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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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hatten, führte die Polizeibeamtin, die mit Franziska Leyhausen auf
dem Flur gewartet hatte, die Zeugin in Linas Büro. Die Biologin war etwa Mitte
dreißig, mittelgroß, hatte dunkelbraune, lange Haare, durch die sich bereits
erste graue Strähnen zogen, und eine gesunde, leicht gebräunte Haut. Sie hatte
sich das Gesicht und die Hände gewaschen, doch ihr T-Shirt und die Bluejeans
waren noch schmutzig vom Waldboden. In der Hand hielt sie einen Pappbecher mit
Kaffee, der inzwischen vermutlich kalt geworden war. Lina fragte sie, ob sie
noch etwas essen oder trinken wolle, doch sie schüttelte den Kopf.
    "Also, Frau Leyhausen", begann Lina, "erzählen
Sie uns bitte, wie es dazu kam, dass Sie mit Herrn Hinrichsen aneinandergeraten
sind."
    Franziska Leyhausen stellte den Becher ab und wischte sich
mit den Händen übers Gesicht. "Ich … ich glaube, er hat mich mit Philip
zusammen am Donnerstag im Wald gesehen." Sie wagte nicht, Lisa oder Alex
anzusehen, der Max' Schreibtischstuhl in Beschlag genommen hatte.
    Die beiden wechselten einen Blick. Unvermittelt spürte Lisa
ihr Herz pochen. " Sie sind die Frau, die am Donnerstag nach dem Konzert mit Herrn
Birkner in den Wald gegangen ist?"
    Franziska Leyhausen hob den Kopf. "Das wussten Sie
nicht?" Erstaunt blickte sie von einem zum anderen. "Aber warum
wollten Sie dann mit mir sprechen?"
    "Das habe ich Ihnen doch am Telefon erklärt. Weil ich
Sie fragen wollte, ob Ihnen bei Ihrer Arbeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen
ist."
    Plötzlich fing Frau Leyhausen an zu lachen. Sie prustete ein
paarmal, ehe aus dem Lachen unvermittelt ein Weinen wurde und sie die Hände
vors Gesicht schlug. Schließlich fing sie sich wieder, räusperte sich und
setzte sich aufrecht hin. "Bitte entschuldigen Sie, aber im Grunde, … ja,
im Grunde hat es damit angefangen, dass ich etwas Ungewöhnliches gefunden habe,
nämlich einen Aronstab."
    "Einen Aronstab", wiederholte Lina.
    "Diese Pflanze ist zwar nicht gerade selten, aber sie
kommt hauptsächlich in Süddeutschland und im Mittelgebirge vor, und in so einem
stark frequentierten Waldstück wie dem Niendorfer Gehege hätte ich nicht damit
gerechnet." Sie lachte noch einmal auf, aber das Lachen klang bitter.
"Es war also tatsächlich etwas Ungewöhnliches."
    Gerade, als sie den Aronstab entdeckt und fotografiert hatte,
war der Mann vorbeigekommen, der sie heute angegriffen hatte. "Ein
komischer Kauz, der reinste Waldschrat, Sie haben ihn ja gesehen. Ich zeigte
ihm den Aronstab, weil ich mich so darüber gefreut hatte, und dann haben wir
uns noch ein wenig unterhalten. Der Mann ist offensichtlich geistig etwas
zurückgeblieben, aber er schien gerne im Wald zu sein. Irgendwann wurde er mir
aber doch unheimlich, also habe ich meine Sachen zusammengepackt und Pause
gemacht, obwohl ich noch lange nicht fertig war." Sie war in die
Waldschänke gegangen, um eine Kleinigkeit zu essen, und dort habe sie die
Ankündigung für ein Konzert der Gruppe Ingenia gesehen.
    "Wann war das?", fragte Alex.
    Franziska Leyhausen musste nicht lange überlegen.
"Mittwoch. Abends habe ich zwei Freunde gefragt, ob sie mit mir zusammen
zu diesem Konzert kommen wollten, das sich ganz spannend anhörte. Babsi sagte
sofort zu, Daniel meinte, er wüsste noch nicht, ob er es schafft, aber Lust
hätte er schon.
    Am Donnerstag bin ich also mit Babsi, ich meine Barbara
Schönbek, zum Konzert gefahren. Wir haben uns einen Tisch mit Blick auf die Tür
ausgesucht, falls Daniel noch käme, aber er tauchte den ganzen Abend nicht auf.
Stattdessen setzte sich ein Mann neben mich, der mir irgendwie bekannt vorkam.
Und siehe da, es stellte sich heraus, dass es der ehemalige Chef von Daniel
war, Philip."
    Lina setzte sich aufrecht hin. "Warten Sie, dieser
Daniel, das ist nicht zufällig der Daniel Vogler, der bei Inoware gearbeitet hat?"
    " Inoware … kann sein, dass der Laden so hieß. Daniel ist Informatiker
und hat mal für eine Firma gearbeitet, die vor ein paar Jahren Pleite gemacht
hat. Meinen Sie die?"
    Lina nickte. "Und in was für einer Beziehung stehen Sie
zu Daniel Vogler?"
    Franziska Leyhausen hob die Schultern. "Wir waren vor ein
paar Jahren mal kurz zusammen, aber inzwischen sind wir nur noch gut
befreundet."
    "Und über Daniel Vogler haben Sie Philip Birkner
kennengelernt?"
      "Ja, wobei
kennenlernen etwas übertrieben ist. Ich war mit Daniel auf der Feier zum
fünfjährigen Firmenjubiläum. Damals waren wir gerade offiziell zusammen",
fügte sie erklärend hinzu. "Die Party

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