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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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wieder
eine Verabredung hatte sausen lassen. Philip war sein Held, er war erfolgreich,
Philip hatte es geschafft und natürlich war Philip dabei so bescheiden und
liebenswert geblieben, wie er schon immer gewesen war." Der Sarkasmus in
ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Natürlich eiferte Lukas seinem
großen Bruder in allem nach. Wenn Philip einen BMW fuhr, musste Lukas natürlich
auch so eine Kiste haben, auch wenn es bei uns nur zu einem Gebrauchten
gereicht hat."
    "Können Sie sich vorstellen, dass er seine
Lebensgefährtin betrogen hat?", fragte Lina.
    "Ganz bestimmt hat er das", kam es wie aus der
Pistole geschossen. Sonja Birkner hatte sich regelrecht in Rage geredet, und
das Adrenalin schien seine schmerzlindernde Wirkung zu entfalten. "Keine
Ahnung, warum Katja nichts gemerkt hat, aber der hat doch alles angebaggert,
was sich in seine Reichweite verirrte." Sie zuckte die Schultern.
"Sogar bei mir hat er's mal versucht, als ich schon mit Lukas verheiratet
war."
    "Wie hat denn Ihr Mann darauf reagiert?", fragte
Lina neugierig.
    "Ich habe es ihm gar nicht erst erzählt. Ich bin sicher,
er hätte mir vorgeworfen, Philip verführt zu haben, denn sein Bruder hätte doch
nie …"
    Sonja Birkners Augen funkelten. Ihre Wangen hatten sich
gerötet, und sie wirkte wesentlich wacher als noch vor einer halben Stunde.
Befriedigt nahm Lina zur Kenntnis, dass sie offensichtlich kein verschüchtertes
Mäuschen vor sich hatte, das nach dem ersten Schock wieder zu ihrem Mann
zurückkehren würde. Sie lächelte der Frau aufmunternd zu.
    "Es ist gut, dass Sie Anzeige gegen Ihren Mann erstattet
haben, Frau Birkner. Sie müssen sich nicht länger verstellen."
    Sonja Birkner holte tief Luft, dann nickte sie entschlossen.
"Ja", sagte sie. "Irgendwann reicht es."

 
    Auf dem Rückweg zum Präsidium gerieten sie in der
Hudtwalckerstraße in einen Stau, wie eigentlich fast immer an dieser Stelle.
    "Du hattest also recht", sagte Max und lehnte den
Kopf zurück. "Philip Birkner ist gar kein so lieber Junge." Er
lächelte. "In diesem Fall hat dein Bauchgefühl also ganz gut
funktioniert."
    Lina wurde rot. Natürlich spielte er darauf an, wie schnell
sie sich auf Katja Ansmann als Hauptverdächtige eingeschossen hatte.
"Seine Freundin ist damit noch lange nicht aus dem Schneider, im
Gegenteil." Ihre Stimme hatte einen leicht trotzigen Unterton. "Wenn
Philip sie nach Strich und Faden betrogen hat, hat sie vielleicht sogar ein
weiteres Motiv, ihn umzubringen."
    "Nur, wenn es ihr etwas ausgemacht hat", wandte Max
ein. "Sie hat doch zugegeben, dass sie von Philips gelegentlichen Affären
wusste. Außerdem hat sie ihn selbst betrogen."
    Lina seufzte. "Ich weiß, die offene Beziehung. Aber das
sagt sich so leicht, wer weiß, wie die beiden wirklich zueinander
standen."

 
    Als sie endlich, reichlich spät, im Präsidium ankamen, schmorte
Lukas Birkner schon seit einer geraumen Weile in einer der Zellen im
Untergeschoss, nur wenige Meter von Daniel Vogler entfernt.
    Von der Kriminaltechnik gab es keine weltbewegenden
Neuigkeiten. Daniel Vogler hatte zwar Schuhgröße 44, könnte also sowohl die
Spuren im Niendorfer Gehege bei der Leiche von Philip Birkner als auch die im
Jenischpark bei Franziska Leyhausen hinterlassen haben. Allerdings hatte man in
Voglers Besitz keine Schuhe gefunden, die zu einer der beiden Spuren passten.
Weitere Spuren waren bisher nicht ausgewertet, doch Hanno hatte den Kollegen
noch einmal Druck gemacht, vor allem, was die DNA-Analysen anging.
    "Ist der Obduktionsbericht von Franziska Leyhausen
eigentlich schon da?", fragte Alex. Hanno kramte in den Unterlagen auf
seinem Schreibtisch und wedelte mit einem Stoß Papier.
    "Die Kollegen vom Team 5 haben uns eine Kopie geschickt.
Sie wurde vergewaltigt und anschließend erwürgt." Hanno sah seinen Kollegen
an. "Vor ihrem Tod hat sie Alkohol getrunken, der Gerichtsmediziner tippt
auf drei, vier Gläser Wein, Rotwein. Zusammen mit einer kräftigen Ohrfeige, die
der Täter ihr verpasst hat, war sie vermutlich ziemlich benebelt und nicht in
der Lage, sich zu wehren. Ihre letzte Mahlzeit hat sie kurz vor ihrem Tod zu
sich genommen. Gestorben ist sie Dienstagabend zwischen zweiundzwanzig und null
Uhr."
    "Julia Munz ist ebenfalls erwürgt worden, hatte einiges
getrunken und eine kräftige Ohrfeige bekommen", sagte Alex nachdenklich.
"Nur vergewaltigt hat er sie nicht."
    Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Er zuckte die Achseln.
"Ich sollte doch die Akte lesen."
    Hanno

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