Mordsviecher
Ideal kängurusehniger Sportsfrauen.
»Sie suchen Veit?«, fragte sie und lächelte, wobei sie eine nette kleine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen freigab.
Irmi nickte.
»Ich ruf ihn grad an, er ist auf einer Biketour und müsste eigentlich schon wieder da sein. Wollen Sie grad warten?«, fragte die Frau und wies auf eine Gartenmöbelsitzgruppe unter einem riesigen Sonnenschirm vor dem Büro. Das etwas andere Wartezimmer.
Irmi nickte erneut, und sie setzten sich nach draußen, wo ein lauer Wind in den Fransen des Schirms spielte und so etwas wie Urlaubsfeeling vorgaukelte.
»Witzig«, sagte Kathi.
»Und so ganz anders als KS -Outdoors«, ergänzte Irmi.
Die junge Frau kam zurück, in der einen Hand das Handy, in der anderen ein Nutellabrot. »Er ist jeden Moment da. Wollen Sie was trinken?«
»Nein, danke«, sagte Kathi.
»Okay«, meinte sie lächelnd und verschwand wieder im Gebäude.
Kathi starrte ihr nach. »Nutella! Ich glaub’s ja nicht!«
Natürlich, Nutella war böse, ganz, ganz böse in der Sportlerwelt von Lightjoghurt und Zerocola.
»Die Fußballer machen doch auch Werbung für Nutella«, meinte Irmi.
Noch bevor eine Ernährungsdiskussion entbrennen konnte, kamen zwei Männer auf den Hof geradelt. Sie stellten ihre Räder an der Wand der Fabrikhalle ab, dann ging der eine von ihnen Richtung Tor, während der andere auf die beiden Kommissarinnen zukam oder besser: heranklackerte.
Klick, klack, klick, klack. Veit Hundeggers Wadln spannten sich bei jedem Schritt, durch eine weiße Radlerhose zeichneten sich Oberschenkelmuskeln ab. Er wandte sich um und rief dem anderen noch irgendwas zu, was eine nicht unerfreuliche Ansicht seines wohlgeformten Pos mit sich brachte.
Irmi begriff, dass das Klickern von den Radlschuhen stammte. Hießen die nicht Clickis? Dazu trug Hundegger ein enges Top ohne Ärmel, dessen Reißverschluss bis fast zum Nabel offen stand. Er war natürlich braun gebrannt, die Brust war glatt rasiert wie ein Kinderpopo. Die langen braunen Locken hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er sah aus wie das Klischee vom Sportsmann – nur besser. Wahrscheinlich musste er sich keine teuren Models leisten, seine Kollektion konnte er selbst sicher am besten vorführen. Und obwohl Irmi weiße Radlerhosen an einem Mann eigentlich affig fand, musste sie hier zugeben: lecker! Kathi hatte schon Witterung aufgenommen, der Träger ihres Tops war lässig über die Schulter gerutscht, sie stand da mit lasziv eingeknickter Hüfte und sah dem Typen entgegen.
Er aber gab Irmi formvollendet die Hand, lächelte Kathi mehr als charmant zu und sagte: »Entschuldigung, ich musste grad noch ein neues Bike testen. Mach ich ab und zu für ein Mountainbike-Magazin. Was kann ich für die Damen tun? Sie sind von der Polizei, nicht wahr?«
Da war Irmi nun doch platt. »Sieht man das?«
»Sehen Sie, ich glaube nicht, dass Sie Einkäuferinnen für ein Sportgeschäft sind, zumal ich meine Kunden eigentlich kenne.«
Na, der war lustig. Sie war wohl zu alt und zu fett für die Kategorie Sportgeschäft, dachte Irmi. Aber Kathi würde er den Sport doch wohl zutrauen. Und als könne er hellsehen, sagte er mit einem Lächeln: »Sie beide sind so erfrischend labelfrei, Leute aus Sportgeschäften haben immer Markenklamotten an.«
»Und wer nicht vom Sportladen ist, der ist automatisch von der Polizei?«, konterte Kathi frech.
»Nein, aber ehrlich gesagt habe ich mit Ihnen gerechnet. Also nicht mit Ihnen persönlich, das ist ja eine charmante Überraschung, nein, aber ich habe der Zeitung entnommen, dass Kilian Stowasser tot ist. Das ging in der Branche natürlich auch rum wie ein Lauffeuer. Und da ich natürlich weiß, dass man in der Branche meine kritischen Anmerkungen gegenüber Stowasser kennt, hab ich mit Besuch gerechnet.«
»Sie sind die Polizei ja auch durchaus gewohnt, oder? In den Akten findet man einiges über Sie.« Kathi hatte den Träger ihres Tops wieder in Position gebracht.
Er blieb gelassen. »Auch das war mir klar, dass Sie das anführen würden. Ja, leider, da sind mir mal die Pferde durchgegangen. Schlechter Zug, aber das ist nun wirklich Vergangenheit.«
»Die Drogen auch?«
Nun verlor er doch etwas von seiner Lässigkeit und seiner Geduld. »Ja, die auch, damals war ich achtzehn, und wäre nicht meine Mutter gestorben und bei uns alles drunter und drüber gegangen, wäre manches vielleicht anders gelaufen.«
»Och, mir kommen die Tränen«, bemerkte Kathi spitz.
»Nicht nötig«,
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