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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Mensch, konnten ihre eigenen Taten nie verstehen und waren doch beide gleich: homosexuelle pädophile Sadisten.
    Der erste Täter ist Jürgen Bartsch, und manch einer von Ihnen wird sich noch an ihn erinnern.
    Lassen Sie sich trotzdem überraschen – ich habe versucht, der Forderung von Bartschs väterlichem Freund Paul Moor nachzukommen, erstens etwas Neues und zweitens etwas Weiterführendes zu diesem Fall zu berichten. Ich glaube, dass das am besten durch die bislang noch nicht veröffentlichten Briefe Bartschs möglich ist, die ich weitgehend unkommentiert hier abdrucken möchte. Sie geben meiner Meinung nach einen besseren Einblick in die Seele des Täters als langes Nachgrübeln.
    Etwas Ähnliches versuche ich mit einem Bericht über Bartschs Entsprechung, den Kolumbianer Luis Alfredo Garavito, der über dreihundert Kinder totgefoltert hat.
    Bitte bedenken Sie beim Lesen der Texte, besonders der Briefe von Jürgen Bartsch, Folgendes: Paraphile – also an unheilbaren Zwängen leidende – Menschen sind in ihren Tatenweder gut noch böse. Sie als Leser sollen die Täter weder lieben noch bemitleiden, und jeder kann Ihren Wunsch verstehen, hoffentlich niemals einem pädophilen Sadisten zu begegnen. Versuchen Sie aber trotzdem, Ihren Hass auf die Taten eine Zeit lang beiseitezuschieben. Vielleicht können Sie dann die pechschwarze Schicht aufkratzen, die jeden Serienmord umgibt und bedingt. Das erlaubt Ihnen einen Blick auf denjenigen Teil der Psyche, den niemand von uns steuern kann und der bei paraphilen Serientätern leider ein mörderischer Zwang ist.
    Abb. 29: Aus der von der Polizei erstellten sogenannten »Lichtbild«-Mappe zum Fall. Der unbekannte Fotograf hat Bartsch auf diesem Porträt sehr gut in seiner charakterlichen Doppelbödigkeit getroffen. (Repro: M. Benecke)
    Verstehen müssen und können wir die Taten ohnehin nicht. Kein Kriminalist, Psychiater, Rechtsmediziner, Journalist oder Priester, aber auch keiner der paraphilen Serienmörder selbst weiß, wie und warum aus einer befruchteten Eizelle eine Kinder zu Tode folternde Bestie wird. Einig sind wir uns aber immerhin darin, dass pädophile Sadisten wirklich Bestien sind – das sagen die Täter oft genug über sich selbst. Doch ob sie für ihre Taten verantwortlich sind, das ist eine ganz andere Frage. Denn wer unter einem Zwang steht, den niemand begreift und der größer und stärker ist als jeder Wille, ist doch ganz offensichtlich kein gesunder, sondern ein kranker Mensch.
Jürgen Bartsch
Fallübersicht
    Um die Briefe, die Jürgen Bartsch am Ende seines Lebens geschrieben hat, besser einordnen zu können, folgt zunächst eine kurze Fallübersicht. Die Ermittlungen waren nicht schwierig, weil das letzte Kind fliehen und den Täter beschreiben konnte. In dem Stollen, aus dem der Junge geflohen war, fanden sich zudem alle Leichen der übrigen verschwundenen Kinder. Aus polizeilicher Sicht war der Fall zwar unbegreiflich, aber schnell aufgeklärt. Die Probleme traten erst an anderer Stelleauf: vor Gericht, als es darum ging zu entscheiden, ob Bartsch sich hätte gegen seine Taten entscheiden können. Die folgenden Details schildere ich übrigens nicht aus Freude am Grausigen, sondern weil sie im Fall Garavito und zum Vergleich der Taten von überraschender Bedeutung sind.
Die Taten
    Jürgen Bartsch war gerade einmal neunzehn Jahre alt, als er 1966 festgenommen wurde. Die Täterbeschreibung des letzten Opfers hatte, wie schon gesagt, die Ermittlungen einfach gemacht. Bei der Befragung gab Bartsch zu, dass er das überlebende Kind durch Schläge foltern, häuten und zerstückeln wollte. Dem Opfer war es aber gelungen, sich mit der Flamme einer Kerze (eine weitere Kerze war beim Befreiungsversuch erloschen) die Fesseln durchzubrennen, als Bartsch bei seinen Eltern pflichtgemäß zu Abend aß und fernsah, wie er es jeden Tag ab neunzehn Uhr musste.
    Zwischen 1962 und 1966 hatte Bartsch allerdings schon vier Jungen umgebracht, genau in dem für Pädophile interessanten Alter zwischen acht und zwölf Jahren: Klaus Jung (8), Rudolf Fuchs und Ulrich Kahlweiß (12) sowie Manfred Graßmann (11). Die niedrige Opferzahl täuscht über die vielen hundert Versuche hinweg, die Bartsch unternommen hatte, um Kinder zu überreden, mit ihm in einen etwas abgelegenen Stollen im Ruhrgebiet zu fahren. Er war vorsichtig genug, um Kinder, die misstrauisch waren oder auf der Kirmes behaupteten, dass ihre Eltern in der Nähe seien, sofort gehen zu lassen.
    Der

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