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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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musstest nichts erklären. Lutz wusste sofort
Bescheid." Max schwieg kurz, als er an einer großen Kreuzung links abbog.
"Er hat seine Sache gut gemacht. Wusste sofort, wie er den Jungen
kriegt."
    Lina nickte langsam. "Immer wenn ich das Gefühl habe,
einer steckt noch nicht zu tief drin, bring ich ihn ins Dojo. Du hast ja die
Gegend gesehen, ist nicht gerade vom Feinsten. Lutz hat es sich zur Aufgabe
gemacht, sich um die zu kümmern, die am Schlimmsten dran sind. Bei den meisten
teilen wir uns dann die Mitgliedsbeiträge für den Verein." Warum erzählte
sie Max das? Warum hatte sie ihn überhaupt mitgenommen? Das alles ging ihn doch
gar nichts an. Trotzdem tat es gut. Bisher hatte sie ihr Privatleben strikt vom
Beruf abgekoppelt, vielleicht hatte sie sich sogar ein Stück verstellt. Darüber
wollte sie jetzt nicht weiter nachdenken, aber sie wusste, dass sie sich Max
gegenüber nicht zu verstellen brauchte.
    "Und du und Lutz, seid ihr zusammen?" Max hielt das
Lenkrad locker umfasst und warf Lina lediglich einen raschen Seitenblick zu.
Sie spürte sein Interesse, und irgendwie freute sie das.
    "Lutz ist …", sie lachte kurz auf, "mein
anderer Bruder." Mein Gott, dachte sie flüchtig, dann betreibe ich ja
Inzest. Aber trotzdem, die Beschreibung gefiel ihr. Sie traf auf Lutz genauso
zu wie auf Max, wenn auch auf andere Weise. Lutz war eher der Kumpel, mit dem
sie durch dick und dünn gehen und sich die Nächte um die Ohren schlagen konnte.
Lutz war immer für sie da, ohne sie je zu irgendetwas zu drängen. Lutz gehörte
einfach dazu, ein Leben ohne ihn wollte und konnte sie sich nicht vorstellen.
Max dagegen war der Stille, Zurückhaltende, der sie auf unspektakuläre Weise
gut kannte, so wie es bei Geschwistern manchmal der Fall war. Mehr als einmal
hatte sie in der letzten Zeit das Gefühl, dass er tief in sie hineinblickte,
tiefer als ihr lieb war, vielleicht sogar tiefer, als ihr eigener Blick ging.
    Max zwinkerte ihr zu. "Noch ein Bruder? Eine
interessante Familie hast du."
    Lina verschluckte sich fast. Wenn du wüsstest, dachte sie.

11
    D ie ruhige, grüne Seitenstraße
mit den alten Gründerzeithäusern lag ganz in der Nähe der Universität. Zu Katja
Ansmanns Wohnung war es nicht weit, zu Fuß waren es kaum mehr als zehn Minuten.
Doch das Grindelviertel mit den seinen Studenten wirkte um einiges lebendiger
als das betuliche Rothenbaum gleich daneben.
    Als Lina ankam, war es kurz nach zehn. Sie war nur kurz im
Präsidium gewesen, wo Hanno die Aufgaben für heute verteilt hatte. Max hatte
inzwischen herausgefunden, wer für die Kartierung des Niendorfer Geheges
zuständig war – eine selbständige Biologin, kein Behördenmitarbeiter.
Lina hatte sich den Zettel mit dem Namen, Telefonnummer und Adresse der Frau
geschnappt. Eigentlich hätte es auch ein Anruf getan, doch Lina war jede
Ausrede recht gewesen, um bei diesem schönen Wetter rauszukommen. In einer
riesigen Platane vor dem Haus machte eine Horde Spatzen einen ungeheuren Lärm.
Es war warm, Lina blieb einen Augenblick in der Sonne stehen und genoss die
relative Ruhe um sie herum, ehe sie sich seufzend wieder ihrer Arbeit zuwandte.
    Wie sich herausstellte, hatte Franziska Leyhausen gar kein
eigenes Büro, sondern nur einen Platz in einer kleinen Bürogemeinschaft,
zusammen mit zwei weiteren Biologen und einem Geologen. Ein Mann öffnete die
Tür und stellte sich als Klaus Beck vor, nachdem Lina ihm ihren Dienstausweis
gezeigt hatte.
    "Franka ist nicht hier", erklärte er, "im
Sommer sind die Biologen meistens den ganzen Tag draußen unterwegs."
    "Wissen Sie, wo sie ist?", fragte Lina.
    "Im Niendorfer Gehege", erwiderte Beck. "Da,
wo letzte Woche dieser Mord passiert ist." Endlich dämmerte es dem Mann.
"Wollen Sie deswegen mit ihr reden?" Und als Lina nickte, fügte er
hinzu: "Da sind Sie bei ihr genau an der richtigen Stelle, sie kartiert dort
nämlich gerade das Gelände und kann Ihnen vermutlich alles darüber erzählen.
Sie müssten sie über Handy erreichen können. Warten Sie, ich gebe Ihnen die
Nummer."
    "Nicht nötig, die habe ich", bremste sie den Mann,
der schon dienstbeflissen sein eigenes Handy vom Schreibtisch genommen hatte.
    "Soll ich ihr etwas ausrichten?", fragte Beck.
    "Nein danke, nicht nötig. Ich denke, ich versuche, sie
gleich im Wald zu treffen."
    Klaus Beck schien es zu bedauern, dass er ihr nicht weiter
behilflich sein konnte, und verabschiedete sich beinahe euphorisch von Lina.
    Als sie wieder im Auto saß, stöpselte sie ihr

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