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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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ehe Lina fragte: "Wie meinst du
das?" Sie war auf der Hut.
    "Gegen Katja Ansmann hast du wesentlich weniger in der
Hand." Er hörte, wie sie tief Luft holte, und fuhr rasch fort: "War
nur so ein Gedanke. Normalerweise ist dein Bauchgefühl ja ganz passabel."
    Leicht verstimmt verabschiedete Lina sich, und Max kehrte zum
Zimmer zurück, in dem, wie er jetzt wusste, ein Zeuge und möglicher
Tatverdächtiger lag.
    Man hatte Niels Hinrichsen in ein Einzelzimmer gelegt. Er
trug eines dieser weißen Krankenhausnachthemden, und auf der Stirn hatte er
einen großen Verband, dort, wo man die Platzwunde genäht hatte. Der Mann hatte
die Augen geschlossen und roch unangenehm. Sein Mund bewegte sich, als würde er
auf etwas herumkauen, und ab und zu stöhnte er leise.
    Max hatte leise angeklopft, doch Niels Hinrichsen hatte nicht
darauf reagiert. Jetzt räusperte er sich vorsichtig, und der Mann wandte ihm
den Kopf zu. Sein Blick schien durch Max hindurchzugehen.
    "Guten Tag", sagte Max freundlich. Keine Reaktion.
    "Vielleicht erinnern Sie sich nicht an mich, aber wir
haben uns gestern schon einmal gesehen. Im Wald, zusammen mit Herrn Barsfeld.
Wissen Sie noch?" Keine Reaktion. Lediglich mit den Blicken folgte Niels
Hinrichsen seinen Bewegungen, als Max sich einen Stuhl heranzog und sich
setzte. Hatte man ihm ein Beruhigungsmittel gegeben?
    "Da waren Pferde im Wald zu Besuch, ein Junges und seine
Mutter."
    Der Hauch eines Leuchtens tauchte in den Augen auf.
    "Sie haben mir den Stein gezeigt, auf den früher mal ein
Ritter mit seinem Schwert eingeschlagen hat. Wissen Sie, welchen ich meine? Den
mit der Rille."
    "Ja, die Ritter. Haben gekämpft." Die Stimme klang
krächzend und zugleich seltsam jung, wie die eines Kindes, was so gar nicht zu
dem faltigen Gesicht mit dem grauen Bart passen wollte.
    Max zögerte kurz. "Sie haben heute auch gekämpft, nicht
war?"
    Hinrichsen drehte den Kopf zur Seite. "Hab nix Böses
gemacht."
    "Das sag ich ja auch gar nicht." Max zögerte
erneut. "Kämpfen ist ja nicht immer böse. Manchmal muss man das."
    "Der Mann war böse."
    Max legte den Kopf schräg. "Welcher Mann?"
    "Die Frau hat mit ihm geschimpft und ihn gehauen, weil
er so böse war."
    "Meinen Sie die Frau, mit der Sie heute gekämpft
haben?"
    "Hab nicht gekämpft. Nicht wie die Ritter. Hatte doch
kein Schwert." Niels Hinrichsen sah auf seine schmutzigen Hände, die sich
deutlich von der strahlend weißen Decke abhoben, und schien sich zum ersten Mal
zu fragen, wo er eigentlich war. Er hob den Kopf und sah sich um.
    "Auf welchen Mann war die Frau denn böse?",
probierte Max es erneut, doch es hatte keinen Zweck mehr.
    Immer hektischer flog Niels' Blick hin und her, als versuchte
er zu begreifen, wie er hierhergekommen war. "Wo ist meine Mütze? Ich will
meine Mütze haben! Die brauch ich!" Er war lauter geworden, richtete sich
im Bett auf und machte Anstalten, aufzustehen.
    "Herr Hinrichsen, bleiben Sie man lieber liegen. Sie
sind doch verletzt, haben Sie das schon vergessen?"
    Doch der Mann schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Tränen
stiegen ihm in die Augen, als er mit seinen ungeschickten Fingern den sauberen
Baumwollstoff seines Nachthemdes befühlte. "Wo ist meine Jacke?",
schrie er. "Wer hat mir meine Jacke weggenommen?" Er begann zu
zittern, die Unterlippe schob sich vor wie bei einem Kleinkind, das jeden Moment
zu brüllen anfangen konnte. Mühsam schlug er die Decke zurück.
    Max holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er sagte
nichts, sondern sah den Mann in dem Bett vor sich einfach nur an. Er dachte an
gar nichts und spürte langsam, wie er selbst von einer tiefen Ruhe erfasst
wurde. Sein Atem ging ganz regelmäßig, und er tat nichts weiter, als einfach
nur da zu sein und den schreienden Mann vor sich zu betrachten.
    Allmählich beruhigte Niels Hinrichsen sich wieder. Er begann,
leise zu schluchzen und ließ den Kopf hängen. Er zitterte immer noch, und sein
magerer, nackter Leib bebte. Erschöpft ließ er sich wieder in die Kissen sinken
und schloss die Augen. Gerade, als Max ihn wieder zudecken wollte, wurde die
Tür aufgerissen, und ein Pfleger und eine Krankenschwester stürmten ins Zimmer.
    "Was ist denn hier los?", wollte der Mann wissen.
Niels Hinrichsen riss erschrocken die Augen auf und begann unvermittelt zu
brüllen. Er schoss in die Höhe und fing an, wild um sich zu schlagen, Max konnte
sich gerade noch rechtzeitig ducken, um keine gewischt zu bekommen. Als der
Pfleger Hinrichsen am Arm festhalten wollte,

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