Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Gewahrsam genommen. Erst haben sie noch ewig lang randaliert. Aber Gott sei Dank sind sie jetzt einigermaßen friedlich.« Der Streifenbeamte der Wiesnwache legte einen Stapel Papiere beiseite und stand von seinem Schreibtisch auf.
Max hatte in dem Bierzelt, hinter dem Schorsch umgebracht worden war, noch eine schnelle Maß gegen seinen schlimmsten Durst getrunken und sich gleich anschließend hierher begeben.
»Wollen Sie die beiden sprechen, Herr Raintaler?«, fuhr der Beamte fort. »Möglich wäre es, noch dazu, weil Sie in Ihrem Mordfall mit dem Herrn Wurmdobler zusammenarbeiten. Dem überstellen wir die beiden zwar heute sowieso noch. Aber wenn Sie wollen, führe ich sie gleich schon mal hin.«
»Das wäre perfekt, wenn ich die Herren sehen dürfte. Dann könnte ich sie mit meinem Handy fotografieren und die Bilder nachher herumzeigen. Vielleicht erkennt sie jemand wieder.« Max hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, hier auf ein paar Maßkrugschläger zu stoßen, die auch Schorsch Huber auf dem Gewissen haben könnten. Frei nach dem Motto: Wer einmal schlägt, tut’s immer wieder. Umso überraschter war er, dass tatsächlich zwei Bilderbuchverdächtige einzusitzen schienen. Er folgte dem Beamten zur Zelle.
»Grüß Gott, die Herren. Raintaler ist mein Name. Ich hätte da mal ein paar Fragen an Sie«, begrüßte er den muskulösen Riesen mit dem breiten Schnurrbart und den dicken dunkelhaarigen Mann mit dem hochroten Kopf, die mit hängenden Schultern auf der Pritsche an der hinteren Zellenwand saßen, nachdem der Beamte wieder gegangen war.
»Wir reden aber nicht mit jedem«, erwiderte der Schnurrbartträger genervt.
»Ach, so. Ja, dann. Ich dachte, als Reporter von der Zeitung könnte ich Ihnen vielleicht behilflich sein, indem Sie mir Ihre Version vom Tathergang schildern. Aber gut, wenn Sie nicht wollen.« Max drehte sich um und schickte sich an zu gehen. Nüchtern sind die wirklich nicht, dachte er. Bestimmt können sie sich nicht einmal daran erinnern, dass sie vorgestern bereits gelebt haben.
»Warten Sie.« Der muskulöse Riese stand von seiner Pritsche auf und kam wankend an die Gitterstäbe. »Sie sind von der Zeitung, sagen Sie?«, fragte er Max, als er vor ihm stand, und blies ihm dabei seine deftige Fahne ins Gesicht.
»Stimmt genau. Raintaler ist mein Name.« Max drehte sich zum Einatmen zur Seite, um zu vermeiden, auf den Schlag einen Vollrausch zu bekommen.
»Aha. Ich bin der Sepp, und der da hinten ist der Rudi.« Er zeigte auf seinen übergewichtigen Freund, der nach wie vor wie ein großer Sack Mehl auf seiner Bank saß und dabei einen völlig erschöpften Eindruck machte.
»Und Sie würden wirklich unsere Geschichte in der Zeitung bringen? Aus unserer Sicht?«
»Wenn sie interessant genug ist.« Max kramte sein Handy aus der Hosentasche hervor.
»Aber vorher würde ich gern ein Foto von Ihnen machen«, fuhr er währenddessen fort.
»Damit? Das macht doch keine Bilder, die für die Zeitung taugen.« Sepp zeigte auf das winzige Handy, das Max jetzt in der Hand hielt, und sah ihn mit einem misstrauischen Blick an.
»Haben Sie eine Ahnung. Das ist das neueste Modell. Wenn ich auf Reportage gehe, mache ich alle meine Fotos damit.«
»Wirklich?«
»Selbstverständlich.« Max’ perfekt gespielter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Behauptung.
»Na gut. Rudi komm her! Wir werden fotografiert.« Sepp hatte sich umgedreht und winkte seinen Mitgefangenen herbei.
»Von der Polizei?«, fragte der.
»Nein, von einem Reporter.«
»Ich mag keine Reporter.«
»Ich auch nicht, Rudi. Aber das Bild muss sein. Jetzt komm schon.«
»Na gut.« Der Dreizentnerkoloss mit dem roten Gesicht erhob sich ächzend von seinem Platz und schleppte sich zu ihnen ans Zellengitter.
Dann schoss Max seine Fotos. »So und jetzt erzählen Sie mal. Was war los?«
»Das war so«, begann Sepp, während Rudi wieder zu seinem Sitzplatz schlurfte. »Wir sind heute Morgen von Passau hergekommen, um hier auf der Wiesn ein paar Maß mit guten Freunden aus München zu trinken. Das haben wir dann auch getan. Bis auf einmal dieser Norddeutsche an unseren Tisch kam.«
»Ein Hamburger?«
»Nein, ich glaube, der war eher aus Köln. Auf jeden Fall von irgendwoher nördlich vom Weißwurstäquator. Ist ja auch egal. Ein richtiger Saupreiß war er halt, wie man sie kennt. Sie verstehen mich schon, Herr Raintaler.«
»Logisch.« Max musste sich ein Grinsen verbeißen.
»Plötzlich
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