Mordsviecher
stellte sich die Frage, warum das Tor offen gestanden hatte. Irmi sah ihn weiter strafend an. »Wer hatte denn einen Türöffner?«
»Also, ich nicht, das hat immer der Chef gemacht.«
»Kein zweiter Öffner?«
»Vielleicht hat seine Frau einen gehabt. Das weiß ich aber nicht.«
Irmi schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie uns das alles nicht gleich erzählt, als wir in der Firma waren?«
»Ja, was hätten Sie denn dann denkt?«
»Und was denken wir wohl jetzt?«
»Aber i war’s ned!«
»Herr Lohmüller, Sie kommen nachher zu uns und geben das alles zu Protokoll. Außerdem brauchen wir Ihre Fingerabdrücke und eine Speichelprobe. Verstanden?«
Er nickte und flüsterte fast: »I war’s ned.«
»Glaubst du ihm?«, fragte Kathi, nachdem sie wieder im Auto saßen.
»Ich weiß nicht – oder um mit Herrn Lohmüller zu sprechen: Ja mei… Bauernschlau genug für eine Erpressung ist der. Ein stolzer Vater ist er auch. Aber ob er mit Mambagift hantieren kann? Keine Ahnung. So ganz nehme ich ihm das nicht ab, dass er nie bei den Reptilien oben war. Du?«
Kathi schüttelte den Kopf. »Was allerdings zu stimmen scheint, ist, dass die Viecher der Heilige Gral für Stowasser waren. Sein Bernsteinzimmer. Da hatte Hundegger wohl recht.«
»Um so verblüffender, dass der Sockenstrobl anscheinend in die heiligen Hallen eindringen durfte.«
»Die werden schon irgendeine nette bayerische Leich gemeinsam im Keller haben«, mutmaßte Kathi mit einem Grinsen.
»Anzunehmen. Sag mal, wo sitzt eigentlich dieser Sockenfabrikant?«
»Das werden wir gleich wissen«, sagte Kathi, die so elegant eingeparkt hatte, dass Irmi die Tür fast nicht mehr öffnen konnte und sich herausquetschen musste wie eine Mettwurst aus der Pelle.
In ihrem Büro fand Irmi einen Zettel vor, dass sie den Schlangenmann anrufen solle. Sie bat Kathi, den Sockenstrobl ausfindig zu machen, und griff zum Hörer.
»Frau Mangold, schön, von Ihnen zu hören«, sagte der Reptilienexperte am anderen Ende der Leitung.
»Dito, gibt es was Neues?«
»Ich habe mich ein bisschen umgetan in der Szene, wenn man das so nennen will.«
»Ja, und Sie sagen mir jetzt, wer mein Mörder ist?« Irmi gab sich Mühe, witzig zu klingen.
»Das wahrscheinlich nicht, aber ich kann Ihnen zumindest sagen, dass einer Ihrer Unternehmergesellen hochaktiv ist, was Schlangen betrifft. Ferdinand Strobl sitzt in Mühldorf am Inn und ist in diversen Foren als Bavariansnake zugange.« Er stockte und schickte ein »sehr kreativ« hinterher.
»Bavariansnake …« Irmi zog das Wort in die Länge.
»Ja, die bayerische Schlange kauft und verkauft, er bewegt sich genau in den Kreisen, die ich für sehr dubios, tierverachtend und gefährlich halte.«
»Interessanterweise sind wir auch auf den Mann gestoßen, aber sagen Sie mal, der Name Lohmüller ist Ihnen aber nicht untergekommen, oder?«
»Nein, keiner von den anderen, ich habe allerdings noch etwas … Ach, keine Ahnung, ob das wichtig ist.«
»In meinem Job ist alles wichtig!«
»Es gibt doch hier diese Tierschutzorganisation, FUF heißt die.«
»Ja, ich weiß, Sonja Ruf ist da Mitglied. Deren Namen hatte ich Ihnen ja auch genannt.«
»Von Frau Ruf weiß ich nur, dass sie eine sehr engagierte Tierschützerin ist und die Pressearbeit für die Organisation macht. Sie macht auch die Website und verteilt Handzettel. Ich hab auch mal was von ihr ausgelegt. Mir geht es allerdings um den Vorsitzenden.«
»Max Trenkle?«
»Ja, genau. Über den bin ich gestolpert. Wussten Sie, dass er mal Tierpfleger gewesen ist?«
»Nein, ich hatte nur mal gehört, dass er recht wechselvolle Karrieren eingeschlagen hat.«
»Eine davon war Tierpfleger.« Der Schlangenmann klang zögerlich.
»Aha, und wo denn? Im Zoo?«
»Nein, er hat bei einer Reptilienauffangstation in Rheinberg gearbeitet, in Nordrhein-Westfalen liegt das, und nach den Infos meiner Leute hatte er auch schon in Australien und Afrika mit Schlangen zu tun. Die Einrichtung in Rheinberg ist eine Art Äquivalent zu der in München. Da agieren Leute, die wirklich alles über Reptilien wissen.«
Trenkle wusste also alles über die niedlichen Kriechtiere? Er kannte sich aus mit Giftspritzen aller Art? Er hatte in einer Reptilienauffangstation gearbeitet und in Ländern, wo hochgiftige Tierchen leben? Irmis Gedanken drehten sich im Kreis. Immer schneller drehten sie sich, bis sie schließlich sagte: »Ich danke Ihnen, das ist ohne Zweifel ziemlich überraschend für mich.«
»Nichts zu
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