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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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Schweigen
aus. Franziska Leyhausen öffnete ein paarmal den Mund, um etwas zu sagen,
schloss ihn jedoch immer wieder. Lina hatte Mitleid mit ihr, und um sie
abzulenken, fragte sie, wie lange sie Daniel Vogler schon kenne.
    "Seit zwei, drei Jahren. Wir haben uns über so eine
Online-Partnerbörse kennengelernt." Die Frau zuckte die Schultern.
"Daniel ist ein netter Kerl, aber die Beziehung hat nur ein paar Monate
gehalten." Die Frau wischte sich mit der Hand übers Gesicht. "Kurz nachdem
wir uns kennenlernten, hat er sich eine Wohnung gekauft und gemeint, ich könne
ja bei ihm einziehen, aber das ging mir dann doch etwas zu schnell." Sie
lächelte schief. "Und ich habe mir zwei Umzüge erspart, denn ein paar
Wochen später war es schon wieder vorbei."
    Lina horchte auf. "Er hat sich eine Wohnung gekauft?
Wann?"
    Frau Leyhausen dachte nach. "Vor etwa zwei Jahren muss
das gewesen sein, aber es sieht immer noch aus, als sei er gerade erst
eingezogen. Er hat immer noch keine Flurgarderobe, und sein Kleiderschrank
besteht aus mehreren Umzugskartons." Sie zuckte die Achseln. "Ist ja
schließlich seine Wohnung. Und so oft bin ich auch nicht da."
    Lina wippte nachdenklich in ihrem Stuhl hin und her.
"Wissen Sie zufällig, wie er die Wohnung finanziert hat? Der Wohnungsmarkt
in Hamburg gehört ja nicht gerade zu den billigsten."
    "Er hat gemeint, er hätte ein bisschen was geerbt, und
…"
    In diesem Moment kam Alex zurück, und Lina sah ihm an, dass
es Neuigkeiten gab. Ohne sich hinzusetzen, sagte er: "Frau Leyhausen,
kommen Sie bitte mit. Sie werden dem Haftrichter vorgeführt."
    "Haftrichter?" Die Frau wurde blass. "Aber …
aber ich habe doch nichts getan! Ich habe Philip doch nicht umgebracht! Ich
…"
    "Frau Leyhausen", sagte Alex, "die Fakten
sprechen gegen Sie. Sie geben zu, zum Todeszeitpunkt von Philip Birkner mit ihm
zusammen gewesen zu sein, und Sie räumen ein, ihn tätlich angegriffen zu
haben."
    "Aber …"
    "Zudem gibt es einen Zeugen, der beobachtet hat, wie Sie
Herrn Birkner geschlagen haben."
    Hilfesuchend wandte Franziska Leyhausen sich an Lina, doch
diese konnte nur bedauernd die Schultern heben. "Tut mir leid." Leise
fügte sie hinzu: "Ich glaube Ihnen."

12
    S ehr zu Hannos Verdruss und
Linas Erleichterung ließ der Richter Franziska Leyhausen unter der Auflage
frei, die Stadt nicht zu verlassen und sich morgen früh Punkt acht Uhr wieder
im Polizeipräsidium zu melden.
    Die Jarrestadt in Winterhude bestand aus einer einheitlichen
Bebauung mit dunklem Rotklinker aus den zwanziger Jahren des letzten
Jahrhunderts. Franziska Leyhausen bewohnte eine kleine Zweizimmerwohnung in
einer ruhigen Seitenstraße mit Blick auf den begrünten Innenhof. Lina und Alex
waren mit ihr vom Polizeipräsidium hierhergefahren, ein Wagen der
Spurensicherung folgte ihnen, um im Bedarfsfall sofort vor Ort zu sein. Was für
ein Bedarfsfall?, fragte Lina sich. Erwarteten Hanno und Alex etwa, noch eine
Leiche unter Franziska Leyhausens Bett zu entdecken? Oder die Tatwaffe unter
der Spüle? So dämlich war die Biologin garantiert nicht. Der Frau war es
sichtlich unangenehm, mit so einer Eskorte nach Hause gebracht zu werden, aber
sie sagte nichts, als sie barfuß den kurzen Weg zur Haustür und hinauf in den
zweiten Stock ging.
    Alex bat sie, im Flur zu warten, und ging langsam durch die
Räume, wobei er sich aufmerksam umschaute. Hier und da öffnete er eine
Schranktür oder eine Schublade, vor allem unter die Spüle warf er einen langen
Blick. Lina, die im Flur neben Frau Leyhausen wartete, verdrehte die Augen.
    "Was sucht Ihr Kollege denn?", fragte Frau Leyhausen
und fügte spöttisch hinzu: "Vielleicht kann ich ihm ja helfen, ich kenne
mich hier nämlich aus."
    Lina zuckte bedauernd die Schultern, sagte aber nichts. Die
Frau hatte ja recht.
    Schließlich befand Alex, dass die Verdächtige keinen Schaden
anrichten konnte, wenn sie die Zimmer ihrer Wohnung betrat, und nickte den
beiden Frauen zu.
    "Frau Leyhausen, wir müssen auch noch die Kleidung
mitnehmen, die Sie Donnerstagabend getragen haben."
    Die Frau seufzte schicksalsergeben und ging ins Schlafzimmer.
Sie öffnete den Kleiderschrank und holte eine Hose heraus, dann kramte sie aus
einer Kommode einen BH, Slip und T-Shirt hervor. "Bei den Socken bin ich
mir nicht sicher", sagte sie, an Lina gewandt. "Wollen Sie
sicherheitshalber alle mitnehmen?" Das sollte vermutlich bissig klingen,
doch sie wandte rasch den Blick ab, um ihre Tränen zu verbergen.
    Lina konnte sich

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