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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Hals stecken wie ein dickes Gänseei.
    »Richtig, oder nicht?«, beharrte Irmi.
    »Ja m… Mensch, er hat gesagt, dass man bei mir schnell mal ein Päckchen Koks findet oder bei meiner Tochter. Man weiß ja, dass Studenten gerne mal Drogen nehmen. Die Sau!« Das kam tief aus seiner verwundeten Seele.
    »Herr Lohmüller, Sie merken schon, dass Sie uns da gerade ein perfektes Motiv liefern. Jeder Vater würde seine Tochter schützen.« Sie sah ihn mitfühlend an. »Wie heißt das Madel denn?«
    »Martina.«
    »Die Martina. Und was studiert sie?«
    »Medizin.«
    »Medizin. Respekt! Ja, das dauert. Harter Weg.«
    »Ich hab den Kilian nicht umgebracht. Ich wollt oiwei mit ihm reden. Ich wollt ihm sagen, dass wir des mit dene zweitausend Euro vergessen. Aber dann san Sie in die Firma kemma, und jeder hat g’wusst, dass der Kilian tot ist.« Er hatte sich so lange um Hochdeutsch bemüht, aber nun war er einfach zu angespannt.
    »Wann waren Sie denn zum letzten Mal in Krün?«, fragte Irmi.
    »Am Samstag letzter Woch. Da san wieder Daunen aus der Tschechei kemma.«
    »Und die haben Sie dann wieder ins Lager eingeschleust?«
    »Ja.«
    »Hat das nie jemand bemerkt, der Produktionsleiter zum Beispiel?«
    »Der Rüdiger. Mei, des is doch a rechter Trottel Inschinör. Akademiker halt.«
    Kathi gluckste, und Irmi sah sie strafend an. Ja, so ein gepflegter Akademikerhass zur rechten Zeit kam häufig vor. Der Satz hätte auch von ihrem Bruder stammen können und dessen Stammtisch.
    »Es wusste also außer Ihnen und dem Chef keiner Bescheid?«
    »Ob die Rosenthal, die oide Fregatte, des g’wusst hot, keine Ahnung. Die hot mit unsereins ned g’redt. Aber sonscht ham der Chef und i zammg’haltn.«
    Bis der Chef ihn verraten hatte. Und angedroht hatte, die Tochter mit hineinzuziehen. Das Motiv war einfach zu schön. Irmi überlegte kurz.
    »Sie wussten von den Schlangen und dem ganzen Getier, haben Sie gesagt, oder?«
    »Ja, so was Deppertes! Wer mog scho so a Zeug?«
    »Und Sie wussten von den verheerenden Zuständen bei den anderen Tieren. Allein deshalb haben Sie sich schon strafbar gemacht! Sie hätten das melden müssen.«
    Lohmüller hatte sich wieder gefasst und artikulierte sich nun wieder hochdeutsch. Wahrscheinlich dachte er, dass er dann seriöser wirkte. »Als die Frau Stowasser noch gelebt hat, ging’s der Bagage gut. Die Pferde waren anfangs auch noch gar nicht in Krün, sondern irgendwo bei Böbing. Die Pferde kamen erst, wie die Frau Stowasser gestorben ist. Außer Viechern hat die doch nichts interessiert. Und als sie tot war, hat sich der Kilian gekümmert. Und die Frau Rosenthal ab und zu. Aber dann wurde das denen allen zu viel. Und die Tiere haben sich halt auch vermehrt. So ist die Natur.«
    »Wagen Sie es nicht, noch ein einziges Mal das Wort Natur für diese Zustände zu verwenden!«, brüllte Irmi auf einmal, obwohl sie bis gerade eben noch die Ruhige gegeben hatte.
    Er starrte sie an. »Ja mei…«
    Und wenn er noch ein einziges Mal »ja mei« sagt, bringe ich ihn um, dachte Irmi.
    »Wo waren Sie am Dienstag letzter Woche?«
    »Hier, im Lager.«
    »Hat Sie wer gesehen?«
    »Ja, m…ehrere. Der Rüdiger. Die Frau Faschinger. So ein Schulpraktikant.«
    »Und wer war außer Ihnen immer mal wieder in Krün?«
    »Die Frau Rosenthal war manchmal dort. Und ein Spezl vom Chef. Der hat auch solche Viecher. Das war überhaupt der Einzige, den er da reingelassen hat. Sonst hat er ja getan, als wär das ein Hochsicherheitstrakt.«
    Irmi warf Kathi einen Blick zu. Das deckte sich mit der Einschätzung von Hundegger, der Stowasser mit einem Kunstsammler verglichen hatte, der den gestohlenen Meister nur allein in seiner Kellerkathedrale anbeten will.
    »Und wer ist der Spezl?«
    »Der Sockenstrobl.«
    »Bitte, wer?«
    »Ferdinand Strobl, Sockenfabrikant. Hat mit dem Kilian Golf gespielt. Und der Kilian hat ihm ab und zu Viecher mit bestellt.«
    Wie das klang! Ach, da bestell ich ein paar Mambas im Versandhandel mit, so wie Unterhosen – oder eben Socken. Irmi überlegte kurz.
    »Herr Lohmüller, wie kam Herr Stowasser denn auf die Anlage?«
    »Das Tor war elektrisch, es ging ja gleich wieder zu. Das zweite auch. Man musste echt Gas geben, um durchzuschießen. Wir sind dann immer durch den Stadl und durch eine Kellerklappe. Da kommen ein paar Gänge und Keller. Vom Keller konnte er rauf zu den Viechern, aber so wahr mir Gott helfe, ich war da nie drin!«
    Ob Gott ihm helfen würde, das war mehr als fraglich. Und wieder

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