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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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Handy in die
Freisprecheinrichtung, startete den Motor und wählte gleichzeitig die Nummer
der Biologin. Es klingelte fünfmal, ehe abgenommen wurde. Eine Frauenstimme
sagte zögernd: "Ja bitte?"
    "Frau Leyhausen? Hier ist Lina Svenson, von der Kripo
Hamburg. Ich ermittle in dem Mordfall im Niendorfer Gehege, von dem Sie
sicherlich gehört haben, und in dem Zusammenhang hätte ich ein paar Fragen an
Sie."
    Schweigen. Dann, wieder zögernd: "Was wollen Sie denn
wissen?"
    Lina bog auf die Grindelallee ein, die immer geradeaus direkt
nach Niendorf führte – wobei sie allerdings einige Male ihren Namen
wechselte. "Sie kartieren doch zurzeit das Gelände, wenn ich richtig
informiert bin. Die Frage mag Ihnen vielleicht seltsam vorkommen, aber sind
Ihnen vielleicht irgendwelche Pflanzen aufgefallen, die jemand umgesetzt
hat?"
    Wieder Schweigen. Aus den Lautsprechern des Wagens hörte Lina
das Dröhnen eines Flugzeugs, das in diesem Moment über den Wald hinwegfliegen
musste. "Frau Leyhausen, sind Sie noch dran?"
    Die Frau am anderen Ende der Leitung räusperte sich.
"Ich bin noch dran. Und ja", fügte sie langsam hinzu, "ich habe
solche Pflanzen gesehen."
    Linas Herz begann zu klopfen. Etwas an der Stimme der Frau irritierte
sie. Sie drückte stärker aufs Gaspedal. "Frau Leyhausen, ich bin gerade
auf dem Weg ins Niendorfer Gehege. Könnten wir uns vielleicht dort treffen, und
Sie zeigen mir die Stellen?"
    "Wie meinen Sie das?", fragte Franka Leyhausen.
    "Äh, ich meine, wir treffen uns, und dann gehen wir
zusammen …"
    "Ich meinte nicht Sie", unterbrach Frau Leyhausen
sie. "Ich stehe gerade dort, wo es passiert ist, und ich weiß auch, wer …
Nein!" Das letzte Wort war nur noch ein Aufschrei. Es folgte ein Knirschen
und Knacken, dann war die Leitung tot.

 
    Lina schnappte sich das griffbereite Blaulicht, klemmte es ans
Dach ihres Zivilwagens, schaltete die Sirene ein und gab Gas. Die meisten Wagen
vor ihr wichen auf die rechte Spur aus, nur so ein Depp im schwarzen Audi
raffte nichts, so dass sie kurz auf die Gegenfahrbahn ausscheren musste, wo ein
silberner Mercedes gerade noch ausweichen konnte. Am Siemersplatz hatte sie
Rot, doch statt zu warten, bis die Autos vor ihr sich bequemten, ihr Platz zu
machen, raste Lina über die Rechtsabbiegerspur, polterte über eine kleine
Verkehrsinsel und bog mit quietschenden Reifen wieder auf die Kollaustraße ein.
Als sie hinter der Kreuzung halbwegs freie Fahrt hatte, forderte sie über Funk
Verstärkung an. Zum Glück hatte sie eine genaue Ortsangabe, wohin sie die
Kollegen schicken konnte. Anschließend rief sie Hanno an und erstattete mit
knappen Worten Bericht. Ihr Navi dirigierte sie links auf eine Nebenstrecke und
dann in immer kleiner werdende Straßen, bis sie schließlich direkt an der Kollau
an einer Eisenbahnunterführung landete, wo sie mit dem Wagen nicht weiterkam.
Fluchend sprang sie aus dem Auto und sprintete los. Ein Stück den Wanderweg
zwischen Kollau und Bahndamm entlang, über eine schmale Brücke und dann rechts
ein kleines Stück auf einem Rundwall entlang. Eine Spaziergängerin sah ihr
erstaunt nach, aber Lina kümmerte sich nicht darum. Ihr Atem ging regelmäßig,
und trotz ihrer kurzen Beine flogen die Büsche und Bäume nur so an ihr vorbei,
während sie sich fragte, was zum Teufel hier eigentlich los war.
    Wenige Meter von der Stelle entfernt, wo vor vier Tagen
Philip Birkner tot im Unterholz gelegen hatte, sah sie einen Mann und eine Frau
miteinander ringen. Eng ineinander verhakt wälzten sie sich vom Kiesweg in den
Grünstreifen daneben, bis die Frau unten lag. Der Mann schien die Hände um den
Hals der Frau gelegt zu haben. Als Lina noch etwa vierzig Meter entfernt war,
sah sie, wie die Frau einen faustgroßen Stein ergriff und damit auf den Kopf
des Mannes einschlug. Sie hörte einen erstickten Schrei, dann war sie nah
genug, um das Blut aus einer Wunde an der Schläfe tropfen zu sehen. Die Frau
schrie gellend und hob den Stein erneut in die Höhe.
    Lina packte den Mann am Kragen und riss ihn zurück. Er war
zwar groß, aber hager und leistete keinen Widerstand, sondern sackte wortlos
zusammen. Die Frau, von der sie vermutete, dass es sich um Franziska Leyhausen
handelte, schrie noch immer und hatte die Augen zusammengekniffen. Lina hielt
ihre Hand fest und entwand ihr vorsichtig den Stein.
    "Was ist hier denn los?"
    Sie hob den Kopf und sah einen jungen Mann auf sich zulaufen.
An seiner Jacke erkannte sie irgendein städtisches Abzeichen,

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