Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
brichst zusammen.
Spucke läuft aus dem Mundwinkel über das Kinn (ruhig viel laufen lassen) und tropft auf die Brüste.«
Die Umsetzung solcher Fantasien ist insofern ungefährlich, als die Fesselungen meist nur angedeutet und die Stromstöße – wenn überhaupt – nur mit schwächster Elektrizität ausgeführt werden. Werden etwa bei »Schlachtungen« anfangstatsächlich gefährliche Gegenstände ins Spiel gebracht, so tauscht der/die Handelnde diese im entscheidenden Moment gegen harmlose Gegenstände aus Plastik, stumpfem Metall und so weiter aus.
Ein sehr scharfes Ausbeinmesser wird beispielsweise – für das Opfer unbemerkt – durch ein Metalllineal ersetzt, oder die Haut wird statt mit einem Messer mit einer stumpfen Nähnadel »aufgeschnitten«, statt Blut fließt irgendeine angewärmte, gegebenenfalls zähe Flüssigkeit und so weiter. Im Grunde handelt es sich bei kommerziell angebotenen S/M-Leistungen also um eine Mischung aus psychischer und körperlicher Manipulation, Schauspiel, Illusionskunst und Tricktechnik, die von meist aus eigener Erfahrung gespeisten Erlebnissen unterfüttert wird. Es läuft also in erster Linie Kopfkino ab.
Im privaten Bereich finden sich hin und wieder aber auch gefährlichere Ausführungen der Spielszenen, bei denen beispielsweise Messer zur Erhöhung des Nervenkitzels bewusst nicht ausgetauscht werden und die Tötung zumindest technisch in den Bereich des Möglichen rückt
(knife play)
, auch wenn sie natürlich nicht zur Diskussion steht.
Um dennoch Verletzungen vorzubeugen beziehungsweise die psychische Kraft des Empfängers nicht zu überfordern, gelten bei S/M-Aktivitäten weltweit zwei grundsätzliche und streng befolgte Regeln:
1. Alle Abläufe, egal, wie eigentümlich sie Außenstehenden erscheinen, müssen bei geistiger und körperlicher Gesundheit in völligem Einvernehmen
(safe, sane and consensual)
stattfinden. Dabei spielt es keine Rolle, wie die Handlungen ansonsten gesellschaftlich bewertet werden. Es ist allen Beteiligten klar, dass sie sich in einer Randzone bewegen, die »normalen« Menschen mit anderer Lebensgeschichte und anderen Neigungen nicht vermittelbar ist.
2. Es gibt ein Abbruchwort (
safe word
; oft ganz simpel »Stopp« oder »Käsekuchen«), dessen Aussprechen den sofortigen Abbruch der Handlungen bewirkt.
Selbst wenn ein Abbruchwort nicht vereinbart ist, werden S/M-erfahrene Personen niemals die Grenzen des für den anderen Erträglichen überschreiten. Insbesondere Tötungswünsche oder der Wunsch nach Genitalamputation werden ausnahmslos nicht wörtlich genommen, sondern als Teil des vor allem in der Fantasie stattfindenden Rollenspiels verstanden.
Tötung auf Verlangen?
Bei Schlachtungsszenen und Hinrichtungen besteht im hier besprochenen Umfeld das Problem, dass »Erbarmungslosigkeit« ein Teil des vereinbarten Ablaufes ist. Anders als bei anderen S/M-Handlungen (Schläge, Peitschen, Einsperren und so weiter) »möchte« das Opfer »getötet« werden. Es ist sprachlich kaum möglich, diese Szenerie zu durchbrechen, ohne dass das Opfer aus der Rolle fällt, denn dann würde die Grundlage der Szene zusammenbrechen.
Missversteht der aktiv Handelnde (mit oder ohne Absicht) die Anweisung des »Opfers« zur »Tötung« und vollzieht diese wirklich, so kann selbst ein erfahrener passiver S/M-Partner kein Zeichen zum Rücktritt geben – tödliche Verletzungen sind unwiderruflich.
Hinzu kommt eine aus Gewohnheit gespeiste Grauzone, die es endgültig unmöglich macht, einen echten von einem ins Spiel eingebauten Tötungswunsch zu unterscheiden. Uns sind aus den USA Grenzfälle bekannt, in denen »Opfer« im privaten Bereich mit größtem Ernst Genitalamputationen forderten, dies aber letztlich nicht zwingend erwarteten. Kam es aber doch zur Amputation im Rahmen von S/M-Handlungen, stimmten die Opfer diesen verblüffenderweise im Nachhinein zu.
Setzt sich ein aktiv Handelnder hier also keine persönlichen Grenzen und versucht stattdessen, den »Willen« des »Opfers« wörtlich auszulegen, sind Fehlannahmen – zugunsten ebenso wie zuungunsten – des Opfers vorprogrammiert.
In diesem unlösbaren Widerspruch liegt das eigentliche Problem der Tötung von Bernd Brandes. Das gilt besonders, wenn man sich fragt, inwiefern er in seine Schlachtung eingewilligt hat – unabhängig davon, ob man anderen so etwas überhaupt erlauben darf und ob der unbändige Wunsch ihn psychisch verändert hatte.
Und wirklich: In der ersten
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