Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Moment nicht, fürchte ich, Herr Raintaler.«
»Na gut. Dann lassen wir es dabei bewenden. Bitte rufen Sie mich an, falls Ihnen noch etwas einfällt. Es ist ja sicher auch in Ihrem Interesse, dass ich Schorschs Mörder erwische.« Max reichte ihm seine Visitenkarte.
»Gern.« Bernie nahm die Karte an sich und schenkte Max einen treuen Dackelblick aus seinen schönen wasserblauen Augen.
»Alles klar. Dann auf Wiederschauen, Herr Schweitzer. Bleiben Sie sitzen. Ich finde allein raus.«
Max erhob sich und ging zur Tür. Als er unten auf die Straße trat, bemerkte er, dass es für halb sieben an einem Septembertag kurz vor Anfang Oktober immer noch extrem warm war. Na dann, nix wie ab auf die Wiesn und erst einmal eine schöne kühle Maß, dachte er. Und danach direkt zur Wiesnwache.
18
Tja, da starrst du mich nun an aus diesem beschlagenen, alten Badezimmerspiegel. Vielleicht sollte ich dich heute einmal besonders gründlich rasieren. Weil der große Schorsch Huber seit vorgestern endgültig Vergangenheit ist. Das hat er jetzt davon. Er hat dich schlecht behandelt und dafür durfte er büßen. Irgendwann siegt die Gerechtigkeit eben immer. So einfach ist das. Wie herrlich, seit zwei Tagen gibt es nun schon Anlass zur Freude. Er war nicht anders als mein Vater, dieser gewissenlose Teufel.
Vater hat mich als Kind immer nur schlecht behandelt. Jede Woche setzte es Prügel. Ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen. Mutter schlug er beinahe täglich. Einen Grund dafür fand er immer. Es brauchte ihm nur einmal das Essen nicht zu schmecken, was oft genug vorkam, sofort zog er seinen Gürtel aus den Schlaufen, packte sie an den Haaren und zerrte sie ins Schlafzimmer. Man hörte nur noch ihre Schreie, laut und lang. Ich mag gar nicht daran denken. Was für ein Schwein. Wenn er am nächsten Tag in der Arbeit war, blieb sie oft bis mittags im Bett liegen. Sie konnte nicht anders, hatte überall blaue Flecken und offene Wunden. Ihren Rücken, auf den er mit dem Gürtel eingeschlagen hatte, bekam ich nur ein einziges Mal heimlich zu Gesicht. Ansonsten hatte sie ihn ja immer vor mir versteckt. Hatte sich wohl zu sehr vor mir geschämt. Und bestimmt wollte sie ihr einziges Kind, das ihr alles bedeutete, nicht in ihr Leid mit hineinziehen. Ach Mutter, wie sehr ich dich geliebt habe.
Und dann dieser Tag, an dem er überraschend früher von der Arbeit heimkam. Das Essen war natürlich noch nicht fertig. Er herrschte sie an, warum sie solange zum Kochen brauche. Als Ernährer habe er doch wohl ein Recht auf ein anständiges und vor allem pünktliches Mahl. Ihre Hände zitterten beim Kartoffelschälen. Die Tränen liefen ihr in Strömen über das Gesicht. Ich sehe mich heute noch am Küchentisch sitzen, an dem ich gerade meine Hausaufgaben machte, Mathe, Algebra, schwierig. Und dazu diese unsägliche Angst.
Auf einmal packte er sie wieder mal an den Haaren und schlug ihr Gesicht gegen die Wand. Aus heiterem Himmel, ohne die geringste Vorwarnung. Bravo, Vater, ich höre noch das laute Knacken oder Klatschen. Es musste das Brechen ihrer Schädelknochen gewesen sein. Sie war auf der Stelle tot gewesen. Ich weiß noch genau, wie ich so schnell ich konnte aus dem Haus lief und so laut es ging um Hilfe rief. Brüllte nur, dass der feige Mörder meine Mutter erschlagen habe, den einzigen Menschen, der gut zu mir gewesen war. Ja, genauso war es. Sie kamen dann, um ihn abzuholen, und mich brachten sie in dieses beschissene Heim. Dort mussten wir Neuankömmlinge den Erziehern und den älteren Kindern zu Willen sein. Wir mussten sie auf ihr Kommando überall berühren und all diese anderen Dinge tun.
Am Anfang war es widerlich. Aber später gehörte ich selbst zu den Größeren und hatte meinen Spaß. Ich gab die Befehle, und die Kleineren mussten tun, was ich von ihnen verlangte. Einfach göttlich. Wenn sie nicht gehorchen wollten, gab es kräftig eins mit dem Gürtel hinten drauf, natürlich zu Recht und verdient. Genauso wie ihnen damals, ging es nun vor zwei Tagen diesem widerwärtigen Teufel Schorsch Huber. Er hat seine verdiente Strafe bekommen, sonst nichts. So, und jetzt werden wir dich erst einmal gründlich einseifen, mein Lieber, und dann eine frische Klinge in den Rasierapparat einlegen. Jawohl.
19
»Wir hätten da schon zwei betrunkene Burschen, die für einen Totschlag in Frage kämen. Zwei regelrechte Kleiderschränke aus Niederbayern. Die haben wir gerade aus dem Bierzelt gezogen. Zu fünft. Wir haben sie in
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