Mordsviecher
Bewegungen, sie stiegen hoch, trudelten und treidelten und sanken gespenstisch leise zu Boden. Das war wohl das Lager all jener Daunen, die nicht unbedingt so reinweiß gewesen waren. Irmi sammelte ein paar der feinen Federn auf, man würde hoffentlich feststellen können, woher die stammten. Aber weit und breit war keine Mamba zu sehen!
Inzwischen versuchte sich der Schlössermann an der dritten Tür. Es war eine schwere gepanzerte Stahltür, die so aussah, als würde sie zu einem unterirdischen Banksafe führen. Sesam, öffne dich! Oder doch lieber nicht? Irmi graute vor der Wahrheit. Was, wenn da weitere Tiere eingesperrt waren? Wenn womöglich Tote darin zu finden waren? Oder illegale Einwanderer, Prostituierte aus dem Osten? Sie schüttelte den Kopf, das waren doch lauter klischeehafte Bilder, die sich da in ihr inneres Kino eingeschmuggelt hatten. Der Raum würde einfach ebenso leer sein wie die anderen.
Die Tür sprang schließlich auf. Es war zappenduster bis auf einen hellen Fleck an der gegenüberliegenden Wand, nur die Lampe des Schlangenmanns erhellte den Raum, sie irrte suchend an den Wänden entlang, er griff zu einem Lichtschalter. Neonröhren flackerten, taten ihr Bestes, und plötzlich ward Licht. Helles, gleißendes, kaltes Licht.
Der Raum war noch größer als die beiden anderen und deutlich länglicher. In seiner Mitte stapelten sich Holz- und Plastikkisten.
»Transportkisten für Reptilien«, sagte der Experte und nickte seinem Kumpel zu. Sie untersuchten Kiste für Kiste, während Irmi den Atem anhielt.
Nach einer schier endlosen Weile sagte der Mann: »Frau Mangold, das sollten Sie sich ansehen.«
War da etwa diese Mamba? Irmi war sich gar nicht sicher, ob sie so was sehen wollte. Sie trat näher.
»Doppelte Böden«, erklärte der Schlangenmann.
Irmi hatte immer noch Gummihandschuhe an und griff in die Kiste vor ihr. Pfiff durch die Zähne. Das Päckchen, das sie zutage förderte, dürfte fünfzigtausend Euro wert sein. Kokain, über dessen Reinheitsgrad und den genauen Wert sich die Experten Gedanken machen konnten. Sie hob den Blick, sah den Finder an.
»Keine Mamba, aber auch brisant«, sagte er leise. Dann machte er eine Kopfbewegung zu einem Loch in der Wand. »Da ist eine Öffnung nach draußen. Ob das Tier, sofern es diesen Raum je betreten hat, dort rausgekrochen ist, kann ich nicht sagen. Was ich dagegen mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es, solange Ihre Leute hier drin hantieren, nicht wiederkommen wird.« Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt. »Hier ist auch nichts, was dem Tier über Kopf Deckung geben könnte.«
Irmi nickte. »Wagner, können Sie den Hasen herbeordern? Und die Leute vom Rauschgift gleich dazu?«
»Dacht ich mir schon. Ja, mach ich.«
Irmi wandte sich an Sepp. »Gehen Sie mal raus, ich bleibe hier und rufe, und Sie versuchen von außen festzustellen, wohin dieses Loch führt.« Sie waren alle näher an den Lichtfleck herangetreten und dabei fast auf eine fette Kröte getreten. Die saß in einer Ecke und wirkte ziemlich genervt von der Invasion.
Liebevoll nahm Sepp sie in die Hand. »Ich bring sie raus. Hier verhungert sie ja. Ist bestimmt durch das Loch gekommen und runtergefallen. Manche denken wohl immer noch, man kriegt Warzen, wenn man Kröten anfasst, dabei ist das ein totaler Schmarrn.«
Weg war er. Irmi sah ihm verblüfft nach. Man wusste so wenig von seinen Leuten!
Ihr Rufen wurde erst einmal gar nicht belohnt, es dauerte lange, bis sie Sepps Stimme hörte. »Frau Mangold, ich weiß jetzt, wo das Loch mündet.«
Als Irmi wieder oben war, schien die Sonne. Es war nach der Kühle des Morgens rasant heiß geworden, dieses Wetter schaffte den stärksten Organismus. Es wurde schon wieder feuchtheiß, ein Wetter, das aggressiv und dünnhäutig machte.
Das Loch lag außerhalb der Mauern des Anwesens, ein gelber geriffelter Drainageschlauch kam unter einem Busch aus der Erde.
»Griffig für eine Kröte«, meinte Sepp und ließ offen, wie sich wohl eine Mamba beim Kriechen auf diesem griffigen Untergrund fühlen würde.
Nun war wieder nicht zu klären, ob die Mamba unterwegs war. Irmi beschloss, auf keinen Fall irgendetwas von der eventuell flüchtigen Mamba an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Sie wollte Panik vermeiden.
Sie beschloss, erst einmal von der anderen Arbeitshypothese auszugehen, nämlich dass das Gift auf andere Weise in den Körper von Stowasser gelangt war!
Sie verabschiedete sich von ihren Helfern, und der
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