand, doch Klaffke schlägt nicht ein.
»Ich … Sie sehen ja, wir sind hier ziemlich im Stress. Entschuldigen Sie mich!« Er schließt sein Büro hinter uns ab und geht. Vielmehr, er flüchtet. So hat es zumindest den Anschein.
»Treffer«, murmelt Hünerbein. »Hier ist was faul.«
Schon möglich, denke ich.
»So weit der offizielle Weg.« Hünerbein gibt sich kämpferisch. »Jetzt schlagen wir den inoffiziellen ein!« Munter watschelt er mir voraus und die Treppe hinunter. »Auf, auf, Compañero! Auf nach Altgrieben!«
Doch wir kommen nicht weit. Als wir über den Parkplatz vor dem Ministerium auf meinen VW Passat zugehen, meldet sich das Handy. Genervt halte ich es mir ans Ohr. »Ja, Knoop?«
Was ich dann höre, haut mich fast um. Eine Autobombe in der Akazienstraße? Hoher Sachschaden, mehrere Verletzte? Ja, leben wir im Libanon oder was? Und was hat Siggi mit alldem zu tun?
»Harry.« Mit zitternden Händen stecke ich das Telefon wieder ein. »Die Dinge beginnen, sich zu überschlagen.«
»Wenn das so ist«, Hünerbein setzt sich in meinen Wagen, »sollten wir uns besser anschnallen.«
19 DREISSIG MINUTEN SPÄTER treffen wir in der Akazienstraße ein. Ein ganzer Löschzug der Feuerwehr steht auf der Fahrbahn, mehrere Ambulanzen und Polizeiwagen. Ein Alptraum: Die Schaufensterscheiben der umliegenden Geschäfte sind durch die Druckwelle geplatzt, überall liegen Glassplitter herum. Mehrere Menschen sind davon verletzt worden und werden von Sanitätern noch vor Ort behandelt. Die ausladende Markise des thailändischen Restaurants ist grotesk verbogen und der »Internationale Presseshop« daneben vollständig ausgebrannt. Offenbar haben herumfliegende Trümmerteile des direkt davor geparkten und durch die Detonation völlig zerstörten Wagens die vielen Zeitungen und Illustrierten in dem Laden entzündet und ein Inferno ausgelöst.
»Der Sprengsatz war offenbar direkt unter dem Wagen platziert«, erklärt uns Damaschke, der immer erschöpfter wirkt. »Gezündet wurde mechanisch, indem das fahrerseitige Türschloss entsprechend manipuliert wurde. Der Besitzer des Wagens …«, Damaschke zeigt auf Siggi, der mit Monika und Melanie blass hinter der Polizeiabsperrung steht, »… ein Siegbert Meyer, wohnhaft in …«
»Ich kenne den Mann«, unterbreche ich und winke den dreien zu, »mach weiter, Jürgen.«
»Du kennst den Mann?«
»Ja, und ich kenne auch das Auto. Ein BMW Z3 , wie ihn Bond in seinem letzten Film fährt.«
»Dass die immer so kurze Auftritte haben …« Kopfschüttelnd läuft Hünerbein um das Autowrack herum.
»Ja, also der Besitzer hat nur überlebt«, fährt Damaschke fort, »weil er aus einigen Metern Entfernung den Wagen per Funk entriegelt hat.«
»Glück gehabt, was, Dieter?« Siggi hat sich durch die Absperrungen geschoben und grinst seltsam unangebracht. »Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wollten die mich oder dich?«
Mich? Ich gucke ihn irritiert an. »Wieso mich? Ist doch dein Auto.«
»Ja, aber du bist zuletzt damit gefahren«, erwidert Siggi mit fachmännischer Ermittlermiene, »und es steht vor deiner Wohnung. Könnte ’ne klassische Verwechslung sein. Bist du an irgendeiner heißen Sache dran?«
Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Was, wenn der Idiot recht hat? Mir fallen Enzos mysteriöse Mohnblumen wieder ein. Alti papaveri. Kawelka war ihnen mit seinen Recherchen in die Quere gekommen, und jetzt ist er tot. Ich ermittle in dem Fall. Bin ich auch schon wem in die Quere gekommen? Ohne es zu merken? Sind sie jetzt hinter mir her? Aber wer? Wer geht so weit, sich mit einem Bullen anzulegen? Da muss es doch um richtig was gehen! Verdammt, ich will wissen, was hier läuft!
»Das Autowrack in die KT .« Ich zwinge mich zur Ruhe. »Und schaut nach, ob eines von den umliegenden Geschäften eine Überwachungskamera hat. Vielleicht haben die ja was auf dem Band.« Ich gehe zu Monika und Melanie: »Na, alles gut?«
»Eher nicht«, erwidert Melanie kaugummikauend und mit Blick auf die verwüstete Straße. »Was geht hier eigentlich ab?«
»Das würde ich auch gern wissen.« Ich nehme Monika, die sehr besorgt aussieht, in den Arm. »Fahrt mal ein paar Tage aufs Land. Ist vielleicht besser
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