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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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noch regnet? Ich frage den Kellner nach dem Wetter. Er meint, dass es morgen bestimmt besser wird. Sein Wort in Petrus’ Ohr.

    Vielleicht ist der Regen ein Zeichen des Himmels. Beim Mittagessen mache ich Olaf ein neues Angebot: 700.000 Euro für seine Anteile. Er scheint gelangweilt. Ich bin nahe an einem Tobsuchtsanfall. Er bleibt cool. Ich solle an meine Gesundheit denken. Er habe nichts davon, wenn ich ins Gras beißen müsse, auch wenn er dadurch die fünfzig Prozent erbt. Allein könne er es nicht schaffen. Oder Monika müsse die Firma leiten. Er schüttet sich aus vor Lachen. Mir ist eiskalt.

    Abends telefoniert er mit seiner Monika. Eine Stunde lang. Ich schaue mir die Räder im Fahrradkeller an. Die Schrauben am Vorderrad lassen sich leicht lösen. Ich stecke den Schraubenschlüssel in meine Sporttasche.

     
    9. April

    Der Kellner hatte recht. Heute Morgen ist der Himmel klar. Mein Herz klopft wie wild. Olaf ist schweigsam. Vorahnung des Todes? Um neun radeln wir los. Olaf kämpft verbissen mit dem Gegenwind. Er will mir zeigen, wie stark er ist. Als ob mir das imponieren kann. Erster Stopp in Bochum. Currywurst bei Dönninghaus . Den nächsten Stopp wollen wir auf der Hohensyburg machen. Dort wird es geschehen. Meine Gedanken sind nur noch auf diesen Moment ausgerichtet. Ich spüre nicht einmal die Anstrengung bei der Steigung. Ich bin zehn Minuten vor Olaf bei der Spielbank und sitze bereits auf der Terrasse, als er schwitzend die Anhöhe erreicht. Schnaufend blickt er zurück – klare Sicht über Hagen hinweg bis weit ins Sauerland.

     
    Es klappt. Er stellt sein Fahrrad neben meins. Nicht einzusehen von unserem Platz auf der Terrasse. Schweigend trinken wir Kaffee und Wasser. Olaf schließt die Augen und genießt die Sonnenstrahlen auf der erhitzten Haut. Ich tue so, als ob ich zum Klo gehe. Die Schrauben sitzen verdammt fest. Gut, dass ich den Schraubenschlüssel dabeihabe. Ich drehe die rechte Schraube so weit auf, dass die Mutter sich bald lösen wird. Der Rest ist Schicksal.
    Olaf sitzt unverändert. Ich bin ganz gelassen. Eine ungeheure Ruhe breitet sich in meinem Körper aus. Lange überlege ich, welche letzten Worte ich an ihn richte. Er kommt mir zuvor, indem er mich nach den Örtlichkeiten fragt. Er wird meine Unsicherheit nicht bemerkt haben. Ich zahle. Ein letztes Mal begleiche ich seine Rechnung. Er lässt lange auf sich warten. Er ist schon bei den Rädern, hält mir das Rad entgegen. Ich rede pausenlos, irgendein dummes Zeug, das ihn davon abhält, sein Rad zu checken. Ich blicke ihm in die Augen, entdecke darin kein Misstrauen, nur grenzenlose Arglosigkeit. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, zwinge ihn durch Bemerkungen und Gesten, nicht den Blick von mir zu lassen. Es klappt. Wir sind so sehr in ein Gespräch vertieft, dass wir sofort aufsteigen und langsam lostrudeln. Noch im Fahren rede ich weiter, schon drei Meter hinter ihm.
    Die Abfahrt beginnt.
    Auf der Hohensyburg haben sich schon viele zu Tode gefahren. Es wird immer steiler. Ich habe nur noch Augen für Olaf. Die vorletzte Serpentine ist die gefährlichste. Scharfe Linkskurve auf einer Brücke, zwanzig Meter darunter läuft die Straße sanft zum Ruhrufer aus. Bordstein, Flug über die Brüstung, Absturz auf den harten Asphalt. Das überlebt niemand.

    Die erste scharfe Kurve nehmen wir ohne Probleme, in der nächsten gerät Olaf ins Schlingern, bremst sie aber aus. Wäre auch noch zu früh – die Büsche dahinter würden den Aufprall dämpfen und abstürzen kann man hier sowieso nicht.
    Jetzt die lange Gerade zur Brücke. Ich bleibe zwanzig Meter hinter ihm. Nur wenig Autoverkehr, wir haben die Straße fast für uns allein. Mir wird heiß. Der Sattel drückt zwischen den Schenkeln. Wir haben mindestens fünfzig, wahrscheinlich sogar sechzig Stundenkilometer drauf. Was ist, wenn die Mutter hält? Unwahrscheinlich. Vorher kommen ein paar Unebenheiten, die müssen sie lösen.

    Er bremst die Kurve aus. Nichts passiert. Er wirft einen Blick zurück. Die Brücke mit der Linkskurve fliegt heran. Ich starre nach unten. Die Klingel! Sie sitzt links. Aber meine war rechts.
    Ich höre das Klacken an den Speichen. Ein metallischer Gegenstand hoppelt über die Straße. Und ich – fliege.

Reinhard Junge: Das Wunder von Dortmund

     
    1

    Besser hätte der Überfall auch im Fernsehen nicht klappen können. Der dichte Regen hatte die letzten Nachtschwärmer vom Ostenhellweg vertrieben und der Streifenwagen der Polizei, der auf seine

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