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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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bereits Machiavelli bewunderte – wegen der Kompromisslosigkeit, mit der dieser Mensch den Machtkampf bis zum letzten Blutstropfen pries.

    Aber Brenner war weg. Mit ihm verschwunden war der Mann, der hinten am Mikrofon gestanden hatte. Schott war allein mit den Menschen im Saal und mit dem Rekorder, der die Aufnahme von vorn abspielte.
    Da endlich regten sich die Journalisten. Und als sie losknipsten, begann der Tumult.

     
    8

    Nur weg hier! Aber zurück durch den Saal? Spießrutenlaufen? Nein, alles, nur das nicht!
    So war Schott zu einem Ausgang gleich neben der Bühne gestürzt und schlichtweg geflohen. Ohne erst den Fahrplan der S-Bahn zu suchen, hatte er sich in ein wartendes Taxi geworfen und sich zum Essener Hauptbahnhof fahren lassen. Jetzt stand er schon über eine Stunde fröstelnd auf dem Bahnsteig und wartete auf den letzten Zug, der ihn nach Hause bringen sollte. Es war kalt und er hätte gerne einen Kaffee und einen Schnaps getrunken, aber der Bahnhof wurde gerade umgebaut. In dem entkernten Gebäude konnte man keine Zeitung, keinen Kaffee und erst recht keinen Schnaps bekommen. So stand er da, fror und grübelte unablässig darüber nach, was wohl passiert war – und wie es hatte passieren können.

    Früh um sieben betrat er sein Haus. Seine Frau saß in der Küche, bleich, übernächtigt, die Morgenzeitung auf dem Tisch. Schott brauchte gar nicht hinzusehen: Die Schlagzeile und den Artikel hatte er schon bei der Ankunft am Bahnhof gelesen: Der Schott-Skandal – Absicht oder Blackout? Das Ende einer Karriere.

    Daneben ein Foto des Ministers: alt und grau, aber sehr lebendig und voller Zorn auf diesen Wahnsinnigen, der ihn wegen eines billigen Propagandaeffekts als Opfer eines Atten tats hingestellt hatte.
    »Wie konnte mich Paul nur so hereinlegen? Warum?«, jammerte Schott.
    »Hör mal, Fritz, einen Mann mit deinen Ansichten können sie nicht zum Minister ernennen. Die gefälschte Meldung von diesem angeblichen Attentat – das war der letzte Test. Du hättest nur den Mund halten müssen, aber du wolltest wie immer recht behalten. Und damit hast du es vergeigt. Endgültig.«
    »Aber warum gibt ausgerechnet Paul sich für so etwas her?«

    »Wart ihr nicht schon immer verschiedener Ansicht?«, fragte seine Frau und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

    Schott zuckte zusammen. Grübelte weiter und griff schließlich zum Telefon. Wählte die Nummer des Oberlandesgerichts, an dem Brenner auf seinem Weg nach oben vor einem Jahr einen Zwischenstopp eingelegt hatte.

    Als die Sekretärin hörte, was er wollte, lachte sie auf: »Herr Brenner? Der ist doch nicht mehr bei uns!«
    »Sondern?«, fragte Schott.
    »Herr Brenner ist in die Politik gegangen und arbeitet in Berlin.«
    »Im Parteivorstand?«
    »Ach was, seit zwei Wochen ist er Abteilungsleiter im Innenministerium. Zur Einarbeitung. Und je nachdem, wie die Wahlen ausgehen, wird er Staatssekretär − oder sogar Minister.«

Leo P. Ard: Tatort Grugahalle

     
    Polizeipräsidium Essen
Mordkommission
z. Hd. Herrn Wulff
Büscherstr. 2
45131 Essen

     
    Sehr geehrter Herr Hauptkommissar Wulff,
    dies ist ein Geständnis, mein erstes. Eventuelle Formfehler bitte ich zu entschuldigen. Selbst im anschaulichen Buch Schrift verkehr – leicht gemacht, das ich in der Bibliothek der Strafanstalt studierte, gab es kein Formschreiben für Geständnisse. Die Untersuchungshaft ist hart, insbesondere für einen unbescholtenen Bürger wie mich.
    Aber ich habe auch Verständnis für Ihr Verhalten, zumal Sie mir gegenüber immer fair gewesen sind. Wenn Sie mein Geständnis gelesen haben, werden Sie mit mir übereinstimmen, dass es sich im Fall Damilow nicht um Mord oder Totschlag handelt, nicht um vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge, sondern um Notwehr infolge fortgesetzter seelischer Grausamkeit.
    Gehen wir von den Fakten aus. Ich zitiere aus einem Artikel der WAZ:
    Während der Liveübertragung von Wetten, dass ..? aus der Essener Grugahalle wurde der Pressechef des Schallplattenlabels Deutsch I des Musikverlages EMO, Friedel Damilow (47), um 21.55 Uhr hinter der Bühne tot aufgefunden. Neben der Leiche hockte der Kaufmann Siegfried Probst (36) aus Rüttenscheid. Er hielt ein Messer in der Hand und war offensichtlich verstört. Neben dem Messer, das die Polizeitechniker später als Tatwaffe identifizieren konnten, wurden bei Probst eine Perücke und ein falscher Bart sichergestellt.

     
    Ich erinnere mich noch gut an Ihre Monologe während der

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