Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
sie. "Aber ehe ihr ihn wieder laufen lasst, wollen
wir noch mal mit ihm reden." Sie blinzelte Frauke zu. Prügelnde Ehemänner
– da dehnten sie gerne mal ihre Befugnisse bis an die Grenze des
Erlaubten aus.

 
    Die Frau im Krankenhausbett hatte die Augen geschlossen. Sie
war blass, bis auf das verkrustete Blut auf der Unterlippe und eine Schwellung
am linken Auge, das in ein paar Tagen in allen Farben schillern würde. Am
linken Arm war deutlich eine heftige Prellung zu erkennen.
    Max und Lina hatten leise angeklopft und waren, ohne das
"Herein" abzuwarten, ins Zimmer gekommen. Erst als Lina neben dem
Bett stand und leise ihren Namen rief, öffnete Sonja Birkner die Augen, schloss
sie jedoch sofort wieder, als sie Lina erkannte.
    Max holte zwei Stühle, und sie setzten sich neben die
Patientin. Die Stille im Zimmer wirkte erdrückend, wie eine Eiterbeule aus
unterdrückten Worten und Gefühlen, die nur darauf wartete, aufzuplatzen. Lina
betrachtete die Frau schweigend und wünschte ihr, dass dies ein Wendepunkt in
ihrem Leben sein würde, in dem offensichtlich irgendwann irgendetwas aus dem
Ruder gelaufen war.
    "Frau Birkner", sagte sie leise. "Ich weiß,
dass Ihnen das Sprechen schwerfällt, aber ich bitte Sie, uns zu helfen."
    Frau Birkner holte mühsam Luft, ohne die Augen zu öffnen.
Schließlich nickte sie langsam zum Zeichen ihres Einverständnisses.
    "Dass Ihr Mann Sie so zugerichtet hat … hat das etwas
mit unseren Fragen zu tun?"
    Zögern, dann ein vorsichtiges Nicken.
    "Aber Sie haben doch gar nichts gesagt, als wir bei
Ihnen waren … Wieso hat Ihr Mann sich da so aufgeregt?" Das war unfair,
und Lina wusste es. Im Zweifelsfall genügte irgendein nichtiger Anlass, um
einen prügelnden Ehemann ausrasten zu lassen.
    Sonja Birkner öffnete den Mund und fuhr sich mit der Zunge
über die Lippen. Als sie die Wunde berührte, zuckte sie zusammen. "Er hat
geglaubt, ich hätte Ihnen Montag etwas erzählt, als Sie allein da waren",
flüsterte sie.
    Lina und Max sahen sich an. "Gäbe es denn etwas zu
erzählen?" Die Frau im Bett reagierte nicht, bis Lina schließlich sanft
fragte: "Hat es etwas mit dieser Clique von Julia Munz und den beiden
Birkners zu tun?"
    Lange Zeit lag Sonja Birkner einfach nur mit geschlossenen
Augen da, doch schließlich nickte sie. "Diese Clique, das war ein ziemlich
arroganter Haufen", sagte sie. Lina sah ihr an, wie viel Mühe es sie
kostete. "Sie hielten sich für was Besseres, haben auf alle anderen
Schüler herabgesehen und jeden, der sich nicht wehren konnte, nach Strich und
Faden getriezt." Sie öffnete die Augen und drehte den Kopf leicht zur
Seite, damit sie Lina ansehen konnte. "Julia und Philip waren die Schlimmsten.
Die beiden hatten eine richtige Fangemeinde, Leute, die sie anhimmelten und
unbedingt zu ihrer Clique gehören wollten. Aber die haben kaum jemanden an sich
rangelassen. Man musste sich die Auszeichnung schon verdienen." Sie
schloss die Augen und schluckte mühsam. "Kann ich bitte etwas Wasser
haben?"
    Lina hielt ihr vorsichtig ein Glas an die geschundenen
Lippen, und Sonja nahm ein paar Schlucke. Anschließend hob sie den linken Arm
und führte ihn langsam zum Mund, um den letzten Rest Feuchtigkeit abzuwischen.
Behutsam betastete sie ihre aufgeplatzte Lippe und verzog das Gesicht.
"Dieser Scheißkerl", flüsterte sie. Ihre Augen waren plötzlich voller
Tränen. Schließlich holte sie tief Luft und fuhr fort.
    "Lukas durfte nur mitmachen, weil er Philips Bruder war.
Eigentlich ist er gar nicht so. Wenn Philip nicht dabei ist, ist er ein netter
Kerl. Aber er bewundert seinen Bruder über alles." Sie schüttelte den
Kopf. "Ich durfte nie auch nur die kleinste Kleinigkeit an meinem Schwager
kritisieren, dann ist Lukas sofort ausgerastet. Philip war sein Held, der weiße
Ritter ohne Fehl und Tadel." Sie versuchte ein spöttisches Lachen, doch es
misslang. "Gestern … gestern warf er mir vor, Philip vor der Polizei
schlecht gemacht zu haben, indem ich Lügengeschichten über ihn erzählt hätte.
Er war so außer sich, dass er mir gar nicht zugehört hat. Irgendwann hat er
angefangen, auf mich einzuschlagen. Die Kinder waren schon im Bett, aber von
dem Lärm wurden sie wach und kamen ins Wohnzimmer." Sie schloss erneut die
Augen. "Ich habe ihre entsetzten Blicke gesehen, als Lukas mich geschlagen
hat", sagte sie leise. "Das war fast noch schlimmer als die Schläge
selbst." Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie wischte sie mit der
linken Hand fort.
    "Frau Birkner",

Weitere Kostenlose Bücher