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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Übergriffe von Priestern aufgelistet [Elinor Burkett/Frank Bruni:
Das Buch der Schande. Kinder und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
, Wien, München 1995].
    Zu dieser merkwürdigen Verlogenheit passt übrigens noch ein Beispiel: Am Baum unseres Nachbarn wuchsen diese dicken dunkelroten Kirschen. An unserem Baum wuchsen nur kleine hellrote. Ich war kurz, dünn und blond – also stellte ich mich an den Zaun und guckte immer mit großen Augen auf den Baum. Da hat mir der Nachbar eines Tages einen ganzen Ast mit Kirschen abgesägt. Ich glaube, den wollte er sowieso absägen.
    Als ich den Ast mit den Kirschen nach Hause trug, hielt ein Auto an, und der Fahrer stieg aus. Er schimpfte mich aus, gab mir fünf Ohrfeigen und sagte, dass man keine Kirschen stehlen soll. Meine Mutter kam gleich aus dem Haus, aber anstatt mir zu helfen, zog sie mich nur schnell herein, schloss die Tür und sagte: ›Kein Wort! Ich will nichts hören!‹ Das heißt auch, dass ich nicht weinen durfte. Die Kirschen habe ich allerdings behalten.
    So ging es mit allen Dingen. Auch über die Vergewaltigung – darauf komme ich gleich zu sprechen – hat sie nie geredet. Meine Mutter behauptet bis heute, wenn ihr irgendetwasunangenehm ist, sie könne sich nicht daran erinnern, auch wenn das nicht stimmt. Das Wichtigste ist, in der Kirche zu erscheinen, dort gesehen zu werden und den Nachbarn keinen Grund zum Tratschen zu geben.
    Heute verstehe ich, dass das nicht einfach nur kaltblütig war. Sie hat sich auch geopfert für das Wohl der ganzen Familie. Wenn mein Vater die Tat mitbekommen hätte, wäre er ins Gefängnis gekommen, weil er den Täter auf jeden Fall umgebracht hätte. Dann wären wir elf Personen ohne Einkommen gewesen und hätten von Sozialhilfe leben müssen. Genau das war aber ja der größte Albtraum meiner Mutter: asozial zu sein. Wir mussten also schweigen und funktionieren. Ich verzeihe ihr das nicht. Unser Verhältnis ist heute sehr unterkühlt.
Falscher Abbieger
    Vorab noch eine kurze Erklärung. Meine älteren Brüder hatten ein eigenes Zimmer, die habe ich nie nackt gesehen. Ich hatte also nur meine kleineren Brüder nackt gesehen und dachte, der schlaffe Penis würde beim Geschlechtsverkehr wie eine Leitung verlegt.
    Meine Eltern habe ich auch nie nackt gesehen. Zuerst hatten wir keinen Fernseher, und als wir einen hatten, durften wir fast nie gucken. Wenn einmal eine Kussszene im Fernsehen kam, wurde der Fernseher ausgemacht. Wenn sich jemand aus der Familie umgezogen hat, ist er hinter eine Abschirmung gegangen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich vor meinen Eltern auszuziehen. Wir sind angezogen ins Bad gegangen und in den neuen Klamotten wieder rausgegangen.
    Nun zum Geschehen. Mein Vater wollte mich immer beschützen, und auch an diesem Abend wollte er mich um kurz vor acht Uhr abends abholen. Ich war bei der Familie eines seiner Freunde gewesen. Mein Vater rief aber bei seinem Freund, dem Vater dieser Familie, an und sagte, dass er es nicht schaffe, mich abzuholen.
    Es gab aber sofort eine Mitfahrgelegenheit. Das hätte mich schon stutzig machen müssen. Es war der Nachbar von gegenüber. Dieser Typ nahm mich mit. Im Auto erzählte er mir von seinen Kindern und fuhr dann an einer Stelle der Straße geradeaus weiter, an der man abbiegen musste, um zu mir nach Hause zu kommen.
    Ich hatte ja diese ganzen Artikel in den Heftchen gelesen – ›Vergewaltigt auf dem Schulweg‹ – und dachte jetzt, scheiße, das ist es. Ich wusste allerdings nicht, worum genau es bei einer Vergewaltigung ging.
    Der einzige Satz, den ich während der Autofahrt überhaupt zu dem Typ sagte, war: ›Wir hätten hier abbiegen müssen.‹ In diesem Moment, also beim falschen Abbiegen, hätte ich noch abhauen können, weil wir da noch im Dorf waren. Da waren Leute auf der Straße und Häuser ringsum. Kurz darauf beschleunigte er. Da machte ich die Autotür auf und wollte raus. Er fuhr aber zu schnell, und außerdem flog direkt meine Handtasche raus in den Graben. Die war weg, das gab später noch viel Ärger, weil der Haustürschlüssel, Sachen von der Schule und das Geld darin waren.
    Er packte mich danach sofort mit einem Karnickelgriff im Nacken und holte von irgendwoher ein Messer heraus, das er mit der stumpfen Seite an meinen Hals hielt. Ich weiß, dass es die stumpfe Seite war, weil ich mich ganz vorsichtig dagegenlehnte.
    Er hielt dann im Wald an einem Weg, stieg aus dem Auto aus und machte sofort die Hose auf. Ich

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