Mordsviecher
sehr apart. Nicht im landläufigen Sinn schön, aber sie faszinierte sicher viele Menschen.
»Meine Kollegin war der Meinung, er würde schnell mal flirten. Ist er manipulativ?«
»Nun ja, ich würde ihm einen gewissen Charme attestieren. Ich glaube, er bewegt sich auf dünnem Eis sehr gut. Und dann hat ein Mann, der Tiere mag, bei Frauen ja eh sofort Bonuspunkte.« Tina Bruckmann zögerte kurz und fragte dann: »Darf ich wissen, warum Sie sich für ihn interessieren?«
»Max Trenkle war der Meinung, dass Sie eine ganze Menge über Kilian Stowasser wüssten. Sie sagten vorhin, Sie hätten mit Trenkle beruflich zu tun gehabt. Dann haben Sie wohl auch Stowasser gekannt, oder?«
Tina Bruckmann rührte in ihrem Cappuccino, vom Herz war keine Spur mehr zu sehen. »Es geht also um Stowasser?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich nehme an, Sie wissen den Grund«, sagte Irmi.
»Stowasser ist tot?«
»Ja.«
»Ermordet?«
»Das wissen wir nicht. Ich gebe morgen eine Pressekonferenz. Die Todesursache ist bislang ungeklärt. Ich würde Sie auch dringend bitten, heute nichts mehr zu schreiben.«
Dankenswerterweise hatte bisher nur eine kurze Meldung in der Zeitung gestanden, sie und ihre Kollegen hatten die Journalisten noch abwehren können. Und es schien so, als wären KS -Outdoors auch nicht sonderlich auskunftsfreudig gewesen.
»Ich komme gerade aus dem Urlaub«, sagte Tina Bruckmann. »Ich war noch gar nicht in der Redaktion, sondern bin direkt zu diesem Termin gefahren. Eigentlich wollte ich erst am Sonntag wieder anfangen, aber bei den freien Mitarbeitern ist Land unter, deshalb bin ich früher zurückgekommen. Und Stowasser ist wirklich tot?«
»Ja, wir haben ihn in Krün gefunden. Sagt Ihnen das etwas?«
»Ja, natürlich.« Eine Weile schwieg Tina Bruckmann, dann fragte sie: »Was wissen Sie denn bisher über Stowasser?«
»Dass er in Misskredit geraten ist mit seinen reinen Daunen, die offenbar gar nicht so rein sind. Dass er sich da sehr geschickt aus der Affäre gezogen und dabei sein kriminelles Tun sogar als Marketinginstrument eingesetzt hat.«
»Das haben Sie schön zusammengefasst, Frau Mangold.«
Eigentlich war ihr Tina Bruckmann sehr sympathisch, aber seit der Erwähnung von Stowassers Namen war die Journalistin wortkarg geworden, sie wirkte auf einmal fahrig und weniger kooperativ.
»Danke, dass Sie meine Qualitäten die deutsche Sprache betreffend schätzen, aber ich würde nun doch gerne wissen, was Sie in Bezug auf Stowasser so umtreibt. Max Trenkle war der Meinung, Sie hätten so einiges recherchiert. Und dass sie ziemlich verschwiegen seien.«
Nun huschte ein Lächeln über Tina Bruckmanns attraktives Gesicht. »In dem Punkt hat er zumindest recht.«
»Sie waren mit Max Trenkle mal in Krün?«
»Also gut, ich habe viel und lange recherchiert und bin dabei Kilian Stowasser mehrmals nach Krün gefolgt. Das Tor des Anwesens ging auf wie durch Zauberhand und war auch gleich wieder zu. Ich konnte gerade noch den Blick auf ein zweites Tor erhaschen, das sich ebenso schnell wieder schloss. Stowasser kam meistens erst nach mehreren Stunden wieder raus. Außerdem habe ich beobachtet, dass alle zwei Wochen tschechische Lkw gekommen sind, immer im Schutze der frühen Morgenstunden. Einmal habe ich Max Trenkle gebeten mitzukommen, als Zeuge oder so. Auch er war der Meinung, dass man nicht durch die beiden Tore kommt. Da hätten wir Stowasser schon niederschlagen müssen. Ich habe ein paar verschwommene Fotos, das ist alles.«
Irmi überlegte. »Hätten Sie die Lkw-Fahrer nicht anhalten können?«
»Das hat Max Trenkle mal versucht. Hat sich sogar am Führerhaus festgeklammert. Der Fahrer ist einfach weitergefahren und hat ihn an der Hecke wie ein lästiges Insekt abgestreift.«
»Sie hätten doch dem Lkw folgen können.«
»Hab ich auch gemacht. Bis zum Rastplatz Holledau. Als der Fahrer zum Kaffeetrinken gegangen ist, hab ich unter die Plane gesehen. Schmutzleer das Ganze. Was hätte ich tun sollen?«
»Haben Sie die Nummer notiert?«
»Ja, natürlich. Aber ich kann keine Nummern überprüfen. Es war ein tschechischer Lkw älterer Bauart ohne jeden Aufdruck. Frau Mangold, ich hätte stichhaltige Beweise gebraucht!«
»Dafür, dass er Daunen aus tschechischen Qualzuchten verarbeitete?«
»Genau, ich bin mir nämlich sicher, dass er sich die Daunen nach Krün liefern lässt, der lässt die doch nicht in die Firma kommen!«
»Aber irgendwie musste er sie dann doch in die normale Produktion
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