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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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die Urlaubslaune der Journalistin so rüde zerstört hatte. »Wen interessiert denn wirklich das Innenleben des eigenen Schlafsacks? Wenn da so ein herrliches Büchlein mit großartigen Fotos von glücklich grasendem Federvieh beiliegt, wer forscht denn da noch nach? Mensch, wir leben in einer Welt, wo wir für neunundsechzig Cent zweihundert Gramm eingeschweißten Schinken im Supermarkt kaufen, wer wollte denn da im Schlafsack wühlen? Der deutsche Verbraucher ist doch insgesamt total desinteressiert. Mal kommt ein Skandal, schwappt kurz hoch, keiner frisst mehr Salat wegen EHEC – und zwei Wochen später ist alles vergessen.«
    Sie hatte sich in Rage geredet.
    »Und einer wie Stowasser profitierte davon?«
    »Na sicher.«
    »Sie mochten ihn nicht, oder?«
    »Sie werden das sicher schon von anderer Seite gehört haben oder noch hören: Stowasser hatte die Connections, mich überall unmöglich zu machen. Er hat … äh … hatte einen sehr guten Draht zu meinem Chef. Ich wurde zeitweise richtiggehend degradiert, durfte nur noch über weichgespülte Themen schreiben: Kindergartenfest, die besten Abiturienten vom Irmengard-Gymnasium – so was eben. Über den Geflügelzuchtverein schon nicht mehr, da hätte ich ja einen Schlenker zu Stowasser machen können.«
    Sie lachte bitter. Ja, diese Frau war wirklich frustriert. Irmi gab ihr das Smartphone zurück, ihre Blicke trafen sich.
    »Bin ich nun auch verdächtig? Brauche ich ein Alibi?«, wollte Tina Bruckmann wissen.
    »Wo waren Sie denn am Dienstag?«
    »Im Urlaub, allerdings nur am Ledrosee, ich hätte ja leicht mal über den Alpenhauptkamm jetten können.«
    »Hätten Sie, ja.« Irmi lächelte. »Und darf ich Sie noch mal bitten, bis zur PK morgen zu warten?«
    »Keine Sorge, die Welt erfährt noch früh genug, dass der bayerische Unternehmer des Jahres 2010 das Zeitliche gesegnet hat! Entschwebt in einen watteweichen Daunenhimmel, ich bezweifle aber, dass der in den Himmel kommt.«
    Tina Bruckmann spielte auf seine Daunenschiebereien an. Irmi war sich ziemlich sicher, dass sie weder etwas vom Kokain wusste noch von seinen illegal gehaltenen Tieren. Aber sie musste trotzdem weiterhin auf der Hut bleiben, zu viel Vertrauensvorschuss hatte sich oft schon als arger Fehler erwiesen. Im Privatleben und in den Ermittlungen.
    »Frau Bruckmann, kannten Sie denn seine Frau?«
    »Nein, ich glaube, die haben in ziemlichen Parallelwelten gelebt. Sie war in irgendeinem Reitstall engagiert, und da ist sie wohl auch die Treppe runtergefallen. Ich glaube, wir hatten auch nur den Polizeibericht. Ehrlich gesagt, hat mich das auch nicht interessiert. Und dann war das auch schon vor zwei Jahren, glaub ich. Sie wissen ja: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.«
    »Um auf Herrn Stowasser zurückzukommen: Max Trenkle meinte, dass Sie auch etwas über Zoff mit Mitbewerbern wüssten?«
    Tina Bruckmann zögerte wieder eine Weile, ehe sie erzählte: »Als er zum Unternehmer des Jahres gekürt wurde, gab es zu diesem Anlass ein Golfturnier in Burgrain, und da kam die gesamte Wirtschaftsprominenz: unser Landrat, der Bundestagsabgeordnete und alles an Adabeis, was wir so aufzubieten haben. Ich war auch da, den triumphierenden Blick, den Stowasser mir zugeworfen hat, werd ich nie vergessen. Jedenfalls war es der Wunsch meines Chefs, auf den Greens Stimmen zum Event einzufangen. Eine dämliche Idee! Ich zog also mit dem Fotografen von Hole zu Hole, ziemlich albern. An Loch zehn war Stowasser gerade dabei, aufs Green zu pitchen, als ihn ein Mann einfach mal schubste. Die beiden haben sich richtig angebrüllt, und erst als sie uns gesehen haben, vor allem die Kamera, war Schluss. Ich glaube, sonst hätte der Mann Stowasser seinen Golfschläger übergezogen. Ich habe natürlich nachgeforscht, wer der andere war: Veit Hundegger, der macht auch in Outdoor, wobei er eher Bikewear fabriziert, also Bikepants, Softshells und so weiter – aber auch Daunenjacken. Der wäre sicher ebenso gern bayerischer Unternehmer des Jahres geworden, der war auch nominiert.«
    »Das wäre doch journalistisch für Sie interessant gewesen, oder nicht? ›Kampf der Aspiranten‹, ›Der Geschlagene schlägt zurück‹ oder so!«
    »Frau Mangold, die Aufgabe war, glückliche bayerische Unternehmer zu zeigen, die sich alle begeistert über das liebevolle Miteinander einer großen bayerischen Familie aus Mir-san-mir-Freunden äußern. Sie kennen das doch zu Genüge: Wenn so ein ganzer bayerischer Kerl mal zuschlägt,

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