Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
einen lächerlichen Streit, gleich hinter dem Zelt neben der Bavaria.« Max war klar, dass man so normalerweise kein Mordgeständnis bekam. Aber vielleicht würde der betrunkene Passauer ja auf die Provokation hereinfallen und sich verplappern. Hatte es alles schon gegeben.
»Aha. Ja, da sieht man es mal. Lauter Justizirrtümer. Einer nach dem anderen. Nein, am Samstag waren wir nicht hier. Da haben wir daheim in Passau gearbeitet, leider. Baubranche, Sie wissen schon. Da kann man nicht einfach blaumachen, wenn ein Auftrag hereinkommt. Schon gar nicht, wenn man nur eine kleine Bauschlosserei hat, wie der Rudi und ich. Wir wären lieber auf ein paar Maß nach München gefahren. Glauben Sie mir.« Verplappern hörte sich anders an. Pech gehabt.
»Das glaube ich Ihnen gern. Ja, dann sage ich danke für die Auskunft, Sepp. Machen Sie es gut. Und viel Glück bei Ihrer unglückseligen Sache. Ihnen auch, Rudi.« Max steckte sein Notizbuch und den Stift wieder ein, winkte ihnen zum Abschied zu und drehte sich um. So besoffen war der nun auch wieder nicht, dachte er. Hat sich sogar noch an den Samstag erinnert. Aber ich habe die Fotos und gehe gleich mal damit herumfragen. Sicher ist sicher. Vielleicht lügt er ja, und sie waren doch am Samstag hier. Ich glaube es zwar eigentlich nicht. Aber glauben heißt schließlich nicht wissen. Eben.
»Und wann steht es in der Zeitung? Gleich morgen?«, wollte Sepp noch wissen.
»Kann ich nicht genau sagen. Schauen wir mal, wann wir es unterbringen können«, erwiderte Max im Gehen.
»Aha.«
Sepp blickte ihm nach, bis der um die Ecke verschwunden war. Dann trottete er nachdenklich zu Rudi zurück und setzte sich neben ihn auf die harte Pritsche. Sie sahen sich kurz achselzuckend an und schwiegen anschließend gemeinsam.
Max bedankte sich bei dem freundlichen Uniformierten von vorhin und trat in die laue Herbstnacht hinaus. Ein Bier wäre jetzt nicht schlecht, dachte er. Am besten gehe ich in unser Zelt und höre mich bei der Gelegenheit noch mal dort um. Vor dem Eingang zeigte er erst einmal die Fotos von Sepp und Rudi bei den Frauen hinter den Verkaufsständen herum. Aber keine von ihnen wollte die beiden am Samstag gesehen haben. Auch die Wachleute vor und neben dem Zelt konnten sich nicht an Sepp oder Rudi erinnern.
Nachdem er so gut wie alle Angestellten rund um das Zelt befragt hatte, war Max’ Durst fast nicht mehr auszuhalten. Er ging hinein und fand gleich einen Platz am Tisch einer fröhlich feiernden Gruppe von Russen. Sie sangen laut, tranken flott und strahlten allesamt über beide Wangen.
Die flachsblonde üppige Kellnerin brachte Max sein Bier. Bei der Gelegenheit hielt er ihr die Fotos der beiden Passauer unter die Nase. Auf seine Frage, ob sie die zwei hier am Samstag gesehen hätte, schüttelte sie vehement den Kopf.
»Die wären mir bestimmt aufgefallen«, meinte sie. »So stark und fesch, wie sie ausschauen. Die waren am Samstag bestimmt nicht hier in meinem Service. Fragen Sie lieber mal bei meinen Kolleginnen nach. Vielleicht wissen die mehr.«
Er bedankte sich und bezahlte seine Maß. Kaum hatte er den ersten Schluck getrunken und sein Glas wieder auf dem Tisch abgestellt, legte der große Russe rechts von ihm den Arm um ihn.
»Moskau!«, rief er ihm ins Ohr und zeigte dabei auf sich und seine Freunde.
»Thalkirchen!«, rief Max zurück und zeigte auf sich. Dann hob er erneut seinen Krug und stieß mit allen am Tisch an.
»Nastarovje!«, riefen sie dabei durcheinander.
»Prost!«, kam es von Max. »Nix Nastarovje! Prost!«
»Prost?«
Der schwarzhaarige Riese neben ihm deutete auf die Gläser und sah ihn fragend an.
»Prost!«, bestätigte Max und stieß noch mal mit ihm an.
»Aha. Gut. Ich spreche wenig Deutsch. Jetzt ich weiß Prost. Prost!« Der Bär aus der Taiga trank einen Schluck.
»Ich Iwan«, stellte er sich dann vor.
»Ich Max«, antwortete Max. »Prost, Iwan.«
»Prost, Max.«
Sie stießen erneut miteinander an.
»München gut!«, meinte Iwan, als sie fertig getrunken hatten.
»München gut!«, Max nickte.
»Moskau auch gut!« Iwan grinste.
»Aha!«
»Moskau viel Wodka. Schöne Mädchen. Gut?«
»Logisch. Sehr gut sogar.«
»Ah. Nix gut … Sehr gut.« Iwan hatte verstanden. Er hob seinen rechten Zeigefinger und machte ein Gesicht wie ein Erstklässler, der gerade erfolgreich erklärt bekommen hat, dass zwei plus zwei nicht fünf ist.
»Genau, sehr gut.« Max grinste. Wenn das den ganzen Abend so weitergeht, verschwinde ich
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